Der Typ des "ehrpusseligen Pfarrers"
ist überwiegend mit sich selbst beschäftigt.
Wenn er sich mit dem wichtigsten Menschen
auseinandersetzt, den er
kennt, fragt er etwa am Sonntag: Wie ist dieser Gottesdienst angekom-
men? - und nicht: Wem hat er Trost geschenkt, wem Hilfe, wen hat
er
in seinem Glauben weitergebracht und wer ging fröhlicher
nach Hause,
als er gekommen ist?
Bei einer Gemeindeveranstaltung interessiert ihn vor allem, ist
die Presse
auch vertreten und hinterher beim Aufschlagen der Zeitung: Wird
mein
Name genannt, und bin ich auf einem Bild zu sehen? - und nicht:
Wurde
die Gemeinschaft gestärkt, hat die Veranstaltung Menschen
für Gottes
Sache gewonnen und ist in der Presse so berichtet worden, daß
es auch
denen, die nicht dabei waren, einen richtigen Eindruck vermittelt?
Er hält sich für den Kopf,
das Antlitz, die Seele und das Herz der Gemeinde!
Für die weniger ehrenhaften Glieder der kirchlichen Gemeinschaft
(vgl. 1. Kor. 12,20ff) wüßte er ohne längeres
Nachdenken zahlreiche Beispiele
zu nennen.
Seine Bühnen zur Selbstdarstellung
hat er vor dem Altar, auf der Kanzel,
im Gemeindehaus, im Kirchenvorstand und oft auch - er kriegt nie
genug -
im Pfarrhaus.
Doch auch der ehrpusselige Pfarrer
hat gute Eigenschaften:
Er kann sich wie ein Kind freuen, wenn er in der Zeitung sein
Bild entdeckt
oder ein Gemeindeglied der Nachbargemeinde am Ausgang seiner Kirche
äußert: "Wie Sie Gottesdienst halten, da kommt
einfach keiner mit!"