Fragen zum Sonntag Für Alsfelder Allgemeine vom 21.9.2019 Predigtwort zum 14. Sonntag nach Trinitatis: Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. 1. Mos. 2,15 Was für ein Auftrag! Wieviel Zutrauen Gottes zu den Menschen, wieviel Verantwortung: Wir sollen die Natur und die Schöpfung „bebauen und bewahren!“. Nicht ausbeuten und zerstören. Nicht hemmungslos nutzen und wie ein totes Ding behandeln. Aber auch nicht vergöttern und vergötzen, in Ehrfurcht erstarrt und ergeben in die manchmal auch zerstörerischen Kräfte der Natur. Aber es ist heute schwer geworden, ein angemessenes Verhältnis zur Schöpfung Gottes zu be- kommen und zu halten. Der „Garten“ ist ein enorm kompliziertes Geflecht von Beziehungen. Die Pflanzen, die Tiere, die Landschaft, der Mensch... Alles hängt zusammen. Was ich hier in den Ausguss spüle, wirkt sich 1000 km weiter (vielleicht in der Nordsee) aus. Wenn in Rußland ein Atomkraftwerk explodiert, geht bei uns radioaktiver Regen nieder. Die ganze Welt muss fürchten, dass ihr die Luft ausgeht, wenn in Brasilien die Tropenwälder weiter abgeholzt wer- den. Der Ausstoß an Treibhausgasen in den Industrieländern verändert das Klima der gesam- ten Erde. Und noch viele - beängstigende! - Beispiele könnte man nennen. Die Reaktionen der Menschen auf diese Vorgänge und Bedrohungen sind unterschiedlich: Ei- nige sind nur noch resigniert. „Es hat alles keinen Zweck mehr. Die Welt ist schon kaputt. Nichts mehr kann sie retten. Ich schon gar nicht.“ Aus dieser Haltung heraus bleiben sie untä- tig. Voller Angst starren sie auf die schlimmen Entwicklungen und sind wie gelähmt. Andere können nur klagen: „Das Meer ist verseucht. Die Flüsse sind Kloaken. Die Luft ist nicht mehr sauber. Die Böden ausgelaugt und vergiftet.“ Dass doch auch manches in den letz- ten Jahren besser geworden ist, wird nicht gesehen. Vor allem ist keine Freude mehr da an al- lem, was es doch neben dem Häßlichen und Bedrohlichen auch noch gibt: Eine Wiese am Waldrand, auf der in der Dämmerung die Rehe äsen. Ein Berg, hinter dessen Gipfel blutrot die Sonne versinkt. Ein Vogelschwarm am Ufer eines naturbelassenen Sees. - Und auch noch weniger romantisch: Die Wasserqualität von Main und Rhein ist wesentlich besser als noch vor 20, 30 Jahren! Und dann gibt es noch jene, die überhaupt kein echtes Verhältnis mehr zur Schöpfung und zum richtigen Leben haben. Sie gleichen dem Stadtkind, das sich wundert, als es die Kühe und die Hühner auf dem Land sieht, dass es wirklich lebendige Wesen hinter der Milch und den Eiern gibt. Sie scheinen vergessen zu haben, dass wir selbst von der Natur leben und Teil der Natur sind. So ist ihr Tun oft unüberlegt und leichtfertig. Sie bedenken die Folgen nicht, sind nicht fähig, sich die Auswirkungen vorzustellen, wenn sie einen Baum fällen, in ihrem Garten die chemische Keule schwingen oder durch ihren Mutwillen oder ihre Unvorsichtigkeit Öl ins Abwasser gelangt. Und noch andere Menschen gibt es. Und noch viele Verhältnisse, die Menschen zur Schöpfung haben. Allen könnte dieses Wort von Gott heute sagen: Es ist ein Garten, in den Gott seine Menschen - also auch dich! - gesetzt hat. Alles ist untereinander verbunden. Ein im Ursprung wunderbares Gefüge von staunenswerten Vorgängen. Wir Menschen sollen diesen Garten be- bauen. Wir dürfen in ihm arbeiten und gestalten. Gottes Segen liegt darauf. Aber wir sollen ihn auch bewahren. Wir haben Verantwortung für die wunderbaren Zusammenhänge. Wir sollen Gefahren abwenden und das Gute und Schöne im Garten nach Kräften erhalten. Und schließlich sollen wir nicht vergessen, dass Gott auch an seinem Garten liegt! Er gehört ihm. Es ist seine Schöpfung. Darum müssen wir ehrfürchtig und bedacht mit ihr umgehen. Aber wir müssen auf der anderen Seite auch nicht glauben, die Welt wäre schon zu nah am Ab- grund, als dass Gott und Menschen, die sich ihm verpflichtet wissen, sie noch retten könnten. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und gute Gedanken. Pfr. Manfred Günther (im Internet: http://www.predigt-eichendorf.de)