Fragen zum Sonntag Für Alsfelder Allgemeine vom 7.9.2019 Predigtwort zum 12. Sonntag nach Trinitatis: Der Apostel schreibt: Wir sind Gottes Mitarbeiter. 1. Kor. 3,9 Jeder, der dieses kurze Wort über diesen „Fragen“ liest, wird sich so seine Gedanken machen. Der Eine denkt vielleicht: Nun, das gilt für die Leute von der Kirche, zum Beispiel der Schrei- ber dieser „Fragen zum Sonntag“! Eine andere empfindet das als eine Anregung für sich selbst: „Ja, eigentlich sollte ich auch eine Mitarbeiterin Gottes sein. Ich bin doch getauft und konfirmiert; ich bin doch Christin...aber das ist lange her und wie wenig merkt man das noch! Ich müsste wirklich, ich sollte wieder einmal...“ Einem Dritten fällt da gleich jemand anderes ein: Er denkt an einen besonders frommen Men- schen aus seiner Umgebung. An einen, der sich sozial oder in seiner Kirchengemeinde enga- giert. Vielleicht freut er sich auch noch daran, „dass es so etwas heute noch gibt“! Ich will Ihnen sagen, wie ich dieses Wort höre: „Ihr seid Gottes Mitarbeiter!“ - Ich denke nicht an mich selbst oder an andere „Berufschristen“. Ich meine auch nicht, dass hier die schläfrig Gewordenen aufgeweckt werden sollen. Und ich kann das auch nicht nur auf bestimmte Men- schen beziehen, die sich in der Kirche oder sonstwo für eine Arbeit einsetzen, die den Mitmen- schen dient. „Ihr seid Gottes Mitarbeiter!“ Wir alle sind das. Ohne Ausnahme. Ohne Rücksicht auf „christliche Vorbildung“ oder Eignung, die wir dazu empfinden. Und wir sind es sogar, ob wir es wollen oder nicht! Zwei Gedanken und eine Voraussetzung, die ich mache, sprechen für diese Sicht: Wenn wir davon ausgehen, dass wir einen Gott haben, der uns geschaffen hat, dass wir also nicht durch Zufall oder blindes Geschick in dieser Welt sind, dann muß unser Leben auch irgendeinen Sinn haben. Und dieser Sinn kann für mich nicht heißen, einfach nur da zu sein und meine Jahre mehr oder weniger gut und kurzweilig herumzubringen. Ich bin überzeugt, dass diese Voraussetzung von nahezu allen Lesern dieser „Fragen“ geteilt wird. Der erste Gedanke nun, der daraus folgt, ist dies: Der Sinn meines Lebens muss zu tun haben mit dem Sinn, den andere Menschen in ihrem Leben finden. Wir sind ja ganz offensichtlich nicht für uns allein geboren. Immer umgibt uns Gemeinschaft, sei es die Familie oder unser Dorf, sei es unser Stadtviertel, unsere Straße oder die Kirchengemeinde. Ohne die anderen kann keiner leben. Also muss und wird mir daran gelegen sein, wie es den anderen Menschen geht, ob sie auch glückliche Lebensumstände haben, ob sie leiden müssen, ob sie hungern oder aber auch Frieden und Wohlstand genießen können. „Ihr seid Gottes Mitarbeiter!“, höre ich da nun als die unbedingte Forderung: Ihr sollt für an- dere da sein! Es kann euch nicht gleichgültig sein, ob euer Nächster in Not ist oder ob es ihm gut geht. Der Sinn eures Lebens ist unlösbar verbunden damit, dass auch eure Mitmenschen Sinn, Erfüllung und Zufriedenheit in ihren Tagen finden. Und das ist der zweite Gedanke zu der Behauptung: „Ihr seid Gottes Mitarbeiter!“ Ihr seid es auch dann, wenn ihr euch diesem Wort und seinem Anspruch entzieht oder besser: entziehen wollt! Weil der Sinn unseres Lebens, unser aller Leben, unauflösbar miteinander verbunden ist, wird auch mein Mitmensch in meinem Schweigen, meiner Gleichgültigkeit und meinem Mangel an Liebe auf das Wesen Gottes schließen. Anders gesagt: Ich stelle für ihn auch dann Gottes Liebe dar, wenn ich sie nicht übe, und ich trage auch dann SEIN Gesicht, wenn sich di- eses nicht freundlich und hilfreich dem Mitmenschen zuwendet. Und noch einmal anders: Ob wir das wollen oder nicht, die Menschen in unserer Nähe (und die in der Ferne auch!) werden immer aus unserem Verhalten auf unseren Gott und unseren Glauben an ihn zurückschließen: „Wenn das Christen sind, wie muss dann ihr Gott sein!?“ Das Ansehen Gottes stellen wir dar! Ich hoffe und wünsche für uns, dass dieses Ansehen durch uns gemehrt wird und das Urteil unserer Nächsten über uns und unseren Gott günstig ausfällt! Warum? Deshalb: „Wir sind Gottes Mitarbeiter!“ Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und gute Gedanken. Pfr. Manfred Günther (im Internet: http://www.predigt-eichendorf.de)