Predigt zum Beginn der Urlaubszeit Liebe Gemeinde! Sie kennen das schöne Spiel: "Ich packe meinen Koffer?" Wenn nicht, dann will ich es kurz erklären. Man sitzt im Kreis. Einer beginnt: "Ich packe meinen Koffer und tue hinein..." Früher in meiner Kindheit kam dann mit großer Sicherheit die "Zahnbürste"! Dann geht es weiter, der zweite ist dran: "Ich packe meinen Koffer und tue hinein..." Dann kam immer die "Rolle Klopapier" oder der "Waschlappen". Und jeder mußte immer wiederholen, was die Mitspieler vorher alles schon in den Koffer gepackt hatten: "Ich packe meinen Koffer und tue hinein...eine Zahnbürste, einen Waschlap- pen, ein Paar rote Socken..." - Ich denke, Sie haben das Spiel verstanden. Am Ende gewinnt der o- der die mit dem besten Gedächtnis. Ich habe einmal gedacht, dieses Spiel müßten wir heute morgen auch spielen. Heute paßte es ja gut. Die Urlaubszeit beginnt bald. Viele werden verreisen. Manche für ein paar Wochen. Andere immer einmal für einige Tage... Natürlich hätte unser Spiel etwas andere Regeln und Vorgaben: Wir wür- den vielleicht fragen: "Wenn wir als Christen eine Reise tun, was würden wir mitnehmen?" Und wir würden wohl versuchen, eine bestimmte Rangfolge einzuhalten: Das Wichtigste zuerst! Aber was wäre das Wichtigste? Wie würden wir beginnen: Ich packe als Christ meinen Koffer und tue hinein... Ach nein, wir wollen jetzt nicht "die Bibel" sagen. Das wäre etwas aufgesetzt! Die zu lesen, werden die meisten wohl im Urlaub nicht kommen! Und das darf ja auch einmal sein: Eine Zeit, in der wir wirklich nur abschalten, ausspannen, nichts tun... Wenn wir die Heilige Schrift lesen wollen, dann sollten wir's besser zu Hause tun und möglichst täglich. Ich packe als Christ meinen Koffer und tue hinein...meinen Glauben! Das wäre doch etwas!? Ich denke mir dabei: Auch im Urlaub will ich mich so verhalten, wie es meinem Glauben an Gott ent- spricht. Das soll man mir auch ruhig ansehen: Der gehört zu Gott! Die ist ein gläubiger Mensch! Ich werde also Gott in die sonst unverbindlichen Urlaubsgespräche bringen, ich werde vielleicht sagen, daß ich im Bibelkreis meiner Gemeinde bin und zu den Kirchgängern zähle... Alles gut und schön und richtig! Aber ich frage mich dabei: Ist dieses "Gepäckstück" wirklich das wichtigste? Was ist, wenn der Urlaub nun ganz und gar danebengeht? Wenn ich keine guten Kontakte knüpfen kann? Wenn ich mich über die Menschen, die Unterbringung, das Essen vielleicht nur ärgern muß und wenn zu allem Überfluß auch das Wetter nicht so ist, wie wir es uns alle wünschen? Wir spüren bei diesen Gedanken: Das wichtigste für die Reise liegt gar nicht in unserer Hand! Oder müßten wir vielleicht doch etwas anderes zuerst einpacken? Ich packe als Christ meinen Koffer und tue hinein...meine Liebe! Das könnte es sein! Die "Liebe" ist doch auch nach Paulus viel wichtiger als der Glaube. Könnte das dann nicht bedeuten, daß ich - ähn- lich wie der "Barmherzige Samariter" - auch fern von zu Hause, auch unterwegs unter fremden Menschen jedem mit der Liebe begegne, die meinem Glauben angemessen ist? Also freundlich zu je- dermann, zuvorkommend, nicht nörglerisch im Umgang mit dem Hotelpersonal, nicht ständig eine Beschwerde auf den Lippen über die lauten Leute im Nachbarzimmer oder das Essen, was halt nicht wie daheim schmecken kann! Schön, wenn wir die Liebe mit in den Urlaub nehmen! Aber was ist, wenn sie auf die Probe gestellt wird? Wir haben halt so unsere Art, die ist schwer abzulegen. Und es ist schließlich unser gutes Geld, das wir für die wichtigsten Wochen des Jahres bezahlt haben. Und man darf sich ja auch nicht alles gefallen lassen! Auch hier merken wir es genau: Es liegt nicht an un- serem Wollen allein, vielleicht nicht einmal zum größten Teil, ob wir die Liebe dann auch wirklich aufbringen und durchhalten... Vielleicht ist es also das: Ich packe als Christ meinen Koffer und tue hinein...meine Hoffnung! Wir haben schließlich so viele Wünsche: Daß es schön wird, dort, wo wir unseren Urlaub verbringen. Daß Wetter und die anderen äußeren Bedingungen so sind, daß wir uns wohlfühlen. Daß die Grup- pe, mit der wir verreisen, gut ist und die Zimmernachbarn, die Organisation der Reise, der piebe Gemeinde, weil wir das doch jetzt spüren, daß wir eigentlich gar nichts in unseren eigenen Händen haben, fangen wir am Besten mit unserem kleinen Spiel noch einmal an: Ich packe als Christ meinen Koffer und tue hinein...Gottes Segen. Ja, wie wäre es damit? Gottes Begleitung, seine Bewahrung, sein Schutz...und was alles noch sein Segen bedeutet. Dann hätten wir in der kommenden Urlaubszeit zwar immer noch nichts in unserer Hand, aber das wäre auch gar nicht wichtig! Wir selbst wären dann in Gottes guten Händen, in seiner Hut, unter seinen Augen. Wir müßten uns also nicht sorgen, daß wir irgendwo und an irgendeinem Ort in den kommenden Wochen auch nur einen Moment alleine sind und Gott fern von uns. Wir dürften mit dem Gedanken verreisen und jeden Morgen neu davon ausgehen, daß Gott als unser Freund mit in unserem Hotel wohnt, bei unseren Unternehmungen mit dabei und bei jeglichem unserer Kontakte als der unsichtbare Dritte anwesend ist. Und er wird es auch sein, der unseren Glauben jeden Morgen stärkt, unsere Liebe täglich erneu- ert und unserer Hoffnung immer wieder den langen Atem gibt. Ja, das ist es: Ich packe als Christ meinen Koffer und tue hinein...Gottes Segen. Mehr brauchen wir nicht. Und wie schön doch auch das: Dieser Segen paßt in jeden Koffer, so voll er auch schon sein mag. Dieser Segen braucht im Gepäck ja überhaupt keinen Platz - nur in unserem Herzen. Nun nimmt gewiß der eine oder die andere Anstoß an diesem Reden um Gottes Segen: Ist er denn etwas, das wir einfach so "einpacken" können, wie eine Reisetasche oder einen Rucksack? Sicher nicht. Er ist ja auch schon unendlich viel wichtiger und wertvoller als alles andere, was wir mitneh- men können. Aber sehen wir jetzt auch das: Gottes Segen ist uns verheißen! Gott will ihn uns schenken! Wenn wir das nur wollen, schickt Gott uns nicht mit leeren Händen auf die Reise! Wir dürfen also heute morgen ganz gewiß sein, daß wir von hier wirklich eine Kraft mitnehmen, die uns spürbar begleiten wird. Da geht heute eine Macht mit uns, die - eben wir unser Gepäck - immer da sein wird in den kommenden Wochen, wo auch immer wir sind. Darum war es vielleicht nicht so ganz verfehlt, wenn wir hier so gesprochen haben: Ich packe meinen Koffer... Aber vielleicht schließen wir das Spiel jetzt noch ab mit diesem Satz: Ich packe als Christ meinen Koffer und tue hinein...was ich nur an Glauben, Liebe und Hoffnung habe. Dazu alles sonst, was zum täglichen Leben in den paar Wochen nötig ist. Darüber hinaus mache ich mir keine Sorgen, ha- be ich keine Angst und keinerlei Befürchtungen: Gottes Segen ist mit mir, wenn ich fortgehe, wenn ich an fremdem Ort wohne und wenn ich heimkehre. Und wenn ich das jetzt so sage und bedenke geht mir noch eines auf: So ist das ja auch mit unserem Leben insgesamt! Auch unsere Lebensreise durch die Zeit hat doch diese Voraussetzung: Gottes Se- gen! Schon in unserer Taufe wird er uns versprochen! Bei unserer Konfirmation wird er erneuert. Bei unserer Trauung stellen wir uns gemeinsam unter seinen Schutz. Und am Ende unseres Lebens kehren wir unter seiner Verheißung ewig heim zu Gott. - Wie gut, daß es den Segen Gottes gibt! Wie schön, daß wir mit ihm rechnen dürfen! Wie wunderbar, daß unsere oft so verkehrte Art Gott nicht dazu bringt, uns seinen Segen zu verweigern! Wie habe ich vorhin gesagt: Beim Spiel "Kofferpacken" wäre es so: Am Ende gewinnt der oder die mit dem besten Gedächtnis. Auch das müßten wir jetzt ein bißchen verändern: Die mit einem guten Gedächtnis haben schon gewonnen! Ein gutes Gedächtnis nämlich bewahrt auf der Urlaubsreise und auf der Reise durch das Leben die Erinnerung daran, daß Gottes Segen bei uns ist und bleibt. Und wer das weiß, der hat wahrhaftig schon gewonnen, alles gewonnen! So wünsche ich jetzt Ihnen und mir eine gute Reise, große Gelassenheit beim Kofferpacken, das wirklich Wichtige braucht keinen Platz im Gepäck. Dann wünsche ich Ihnen ein gutes Gedächtnis dafür, daß der Segen Gottes Sie begleitet und überall und jederzeit bei Ihnen ist. Von der Kraft die- ses Segens her wünsche ich Ihnen schließlich täglich genug Glauben, Liebe und Hoffnung - und dann eine gute Heimkehr. - Allen, die zu Hause bleiben, wird der Segen Gottes genau so nah sein.