Erinnerungen an die Freizeitarbeit Textlesung: Apg. 2,41a.42 - 47 Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle Seelen, und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden. In diesen Versen ist so viel enthalten, was mich an unsere Gemeindearbeit und besonders an unsere Gemeindefreizeiten erinnert. "Sie blieben in der Gemeinschaft", heißt es hier und "alle, die gläubig geworden waren, waren beieinander" und "sie teilten alles und brachen das Brot miteinander" und "sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel", um miteinander zu beten und den Gottesdienst zu feiern. Und schließlich hören wir am Ende etwas von Freude und davon, daß Gott täglich Menschen zur Gemeinde hinzufügte. Doch: Das erinnert mich sehr an die vielen Freizeiten mit Jugendlichen, Kindern und Familien, die wir in den letzten Jahren hatten! Das war für die anderen Betreuer und mich sicher auch viel Arbeit und Mühe, aber es hat doch auch immer große Freude gemacht: Sieben oder 14 Tage lang in der Gruppe beieinander sein, so viel miteinander zu erleben, zu beten, zu singen, gemeinsam zu essen und zu spielen... Aber ich will gar nicht nur von unseren Freizeiten schwärmen. Ich möchte gern etwas davon an uns alle weitergeben. Was wir - die Teilnehmer dieser Freizeiten - in den Freizeittagen immer wieder besonders gespürt und erfahren haben, waren besonders zwei Dinge. Einmal dies: Wir brauchen die Gemeinschaft mit anderen Christen - heute mehr denn je! Wir können nicht leben von Geld und Gütern, von Arbeit und Konsum, von Luxus und Fernsehen. Wir brauchen einer den anderen. Und das ist zweite: Wir brauchen Gott, der unserem Leben Ziel, Maß und Richtung gibt, der uns liebhat und uns allen einen unendlichen Wert schenkt und zuspricht. Nun können sich viele hier wahrscheinlich nicht so recht vorstellen, wie das auf einer Freizeit so ist und zugeht. Ihnen fehlt die Erfahrung einer solchen längeren Zeit in der Gruppe. Aber auch schon unsere Gemeindekreise können ja etwas davon vermitteln, was das heißt: Mitmenschen zu haben, die für mich da sind und für die ich da sein kann, Mitchristen, die im gleichen Glauben stehen oder auch die gleichen Zweifel und Schwierigkeiten mit manchen Dingen des Glaubens haben. Weil ihnen vielleicht aber auch diese Erfahrungen noch neu oder nicht so vertraut sind, will ich jetzt einfach ein wenig von Gemeindefreizeiten und -kreisen erzählen: Einmal meinte eine Frau in einer Gesprächsgruppe über "die Werte, die heute unbedingt gelten müßten": Jeder würde sich doch seine Werte selbst setzen und zwar so, wie es ihm am besten gefällt. Aber, das fügte sie dann hinzu, so könnte es doch wohl nicht sein. Gemeinsam haben wir dann festgestellt, was für mich sehr schön den besten Grund und stärksten Antrieb ausdrückt, warum wir immer wieder nach Gott fragen und den Halt für unser Leben im Glauben suchen müssen: "Es muß einen Maßstab außerhalb unserer selbst geben, für Gut und Böse, Lüge und Wahrheit... Es muß etwas oder einen geben, der das Maß setzt für gelungenes oder verdorbenes Leben, für ein Tun und Lassen, das recht ist und sich lohnt und für ein Handeln, das verkehrt ist und unsere Gaben und Kräfte vergeudet." Und wir konnten in diesem Gespräch dann sehr dankbar erkennen, daß wir diesen Maßstab ja schon haben. Gott ist das Maß für all unsere Werte, sein Wort, seine Gebote sind uns vorgegeben, sein guter Wille über uns und allen Menschen läuft unserem Suchen voraus und ist Antwort für uns, noch bevor wir fragen. Ein anderes Mal meinte ein Mann im Bibelkreis unserer Gemeinde: Er glaube nicht, daß man auf Dauer überhaupt ohne Gott leben könne und ohne die Gemeinschaft mit den Menschen, die sich auf diesen Gott berufen. Dem Gegenargument, es gäbe doch aber so viele Leute, die ohne Gott auskommen und ihn gar nicht kennen, hielt er entgegen, was ihnen beim ersten Hören vielleicht ein wenig zu stark erscheint: "Das ist doch kein Leben! Die vegetieren doch nur dahin, ohne Sinn und ohne Erfüllung." Als wirklich treffende Beweise hat er dann ein paar sehr reiche Leute genannt, die sich teils trotz allen Reichtums das Leben genommen, teils auch noch am Leben sind, sich aber in den Alkohol, in Drogen oder auch zahlreiche Affären geflüchtet haben. Ein Leben in Saus und Braus, Reichtum und Luxus, aber einsam, ohne Menschen, mit denen ich gute Gemeinschaft habe, scheint nur schwer erträglich! Für mich war das ein klares, überzeugendes Wort für die Gemeinde und die Gemeinschaft. Es ist wohl so: Wenn Gott und die Gemeinschaft mit den Mitchristen fehlen, dann rettet kein Geld und kein Gut und nicht die Popularität, wie sie ein Weltstar "genießt". Lassen sie sich dazu ruhig ein paar der Größen aus Finanzwelt und Wirtschaft, dem Film- und Schowgeschäft einfallen, um die Wahrheit dieser Gedanken zu überprüfen. Mit Marilyn Monroe und Elvis Presley möchte ich sie auf die Fährte führen... Eine ganz wichtige Erfahrung in Sachen "Gemeinschaft" war für mich immer wieder, daß auch Mitfahrer, die zum ersten Mal bei einer Freizeit dabeiwaren, sich sofort und sehr gern in die eben auch christliche Gemeinschaft eingefügt haben. Ich bekenne es ganz offen: Manchmal schon hatte ich nicht bei allen Teilnehmern damit gerechnet. Aber meist fehlte nicht einer bei den sieben oder 14 Morgenandachten unserer Freizeiten, obwohl die Teilnahme immer völlig frei war. Auch bei unseren Gesprächen über christliche Zeitprobleme, wie sie im Bibelkreis oder auch anderen Gruppen geführt werden, kam noch nie der Eindruck auf, das müßte ja auch einmal besprochen werden in einem christlichen Kreis, zumal wenn die Bibel im Mittelpunkt steht... Nein, das war immer erwünscht und wurde sehr gern, interessiert und engagiert wahrgenommen! Alles das zeigt mir: Wir brauchen die Gemeinschaft unter Gottes Wort und seinen Leuten. Und ich sage das, obgleich ich sehr wohl sehe und weiß, wie viele Menschen - und es werden anscheinend immer noch mehr - wie viele Menschen heute vor Gott und seiner Sache davonlaufen. Und gerade dies war einmal das etwas bittere Gesprächsergebnis einer Freizeit: "Die Menschen unserer Tage ziehen sich mehr und mehr in ihre kleine Welt des Privaten zurück. Sie vereinzeln sich vor dem Fernsehschirm, vor dem Computer, in Luxushotels auf sündhaft teuren Femreisen oder bei Hobbies, an denen nicht einmal die anderen in der Familie teilhaben können." Aber das ist nur die eine Seite. Die andere ist die: Gerade daran werden die Menschen krank an Leib und Seele, gerade das, was sie doch selbst wählen und erstrebenswert finden, macht sie unglücklich, führt sie in seelische Leiden und treibt manche gar in den Gedanken, aus diesem Leben zu scheiden. Wir dagegen auf unseren Freizeiten und in unseren Gemeindekreisen erleben immer wieder, wie schön das ist, alles "miteinander zu teilen, beieinander zu sein, Gott zu loben und alles gemeinsam zu haben", wie es in den Worten des Predigttextes heißt. Und wieviel Freude hat uns das auch schon geschenkt! Liebe Gemeinde, ich möchte sie, die sie heute in die Kirche gekommen sind und doch wohl an Gott und der Gemeinschaft seiner Christen interessiert sind, noch einladen: In jeder Woche laufen bei uns einige Kreise in der Gemeinde. Morgen der Ehepaarkreis, der am Donnerstag Bibelkreis. Vier Kindergruppen - nach Alter gestaffelt - sind für die Kleinen unserer Gemeinde da. (Wir suchen übrigens für die eine oder andere Gruppe Betreuer und Betreuerinnen!) Im nächsten Monat fängt unser größter Kreis wieder seine Arbeit an: der Seniorennachmittag. Ab November treffen sich dann die Frauen wieder zu einem Winter mit einem schönen Donnerstagabend, voller Gedankenaustausch und anregender Lektüre. Schließlich ist jeden Sonntag Gottesdienst, auch das ein Angebot gemeinschaftlich zusammen zu sein, auf Gottes Wort zu hören, mit anderen zu beten und zu singen und zu spüren, daß Gottes Leute nicht allein sind, sondern zusammengehören. Bei all diesen Gemeindegruppen und Veranstaltungen sind noch Plätze frei, neue Gesichter sind gern gesehen, und es gibt auch Raum für Fragen und neue Ideen. Ich kann ganz sicher versprechen, daß Menschen, die hier Wärme und Ansprache in der Gemeinschaft mit den Mitchristen suchen, sie auch finden werden. Mehr als einladen kann ich nicht. Aber das will ich auch tun - nicht nur heute sondern immer wieder und wieder, weil ich weiß und weil es mir unsere Arbeit in der Gemeinde immer neu bestätigt: Wir brauchen Gott und die Gemeinschaft mit denen, die zu ihm gehören. Wer die Freude erfahren hat, die in der christlichen Gemeinschaft liegt, der kann gar nicht mehr von Gott, seiner Sache und seinen Leuten lassen! Diese alle bitte ich heute, auch dafür zu zeugen und mit mir auch andere einzuladen. Oft fehlt bei unseren Mitmenschen zumal Mitchristen nur noch ein kleiner Anstoß, daß sie mitmachen bei uns. Wie schön, wenn das bei uns mehr und mehr wahr würde, was in den Versen der Apostelgeschichte am Ende steht: "Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden." Ich halte es nicht für übertrieben, von Rettung zu sprechen, wenn ein Mensch aus seiner Einsamkeit und Vereinzelung herauskommt und zu Gott und seiner Gemeinde findet!