Themapredigt zum Thema: Das Böse “Warum lässt Gott das Böse zu?” Liebe Gemeinde, warum lässt Gott das Böse zu?, über diese Frage möchte ich heute sprechen. Ich tue das mit sehr beklommenem Herzen: Als könnte ich da Antwort geben! Jahrtausende lang haben die Menschen darüber nachgedacht. Schon die erste Geschichte der Bibel dreht sich um diese Frage: Wie kommt das Böse in die gute Schöpfung? Warum übertreten Adam und Eva das Gebot Gottes: „Vom Baum inmitten des Gartens sollt ihr nicht essen?“ Die Schlange war's! Sie flüstert den Menschen das Böse ein. Sie macht, dass sich die Menschen gegen ihren Gott auflehnen und sein Verbot missachten. Wer ist die Schlange? Der Satan, der Teufel, der Böse ... Wo kommt er her? Hat nicht Gott die Welt gemacht? Und den Satan? Den nicht auch? Wenn ja, wer lässt denn dann das Böse zu, wer gibt dem Teufel denn dann freie Hand, wer steht denn dann hinter der Schlange??? Die Frage bleibt. Bis heute! Vor allem: Sie ist ja kein bloßes Denkproblem, keine knifflige Aufgabe, kein Rätsel, das unsere geistigen Kräfte anspornt und unseren Ehrgeiz herausfordert: Nein, viel mehr, viel ernster: Viele Menschen leiden an dieser Frage. Viele Menschen verlieren um ihretwillen fast den Glauben. Viele Menschen haben über dieser Frage mit ihrem Gott gebrochen. Bei dem einen geschah das im letzten großen Krieg: Millionen Tote. Millionen vergast, auf schreckliche Weise getötet. Europa ein Meer von Trümmern. Und in den Frontgebieten kam manchem das Grauen hautnah: Der verletzte Kamerad, der dann qualvoll starb. Die Opfer durch die eigenen Waffen, die man einsetzte, einsetzen musste ... Die Entbehrungen, Ängste und Leiden der Gefangenschaft. Wo war Gott bei alledem? Einem anderen zerbrach sein Gottvertrauen vielleicht angesichts der Krankheit eines lieben Angehörigen: Sehen müssen, wie der Sohn, der Ehegatte, ein geliebter Mensch immer weniger wird, Schmerzen hat, unaufhaltsam dem Tod entgegengeht - furchtbar ist das. Recht vorstellen kann sich das wohl nur, wer's einmal miterlebt, mit durchlitten hat. Da fragt man dann schon: Wo ist Gott - und: Warum, warum? Ein dritter weist vielleicht auf die Hunger-, die Kriegs- und Krisengebiete dieser Welt hin: Warum müssen Millionen von Menschen sterben, weil sie nichts zu essen haben, während schon ein kleiner Teil des Rüstungsaufwands der großen Nationen alle ernähren könnte? Warum müssen bis heute Tausende von Menschen - und nicht nur Soldaten - in wahnwitzigen Kriegen und Konflikten geopfert worden? Warum können Millionen von Menschen, ganze Völker, nicht in Frieden und Eintracht leben, sondern in Furcht und Schrecken, bedrückt von Diktatur, Folter und Geheimpolizei? Wie kann Gott das alles zulassen? Wie können wir hinter alledem überhaupt noch einen Gott glauben? Einen Gott zumal, den Jesus „Vater“ nennt? „Vater im Himmel“, das wird uns über solchen Gedanken ja fast zum Hohn - und ist es vielen ja auch schon geworden. Mit ihnen fragen wir jetzt: Warum lässt Gott das Böse zu? Ich kann keine Antwort geben, ich sagte es schon. Manchmal aber bringen auch Fragen weiter und die möchte ich jetzt an uns alle richten; es sind recht persönliche Fragen: Sind wir eigentlich nur gut? Tust du stets, was recht, was ehrlich, moralisch einwandfrei, ohne Falsch und Eigennutz ist? Gehe ich stets den richtigen Weg, den geraden, christlichen Weg der Liebe zum Nächsten - hinter Jesus her? Tust du nicht auch Böses? War es gut gestern dein Kind anzuschreien? War es richtig neulich den Krach mit dem Nachbarn vom Zaun zu brechen? Dreht sich dein ganzes Leben nicht viel zu sehr um dich selbst und vielleicht noch deine Familie“ Und ich? War es gut, dem Landstreicher kürzlich an der Tür nur Geld zu geben - um ihn rasch wieder loszusein? Sollte ich nicht noch mehr für die Gemeindeglieder tun als das, was ich tue: Predigen, ..... ? Müsste nicht ein größerer Teil meines Einkommens an Brot für die Welt gehen oder eine ähnliche Einrichtung? Können wir zugeben, dass hier auch Böses im Spiel ist? - Was meinen Sie? „Aber das ist doch etwas ganz anderes! Das hat doch mit der ursprünglichen Frage gar nichts mehr zu tun! Dort ging es doch um das Böse - sozusagen auf höherer Ebene! - was hat das mit dem Leben des Einzelnen zu schaffen?“ Darf ich weiter fragen: Wer steht hinter der Entscheidung zum Krieg? Wer verhindert mit politischer Weichenstellung für die Rüstung, dass Hungernde satt werden? Wer gibt die Befehle zur Folterung, zum Töten, zum Bespitzeln, zum Einsatz sämtlicher Werkzeuge der Unterdrückung? Sind das nicht immer Einzelne? Und sind unsere Entscheidungen für das Böse, wie wir sie alltäglich treffen und in die Tat umsetzen, dann grundsätzlich etwas anderes? Macht die Tragweite einer Bosheit aus, ob sie böse ist? Ist erst der Befehl, der Tausende von Toten zur Folge hat, wirklich böse, nicht auch schon die Schlechtigkeit und Sünde wie sie uns tagtäglich unterläuft? Sehen wir das nicht, weil es so klein ist und so unbedeutend gemessen an den Dingen, die in unserer Zeitung stehen? Nein, ich will den Mächtigen auf der weltpolitischen Bühne genauso fragen, wie dich und mich: Warum tun wir das Böse? Warum tun wir es, wohl wissend, es ist falsch, es ist Sünde, es ist nicht nach Gottes Willen? - Spüren Sie es, wir wie das damit zu tun hat: „Warum lässt Gott das Böse zu?“ Eigentlich müssten wir doch jetzt die Frage so stellen: Warum steuert Gott denn nicht deine und meine Entscheidungen? Warum wehrt er uns denn nicht, wenn wir auf den falschen Weg treten? Und: Wieso stellt er sich nicht auch da dazwischen, wo die Großen ihre mörderischen, Leid und Tod bringenden Befehle geben? Und da sind wir wieder am Anfang: Warum verhindert Gott nicht, dass Eva von der verbotenen Frucht isst? Warum fällt er dem Kain nicht in den Arm, als er den Bruder erschlägt? Will Gott denn nicht das Gute? Aber fragen wir weiter: Was wären das für Menschen, die nur Gottes Willen tun können? Was wären das für Geschöpfe, die nicht auch die Möglichkeit zum Bösen haben? Mir kommt der Gedanke an Marionetten, Puppen an Fäden, nur fähig das zu tun, was der Spieler will, der sie führt. Wären das noch Menschen? Ist es nicht vielleicht gerade das Experiment der göttlichen Schöpfung, dass Gott ein Wesen macht, das frei ist, das wählen und entscheiden kann - auch gegen den Schöpfer? Ob Gott nicht - um den Preis des Bösen - freie Geschöpfe haben wollte? Da stehe ich jetzt auf einmal selbst hinter dem Bösen, das ich tue! Ich - mit meiner Freiheit, mit meiner Entscheidung, mit meiner Wahl in jeglicher Situation: Gut oder Böse? Gottes Willen tun oder meinen eigenen? Und da muss ich mich auf einmal selbst fragen: „Warum lasse ich das Böse zu?“ Und die Antwort genügt nicht, wenn ich sage: Weil mich Gott halt frei geschaffen hat ... Denn ich weiß ja, was das Gute wäre, ich weiß ja, was Gott von mir fordert., aber ich tue doch das Böse, wissentlich, willentlich! Und ich will ja auch frei sein, will ja von Gott nicht an Fäden gehalten und zum Guten gezwungen werden! Liebe Gemeinde! Warum lasse ich das Böse zu? Diese Frage kann ich beantworten, denn sie meint mich, ganz persönlich: Weil ich Eigennutz, meine Karriere, persönliche Sicherheit, Machtgelüste und dergleichen obenan stelle, deshalb! - Vielleicht kannst du, wenn du dich ehrlich prüfst, hier mitsprechen? Und zusammen können wir dann sagen: Weil wir Sünder sind! Das nämlich heißt: Wir wissen, was Gott will und wir tun es nicht. Wir sind frei, uns für das Gute zu entscheiden und wählen - oft genug! - das Böse. Warum gibt es das Böse in der Welt? Warum lässt Gott es zu? Ich kann die Frage nicht beantworten, es sei denn - für mich ganz persönlich: Weil Gott mich frei entscheiden lassen will. Weil er mich zum Guten weder zwingen noch drängen, sondern mit seiner Liebe überwinden will. Ich glaube, genauso verfährt Gott mit dir auch - und mit allen Menschen, die ihn kennen.