Strukturreform - Teil 1 Eine Evaluation - ohne Auftrag! Hier: Die Erschaffung der Region und der Profilstellen Es gibt Projekte, Pläne, Taten, die jeder nennt, sind sie geraten, wobei man andre, die vergeigt, nicht gern berührt, vielmehr verschweigt und tut, als wär’n sie nie gewesen! Hier aber gibt’s davon zu lesen! Denn auch, was in die Hose ging, dient in der Zukunft uns als Ding, an dem sich Mängel offenbaren, die - prüft man ehrlich - uns bewahren, dass Fehler immer neu entsteh’n und wir die Wege weitergeh’n, die stracks uns in die Irre führen. - So will ich heute das berühren, was meiner Meinung nach ganz klar, ein schlimmer (teurer!) Irrweg war. Gemeint ist, was man Dekanaten mit Kirchenleitungen als Paten, von Kirchenräten heiß gestrickt und durch Synoden abgenickt, dann als Strukturreform verpasste. Versprochen war: Die Unterkaste der Kirche, die Gemeinde heißt, wird nach Bedeutung, Geld und Geist von der Reform nicht angetastet. Dann aber ging man überhastet und radikal mit Vehemenz, nur ohne rechte Kompetenz und viel zu kurzem Sich-Besinnen, daran, den Umbau zu beginnen und leider auch nicht int’ressiert, was durch den Wandel man verliert. Es war so wie bei Elefanten, die angesichts des Unbekannten, nicht lange fragen hin und her und was denn wohl das Beste wär’ - die vielmehr niemals lange warten, bevor sie ihre Märsche starten, vertrauend nicht auf Herz und Hirn, vielmehr der Härte ihrer Stirn und ihrem Rang als „große Tiere“! - Bevor den Faden ich verliere ... wir geh’n jetzt noch einmal ein Stück zum Anfang des Gedichts zurück und schauen, was zunächst man wollte und was das Ganze „bringen“ sollte. Dann fragen wir, was am Beginn der eigentliche Hintersinn, dazu die angelegten Normen zu Zweck und Richtung der Reformen: Zuerst (angeblich!) war das Ziel der Kirche „schärferes Profil“ und ihre „Stärkung in der Mitte“. So ging man rasch die ersten Schritte in Richtung Dekanatsverbund: Ein Dekanat sei erst gesund, wenn’s etwa dreimal größer wäre! So war jetzt „Größe“ die Schimäre (und nicht die innere Gestalt!), die als des Fortschritts Zeichen galt. Doch nicht genug, es kam noch toller, zerstörerischer, wirkungsvoller: Man schuf nur aus Papier und Traum noch einen größ’ren Kirchen-Raum, ein Kunstprodukt, „Region“ mit Namen. Die hatte Grenzen nicht, noch Rahmen, doch war ein Slogan rasch zur Hand, wofür man „Nah beim Menschen!“ fand, in krasser Leugnung des Realen ... und die Gemeinden mussten zahlen: Die Parochie bekam den Knick, man hatte Größeres im Blick! Um dies zu fördern gab’s in Thesen der Kirchenleitung bald zu lesen: Es gäb’ ein Ding, genannt „Region“, das eigentlich ja lange schon der Ankerpunkt des Kirchenlebens. Zurückzufragen war vergebens. Für Stimmen, dass ein Kirchenglied als inneres Bezugsgebiet ja nichtmal Dekanate kenne, gab’s oben nirgends die Antenne. So kam man nieder und gebar, was vor Geburt schon leblos war: „Region“ als etwas Irreales, nicht fassbar, blutleer, etwas Fahles, ganz ohne Körper und Gesicht - doch leider sah man’s „oben“ nicht! Kaum war „Region“ nun tot geboren, ward diese Leiche doch erkoren als neuer Stellen-Tummelplatz: Man ließ Regionen als Ersatz für Pfarrer in Gemeindestellen nun flächendeckend überquellen mit Leuten, die nach Krämerart man an der Basis erst gespart! So gab es künftig „Profilierte“ sowie in einem „Fach“ Versierte, für deren Dienste rings im Land oft keinerlei Bedarf bestand, die drum nach Arbeit voll Verlangen sich sehnten und die Hände rangen, bereit für jede kleinste Tat. Doch keiner wusste ihnen Rat. Da gab es „Bildung“ nun und jene aus dem Bereich der „Ökumene“ und außerdem war’n zwei bis drei ganz andre Dienste noch dabei, doch leider sind sie mir entfallen. Was wohl verzeihlich ist, denn allen ist eins gemeinsam und zwar dies: Struktur und Konzeption sind mies: Kein Mensch braucht kirchliche Regionen! Gemeinde ist, wo Christen wohnen, wo ihre Kirche lang schon steht, der Pfarrer lebt, zu dem man geht mit allen, wirklich allen Fragen! Und kann er keine Antwort sagen, dann nimmt man’s leicht und gerne hin. Schon das Gespräch ist ja Gewinn und hält als Christen uns verbunden. Kaum einer, der wie Aldi-Kunden zum „Einkauf“ in die Ferne schweift, nach Profis der Regionen greift, damit sie helfen und beraten. - Es ist fatal, wenn Bürokraten, die ohne jede Ahnung sind, wie Christen denken, uns dann blind für Wesen und Gemeindeleben Strukturen für die Zukunft geben, die keiner braucht und keiner will. - Für heute reicht’s, gleich bin ich still. Nur eins noch, eh’ die Verse enden, lasst euren Blick nach vorne wenden zu des Gedichts Teil Zwei und Drei: Zunächst - und das nicht nebenbei! - geht’s in Teil Zwei um die Finanzen, die sind (und waren!) Kern des Ganzen, was längst als Absicht offenbart! Ging’s erst darum, dass Kirche spart, so sah man später: Es wird teuer, nicht ziemlich nur, nein, ungeheuer! Das wird mein nächstes Thema sein. - Dann setz’ ich noch den Leichenstein! Er wird „Warum?“ als Inschrift tragen und deutlich meinen Lesern sagen, was die Reform in Dorf und Stadt bis heute schon an Folgen hat und was - und damit wird’s noch schlimmer - sie lange noch und oft auf immer, als Wirkgeschichte haben muss. - Für heute ist jetzt hier der Schluss. Manfred Günther Demnächst erscheint Strukturreform - Teil 2: Eine Evaluation - ohne Auftrag! Von den horrenden Kosten einer verfehlten Konzeption (Arbeitstitel) Meiner Kirche ins Stammbuch 6