Warum nur? (Eine Frage und viel Balsam für das angeschlagene Selbstbewusstsein von Gemeinden und PfarrerInnen) Hier gibt es nichts mehr zu beweisen, man weiß es längst in Kirchenkreisen: Der „Pfarrer“ ist in Stadt und Land im Renomée der höchste Stand, noch weit vor Pröpsten, Präsidenten ... Der Schwan im Kreise grauer Enten, der Hahn im Korb, das frische Ei im sonst oft faden Kirchenbrei. Das freundliche Gesicht der Sache, die neue Kraft für Kranke, Schwache, der Helfer auf dem Glaubensweg, am Lebensabgrund fester Steg für Menschen, die nicht weiter wissen. Und wo Beziehungen gerissen, war’s meist des Pfarrers Predigtamt, das neuen Glaubens Glut entflammt. Geliebt, geehrt in den Gemeinden, geachtet selbst bei Kirchenfeinden, gebraucht als warnende Instanz vor Zeitgeist und der Zweckallianz mit Macht und denen, die sie haben. Begabt - nicht mit den eignen Gaben! - vielmehr von dem, der einst versprach, ich gehe meinen Schafen nach und auch voraus, um sie zu führen und lasse es die Herde spüren, dass ich in ihrer Nähe bin: Der „Pastor“ soll in meinem Sinn, als mein Vertreter weiden, pflegen ... Auf ihm ruht mein besond’rer Segen, denn er ist der Gemeinde Hirt. - Vor diesem Hintergrund verwirrt, wie Kirchenleitungen seit Jahren mit diesem höchsten Stand verfahren: In Achtung auf dem letzten Platz, beim Sparen höchster Hebesatz, weit vor der Leitung und Verwaltung! Bedrückt vom Zwang zur Demutshaltung, als läge geistlich das Gewicht auf denen „oben“, aber nicht da „unten“, wo die Christen leben, dem Glauben Glanz und Wirkung geben, dass Christi Sache Kreise zieht. Doch immer wieder tönt das Lied: Die Pfarrer wären viel zu teuer, verzehrten alle Kirchensteuer und brächten wenig andrerseits. So wurde jahrelang bereits der Pfarrer Zahl stark abgemagert, aus den Gemeinden weg verlagert in den Profil- und Fachbereich. (Ein Fehler, ja, ein Bubenstreich, für alle, die Gemeinde lieben! Denn viele sind verwaist geblieben, halbiert, nur noch Filiale bloß und fusioniert, doch viel zu groß für eines Hirten gute Hege!) Ist’s Zeit nicht, dass man überlege, was hat das alles denn gebracht? Warum nur haben wir’s gemacht? Was hat die Kirche denn gewonnen? Ist allenthalben nicht begonnen - ganz ohne ihres Herrn Gebot und immer noch ganz ohne Not! - die gute Sache abzubauen? Zerstört sind Hoffnung und Vertrauen, beschädigt Solidarität. Theologie ist auf Diät, entwurzelt viele von den Christen, und sicher braucht’s Jahrzehnte-Fristen bis Kirche wieder hergestellt. - Zum Schluss, auch wenn sie nicht gefällt, die wunde Mitte aller Klagen, die Frage hinter allen Fragen: Warum nur hält man den für Last, der Christi Werk zusammenfasst in Sorge, Predigt, Trost und Lehren? Wer, als der Pfarrer, kann denn wehren, dass Kirche nicht ins Unglück rennt? Die Publizistik, das Event, Verwaltung gar, die Ämter „oben“, die wohlbestallt und abgehoben, meist machtverliebt, statistikblind, schon längst in andren Welten sind? Es bleibt dabei: Der Herr der Zeiten versprach, durch Menschen zu begleiten, die Hirten sind und hier und dort, in Stadt und Land an jedem Ort in, neben und auch für die Herden an seiner Statt „Pastoren“ werden. Drum liegt besond’ren Geistes Kraft in der Gemeindepfarrerschaft! Der Kirche Leitung - fast verzichtbar! Auch „mittig“ wird nur wenig sichtbar. Von unten wächst sie, glaubt und lebt, verlacht den, der nach oben strebt, um dort die Zukunft uns zu weisen. Der Herr der Christen sagt’s in leisen, doch klaren Worten, er verspricht: „In der Gemeinde strahlt mein Licht!“ Manfred Günther Meiner Kirche ins Stammbuch 1