Das Lerntheoretische Predigtmodell Ein persönliches Wort Ja, ich bekenne mich dazu, daß ich nach einem Predigtmodell arbeite. Und das schon seit rund 25 Jahren. Während meines Vikariats habe ich - neben anderen! - das Lerntheoretische Predigtmodell (LPM) kennengelernt. Es hat mich gleich überzeugt und begeistert. Warum? Weil es nicht eine Theorie an die Praxis des Predigens heranträgt, sondern der Praxis abgesehen und abgespürt ist. Darum steht das LPM auch nicht in der Gefahr, sich zu verselbständigen, sich sozusagen neben den Vorgang des Predigens zu stellen oder der Predigt irgendetwas ihr Fremdes aufzuzwingen. Wenn die Predigt ein Lernprozeß ist - und ich glaube, sie ist es - dann wird sie, wenn sie gelingen soll, den Weg jedes Lernens einschlagen: Sie braucht also eine Motivation (1), sie muß ein Problem (2) besprechen, das der Hörer nachvollziehen kann, sie wird einige Versuche der Lösung des Problems (3) andenken und so zu einem Lösungsangebot (4) kommen. Um das Gelernte auch für andere Such- und Lernprozesse fruchtbar zu machen, wird sie die Lösung schließlich beim Hörer verstärken (5), d.h. sie wird ihn ermutigen, die gefundene Lösung auf andere, ähnliche Probleme zu übertragen. Weil das LPM aus dem Leben gegriffen ist, habe ich bei seiner Anwendung nie das Gefühl gehabt, ich müßte irgendwie zwanghaft seinen fünf Stufen entlanggehen und dafür den Stoff aus meiner Phantasie herbeiholen. Man kann vielmehr - sofern man wirklich ein Lernziel einer Predigt sieht und formuliert hat - den Stoff der Predigt ebenso aus dem Leben (der HörerInnen) nehmen. Das geht soweit, daß nach einiger Übung mit dem LPM der Prediger, die Predigerin das Modell vollständig verinnerlicht und eigentlich gar nicht mehr über "Stufen" und den besten Aufbau einer Predigt nachdenken muß. Das LPM bindet nicht unsere Kräfte und unsere Kreativität, es befreit sie zu einer erfolgreichen, erfüllenden Verkündigungsarbeit. Viel Freude beim Ausprobieren des LPM und den Texten auf dieser Seite, die zum Gebrauch des Modells führen wollen. Manfred Günther