Fragen, die unser Leben begleiten: "Warum wir leiden müssen" - 2. Passionsandacht In der kleinen Betrachtung der letzten Woche haben wir das Leid so verstanden: Gott tippt uns auf die Schulter. Er will uns etwas sagen, uns zurechtbringen, wie ein Vater seine Kinder. Welchen Sinn könnte das Leid noch haben? Ich mußte daran denken, was die Alten noch oft über das Leid gesagt haben: "Wenn du leiden mußt, dann ist das eine Prüfung!" Ich weiß, es fällt uns heute schwer, das so zu sehen. Warum sollen wir denn geprüft werden? Und von wem? Und was soll da herauskommen? Und schließlich: Wie verträgt sich das mit der Liebe Gottes, die doch nur das Beste seiner Kinder will? Ich habe schon Menschen kennengelernt, die ihre Krankheit oder ihr Unglück selbst so verstanden haben: Als Prüfung! Wie haben die das gesehen? Sie haben etwa gesagt: Ich muß jetzt durch diese dunkle Zeit hindurch, weil Gott sehen will, wie stark mein Glaube ist. Er will wissen, wie standhaft ich bei seiner Sache bin, wenn er mir auch einmal schwere Tage schickt. Und hinterher haben diese Menschen durchaus nicht mehr missen wollen, was sie in der schweren Zeit erfahren haben. Ihr Glaube wurde nämlich wirklich fester! Sie wurden der Liebe Gottes nur um so gewisser. Wir, wenn wir das jetzt lesen und solche Erfahrungen bisher noch nicht haben machen müssen oder dürfen, können das vielleicht nur schwer nachvollziehen. Das liegt einmal sicher daran, daß diese Dinge sehr persönlich sind. Da muß jede und jeder eben selbst hindurch. Zum andern aber kann man das auch erst richtig verstehen, wenn man damit persönliche Erlebnisse macht. Das muß eben wirklich uns betreffen, unseren Glauben prüfen, unser Verhältnis zu Gott auf die Probe stellen. Und noch ein drittes muß hier gesagt werden: Diese Dinge sind sehr zerbrechlich! Wenn man sie zu grob anfaßt, sie gar mit hochgezogenen Brauen als frommen Humbug abtut, dann gehen sie kaputt. Aber das wäre sehr schlimm! Denn Menschen, die solche Erfahrungen gemacht haben, können uns erzählen, daß sie wirklich gestärkt an ihrem Glauben aus Leidenszeiten hervorgegangen sind. Sie haben in der Prüfung sich selbst und Gott besser kennengelernt. Übrigens: Auch in der Bibel gibt es das Leid als "Prüfung"! Da paßt eine Stelle aus der Passionsgeschichte sehr gut: Zu Petrus hat Jesus einmal gesagt: "Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder." (Luk. 22,31f) Zwar ist es hier Satan, der die Prüfung vornimmt. (So ist es ja auch bei Hiob!) Aber es bleibt doch am Ende gleich, ob Gott prüft oder sein Widersacher. Wenn dabei herauskommt, daß "unser Glaube nicht aufhört" und wir sogar noch "die Brüder und Schwestern hinterher stärken" können, dann war die Prüfung allemal zu etwas nütze! Wie könnte ich besser schließen als mit dem Wunsch: Daß wir, wenn uns Leid und Unglück heimsuchen, auch mit Gottes Hilfe bestehen mögen!?