Ein Wort zu dieser Andachtsreihe: Die Andachten haben jeweils nur eine ganz kurze Auslegung. Sie sollen mehr zum Kennenlernen der Passionsgeschichte dienen - ein Wort aus dem Text soll bedacht werden - vielleicht einmal zwei. Psalm, Lied und Gebet runden die kleinen Passionsandachten ab. 3. Text aus der Leidensgeschichte nach Johannes: Jesu Verhör vor Hannas und Kaiphas und die Verleugnung des Petrus. 18,12 Die Schar aber und ihr Anführer und die Knechte der Juden nahmen Jesus und banden ihn 18,13 und führten ihn zuerst zu Hannas; der war der Schwiegervater des Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war. 18,14 Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es wäre gut, ein Mensch stürbe für das ganze Volk. 18,15 Simon Petrus aber folgte Jesus nach und ein anderer Jünger. Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Palast des Hohenpriesters. 18,16 Petrus aber stand draußen vor der Tür. Da kam der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, heraus und redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein. 18,17 Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin's nicht. 18,18 Es standen aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlenfeuer gemacht, denn es war kalt, und sie wärmten sich. Aber auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich. 18,19 Der Hohepriester befragte nun Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. 18,20 Jesus antwortete ihm: Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. 18,21 Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe. 18,22 Als er so redete, schlug einer von den Knechten, die dabeistanden, Jesus ins Gesicht und sprach: Sollst du dem Hohenpriester so antworten? 18,23 Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise, daß es böse ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich? 18,24 Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas. 18,25 Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht einer seiner Jünger? Er leugnete und sprach: Ich bin's nicht. 18,26 Spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bei ihm? 18,27 Da leugnete Petrus abermals, und alsbald krähte der Hahn. Kleine Auslegung: Liebe ZuhörerInnen! Heute ist mir das so richtig deutlich geworden: Da sind zwei Geschichten miteinander verknüpft, die sind wie die zwei äußersten Pole des menschlichen Verhaltens: Da ist Jesus, der unschuldig leiden wird und es ja hier schon tut (er wird geschlagen!). Er nimmt es auf sich - ohne zu murren, ohne den Versuch, davonzulaufen. Und er weiß, was ihm blüht! Und da ist Petrus: Er hat so groß geredet, er hat sich gebrüstet: Nie werde ich dich verlassen noch verleugnen... Er ist schuldig, schuldig wenigstens sein großes Versprechen jetzt einzulösen. Aber er will fortlaufen. Er will sich entziehen, er lügt und betrügt. Er hat mehr Angst als Ehre im Leib. Was mich dabei sehr betroffen hat, ist dies: Wie geht es aus, was hier beginnt? Der sich willig in die Gewalt und Willkür gibt, wird das Leben gewinnen. Der sich der Ohnmacht stellt, wird die Macht über Himmel und Erde erhalten. Der davonlaufen will, muß die Schmach tragen, die Scham, nachdem der Hahn kräht, die Schande, versagt und seinen Herrn verraten und verlassen zu haben... Es muß eine schreckliche Zeit für Petrus angebrochen sein, nach dem Schrei des Hahnes! Haben wir nicht immer gemeint, es wäre schmachvoll Willkür und Verfolgung zu erdulden? Hier sehen wir, daß es zur Herrlichkeit führt und zum Leben! Und haben wir nicht immer gemeint, es wäre besser, sich vor einer klaren Entscheidung zu drücken und einem offenen Bekenntnis aus dem Weg zu gehen, wenn es vielleicht Schmerz oder Leiden mit sich bringt? Hier sehen wir Petrus gerade durch sein Versagen in große Schmach und Scham kommen. Durch Jesus ist manches auf den Kopf gestellt! Ihm folgen, wo es auch immer hindurch geht, ist allemal besser, als sich feige von ihm abzuwenden. Am Ende führt es hinter ihm her ins Leben!