2. Andacht zu (Passions-)Liedern Lied: 76 „O Mensch, bewein dein Sünde groß" v Lied: Wenn meine Sünd mich kränken... 82, 1+2 v Psalm 42 v Lesung: Matth. 26, 36-46 Liebe .............., ich will es wagen mit Ihnen ein Lied zu singen, das wirklich nicht so leicht ist. Es hat nur zwei Strophen, allzuviel kann also nicht passie- ren. Singen wir jetzt die erste Strophe: v Lied 76, 1 - O Mensch bewein... Ist das Lied schon nicht leicht zu singen, so ist es gewiß auch nicht leicht zu hören - wenn Sie jetzt ja vielleicht auch vor lauter Mühe mit dem Gesang nicht so auf den Text geachtet haben. Darum noch ein- mal die Gedanken: Wir sollen unsere Sünde beweinen. Ihretwegen ist Jesus aus seines Vaters Schoß gekommen und in den Tod gegangen - als ein Opfer für uns, wie es hier heißt. Was dazu zu sagen ist, habe ich wohl schon hundert Mal vor Ihnen gesagt, hier oder im Gottesdienst. Aber noch einmal - weil es so wich- tig ist für uns Christen: Was wir verschuldet haben, legt Jesus sich auf den Rücken. Unsere Sünde nimmt er uns ab und nimmt sie sich. Als hätte er die Schuld be- gangen, läßt er sich dafür strafen. Und so wird er der "Mittler" wie es hier heißt. Er „vermittelt" uns die Vergebung unseres himmlischen Vaters. Wir sind also frei und werden nicht mehr angeklagt für das, was wir getan und gelassen haben. Wenn es hier also heißt, wir sollen unsere Sünde beweinen, dann nicht deshalb, weil wir noch in ihr wären, weil sie noch auf unseren Schul- tern liegt. Aber wir haben damit unseren Herrn beschwert, ihn Schmerz und Tränen gekostet, ihn in Leiden und Tod getrieben. Wir können nie genug danken dafür! Und von diesem Dank spricht auch das Lied in seiner zweiten Stro- phe, die wir jetzt singen wollen: v Lied: 76, 2 - So lasst uns nun ihm dankbar sein... „Laßt uns sein der Sünde feind..." Wie könnte denn das im Leben aus- sehen? - Vielleicht können wir ja in diesen Passionstagen ein wenig mehr als sonst über das nachdenken, was wir täglich tun und was wir lassen? Diese besinnliche Zeit, in der wir weniger als sonst abgelenkt sind durch laute Vergnügungen - wie etwa in den Tagen vor Ascher- mittwoch - hilft uns ja wirklich dabei, über die Absichten und die Fol- gen unseres Redens, Denkens und Handelns nachzudenken. Vielleicht entdecken wir ja auch andere Möglichkeiten, auf das, was uns begeg- net zu reagieren? Wenn ein Mitmensch uns grob angeht oder an- spricht - warum immer genau in der selben Art, demselben Ton zu- rückgeben? Und wenn wir eine schlechte Angewohnheit bei uns be- klagen müssen, warum nicht einmal probieren, sie endlich abzustellen? „...die Lieb erzeigen jedermann..." Auch das ist beherzigenswert und kann uns helfen, diesen Tagen auf Ostern hin einmal einen besonderen Sinn zu geben. Zu unserer besten Freundin freundlich zu sein, ist ja nicht schwer. Meinem Nachbarn oder Kollegen, mit dem ich herzlich verbunden bin, gute Worte zu geben, ist kein Problem. Da gibt es aber auch die anderen, über die mein Urteil, vielleicht mein Vorurteil ge- fällt ist, fest ist...schon seit Jahren. Warum geben wir nicht auch die- sen Menschen einmal eine Chance? Das wäre vielleicht genau das, was hier gemeint ist: „...die Lieb erzeigen jedermann, die Christus hat an uns getan mit seinem Leiden, Sterben." Noch einmal zurück: Was wir verschuldet haben, legt sich Jesus auf den Rücken! Das gilt. Aber es ist ein guter Grund, ihm auch wirklich dankbar zu sein, und diesen Dank unseren Mitmenschen zuzuwenden. v Lied: Wenn meine Sünd mich kränken... 82, 3+4 v Gebet. (- frei)