Denken ist Silber ... (... eigenes Denken und Reden ist Gold!) Mir liegt es lang schon auf dem Magen, heut’ will ich’s anzugehen wagen! Jedoch zuvor, wie sich’s gebührt, wird auch der Leser hingeführt, indem ich ihm jetzt deutlich mache, was eigentlich der Kern der Sache, die mich besorgt und ziemlich quält. - Zunächst wird dazu aufgezählt, wo, was ich meine, lebenspraktisch erfahrbar ist und daher faktisch sich äußert, beispielhaft und klar. So leg’ ich jetzt Exempel dar, den Kern der Sache aufzuzeigen: Das Beispiel Eins beginnt den Reigen, es führt uns in die Politik. Dazu fällt unser erster Blick auf die verschiedenen Parteien, die nach der Größe aufzureihen (auch wenn du selbst kein Mitglied bist!), wohl wenig angeraten ist. Es geht zudem nicht um die Themen, die wir dem Wahlprogramm entnehmen. Es geht um den Parteienzwang, für mich schon lang der Abgesang auf demokratische Gesinnung. Wer anders denkt, blamiert die Innung. In Parlamenten wird gebraucht, wer gern ins Einheitsdenken taucht, um dann, was keinem wohl begreiflich, mit hundert andren, die doch reiflich Gewissen prüften und Verstand, (auch noch für „Volk- und Vaterland“), geschlossen seine Hand zu heben, das Einheitsvotum abzugeben, wobei von Hundert keiner fehlt! Wer glaubt’s, dass alle so beseelt von einem Geist und einem Willen? Gilt nicht vielmehr (doch halt im Stillen!) das klare Wollen der Partei? - Hier ist das Beispiel Nummer Zwei: Ganz ähnlich (mag’s auch anders scheinen) geht’s zu in Kirche und Vereinen: Die Vorstandssitzung, wenn sie tagt, beschließt was einer, eine sagt: Wer „vor-sitzt“ dessen Worte gelten. Ein Widerspruch ist äußerst selten, man schweigt vielmehr geflissentlich und stimmt man ab, enthalten sich, die eigentlich ganz anders denken. Statt selbst die Dinge mit zu lenken (wofür man sein Mandat bekam!), erweist man feige sich und lahm, nicht fähig, sich zu dem zu stellen, was besser wär’ in vielen Fällen und gut für Kirche und Verein. Statt seiner Meinung treu zu sein, zu sagen, was zu sagen wichtig (und oft genug auch recht und richtig!), verschließt man lieber Herz und Mund und unterstützt den faulen Bund mit denen an den Tischen „oben“. - Zum Schluss, ich hab’ mir’s aufgehoben, kommt noch das Beispiel Nummer Drei: Dabei bin ich jetzt doch so frei, den Leser selbst auch anzustoßen: Gibt’s dieses Schweigen nur im Großen und in den Kreisen des Vereins, ist’s nicht vielmehr auch deins und meins? Wem geht’s nicht so, fast täglich, stündlich: Sein Denken, Meinen wird nicht mündlich, so dass er seinem Chef erklärt, wie ungerecht er doch verfährt, wenn er der eig’nen Fehler wegen sein Mütchen kühlt an den Kollegen? Wer prangert solche Willkür an, solange nicht er selber „dran“? Es stimmt ja gar nicht, dass die meisten, sich solchen Mut nur einmal leisten weil dann der Chef sie schnell entlässt. So mancher sitzt recht sattelfest und wird den Job nicht gleich verlieren! Doch immer ist, sich engagieren, nicht sehr bequem und gar nicht leicht. Nur: Anders wird es nicht erreicht, dass irgendwann sich etwas bessert! Wer schweigt, sich raushält, der verwässert den reinen Wein der Menschlichkeit. Wer seinem Denken Stimme leiht und dort auch mit dem Mund erbötig, wo klare Worte dringend nötig, der handelt richtig, gut und klug! (An Schweigern hat die Welt genug!) Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 96