Wo ist die Verantwortung? Oder: Fehlende (Boden-)Haftung der Manager Das Thema heute ist schon älter: Es geht um Manager-Gehälter. Doch ist gerade jetzt im Land, die Diskussion ganz neu entbrannt und alle wollen’s nicht verpassen, dazu ein Wörtchen abzulassen: Zuerst, so wie man’s von ihm kennt, tat’s unser Bundespräsident. Danach sprach mancher aus den Reihen der Wirtschaftsführung und Parteien. Dabei erstaunt es sicher nicht, wenn ein Betroffener dann spricht: Er habe jährlich drei Millionen, doch müsse Einsatz sich auch lohnen! Er schaffe - was kein andrer macht! - ja sozusagen Tag und Nacht und komme (dabei schaut er kläglich) auf über dreißig Stunden täglich! - Wir geben zu: Ein toller Mann, bringt fertig, was sonst niemand kann! Nun, wie gesagt, er ist „betroffen“, von daher dürfen wir nicht hoffen, dass solch ein Mensch es je erkennt, warum ihn jeder maßlos nennt, nur int’ressiert, viel Geld zu raffen und blind dafür, was andre schaffen. Doch wenn dann aus der Politik, ein „Volksvertreter“ (mit dem Blick auf eig’ne Aufsichtsratsint’ressen!), erklärt, es wäre „angemessen“, wenn einer drei Millionen kriegt (wobei „der doch noch niedrig liegt!“), so ist das vor den Wählern schändlich, für Arbeitnehmer nicht verständlich und gar Empfängern von Hartz IV ein Tritt ins hintere Quartier! Doch spricht der „Volksvertreter“ weiter: Es wäre wirklich „gar nicht heiter ein hoher Wirtschaftsboss zu sein!“ Zwar wäre das „Gehalt nicht klein“, doch müsse man die „Lasten“ sehen, den „Druck“ auch, unter dem sie stehen, weil Wirtschaftsführer immerhin „verantwortlich“ für den Gewinn von vielen Tausend Aktionären, die schnell verarmt und brotlos wären, wenn so ein Manager versagt. - Schluss jetzt damit! Genug geklagt und von „Verantwortung“ gesprochen! Wo je die Aktie eingebrochen, wo je ein Werk zu Boden ging, die Manager betraf’s gering, denn ihnen winken selbst nach Pleiten, die sie verschuldet, satte Zeiten und niemand zieht sie vor Gericht! Denn echte Haftung gibt es nicht, im Gegenteil: Sie machen Kasse! So richtig hart trifft’s nur die Masse der Kleinen. Deren Not ist groß: Die Zukunft dunkel: arbeitslos! - und keine Chance zu entrinnen! - Ist höchste Zeit, sich zu besinnen in Brüssel, aber auch Berlin und die zur Rechenschaft zu zieh’n, die letztlich wirklich nichts riskieren, wo andre Job und Haus verlieren. Dann erst (und endlich!) reimte sich auf Management - „verantwortlich“! - Bei Pleiten haften stets die Kleinen, die früh um fünf schon auf den Beinen, auch wenn die noch so schwer wie Blei, für einen Tag voll Schinderei: Als Klofrau oder Krankenschwester, als Geiger aus dem Kurorchester, als Anwalts-Tippse, als Frisör als Lageristin, als Monteur ... und alle sind nur Lohnempfänger, und schlecht bezahlte Rudergänger des Schiffes, das ein andrer führt, den ihr Geschick meist wenig rührt, ja, der von Geld und Macht umgeben nichts weiß von ihrem harten Leben, der eine andre Welt bewohnt, so fern der ihren wie der Mond. - Ich bin für heute fast zu Ende. Wie wünschte ich mir eine Wende: Für alle Arbeit, Lohn und Brot, genug, so dass man nicht bedroht von Nöten, Zukunftsangst und Sorgen. So führt ein guter Weg nach Morgen. Und wenn dann noch das Management sich von den Forderungen trennt, die längst zum Größenwahn verbogen, von eitler Raffgier überzogen - gäb’s bald in unsrer Welt und Zeit ein bisschen mehr Gerechtigkeit. Manfred Günther P.S.: Im letzten Gedicht musste es in der 1. Strophe, 4. Zeile statt: “scheint” - “erscheint” heißen! Übrigens: Die Ratschläge der Leser für die Verbesserung des Tretverhaltens von “Hahn Malte” demnächst in dieser Zeitung. M.G. Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 90