Humor Humor zählt zu den Gottesgaben! Das ist ein Grund, dass die ihn haben, aus tiefster Seele dankbar sind! Gar manche nämlich sind fast blind für Heit‘res und skurrile Sachen. Da fragt man sich, was ist zu machen, wenn Scherz nicht mehr zu Herzen dringt, Satire nicht zum Lachen bringt und gute Witze nicht gelingen? Lässt der Humor sich wohl erzwingen? - Für dies Gedicht ist jetzt geplant, der Leser hat es schon geahnt, zunächst nun einmal aufzuschreiben, wo die Gedanken hängenbleiben des Menschen, der humorlos liest, was hier aus meiner Feder fließt. - Mein Wille ist, in trüben Zeiten, mit Reimen Freude zu bereiten, mit Komik, die am Zwerchfell zieht (was leider mancher anders sieht). Deshalb wird jetzt ein Kurs geboten, der die Humor-Verständnis-Quoten für das, was hier der Dichter schreibt, beim Leser in die Höhe treibt. - Geht’s um Humor, so ist’s der erste der Schritte und wohl auch der schwerste, dass so ein Leser nicht gleich denkt, man ziele drauf, dass man ihn kränkt. Er sollte vielmehr „abstrahieren“, sich nicht zu eilig drauf fixieren, der Autor sei des Lesers Feind und habe grade ihn gemeint, mit irgendeiner Randbemerkung. Dies Denken freilich kriegt Verstärkung, wohnt jener Dichter in dem Ort des Lesers. Denn dann heißt’s sofort: „Wie ist der Mann doch so durchtrieben! Das hat der nur für mich geschrieben!“ (Wobei der Einzelne vergisst, dass er ja nicht das Ganze ist: Wie viele lesen diese Zeitung!? Da soll des Dichters Ausarbeitung nur immer für den einen sein?) Mein Leser, du bist nicht allein und Fehler, Schwächen nicht nur deine! Sind vielmehr ihre, seine, meine und keiner ist davon ganz frei. So also bleibt es nun dabei: Gemeint sind immer (immer!) alle! Wobei gewiss im einen Falle mal weniger, im andern mehr, doch nie nur diese oder der! - Hier kommt der zweite Schritt von dreien: Wer bei mir liest, muss auch verzeihen, dass einmal doch hier etwas steht, was auch auf ihn persönlich geht, denn manchmal kann ich’s halt nicht lassen, des Lesers Nase anzufassen, in Worten nur, doch deutlich, klar! Wenn dieses öfter schon so war, dann nicht und niemals um zu kränken!, vielmehr das Denken hinzulenken und auch den Willen, dass er tut, was edel ist und recht und gut. Denn eins steht fest, wenn Fehler schmerzen, ist keinem wohl nach Lachen, Scherzen, denn Schuld und Scham hemmt ihren Lauf. Humor kommt so nur selten auf! Doch um dies noch einmal zu sagen: Ich werde stets mich selbst auch fragen, wie’s denn mit dem, was nicht gefällt, wohl bei mir selber ist bestellt!? - Wir geh’n den dritten nun der Schritte: Ihr lieben Leser, glaubt mir bitte, dass nichts die Seele leichter macht, als wenn man gern und häufig lacht! Nichts kann den Trübsinn so bekämpfen und besser Leid und Sorgen dämpfen als unser Lachen schallend laut! Wer Pulver, Tropfen mehr vertraut als seines Zwerchfells Lach-Erregung, der folge dieser Überlegung: Warum heißt’s oft, Humor befreit? Warum ist durch die Fröhlichkeit so mancher schon vom Leid genesen? Das sind doch Pillen nicht gewesen, auch Zufall nicht und Disziplin. Das Lachen war die Medizin und ist für jeden Menschen richtig, nicht kosten-, nicht verschreibungspflichtig, vielmehr es braucht nur dies dazu: Ein Herz, ein Mund, dann ist im Nu auch noch ein Witz, ein Scherz gefunden und unsre Seele kann gesunden, wird heiter, froh und sorgenfrei und hoffnungsvoll und leicht dabei und dieses möchte ich erreichen. - Nehmt’s als ein erstes gutes Zeichen, wenn bald am Auge ihr verstärkt den ersten Krähenfuß bemerkt, der nämlich kommt vom Lachen eben! Doch mehr noch kann Humor uns geben: Gesundheit, manchen Lustgewinn und Freude, Spaß und Lebenssinn! Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 82