Werte 4 (Pünktlichkeit/Verlässlichkeit) Nachdem ein Leser sich beschwerte, hier endlich jetzt der Teil der „Werte“, der ziemlich litt in unsrer Zeit, die „Pünktlich-“ und „Verlässlichkeit“. Ich will es in zwei Sätze fassen: Kann man sich fest darauf verlassen, dass einer tut, was er verspricht - und das beizeiten! - oder nicht? Und dann, gesetzt es will so scheinen, die Frage wäre zu verneinen, was bitte ist dann jetzt und nun zur guten Besserung zu tun? - Das Thema praktisch anzugehen, lasst ein Exempel uns besehen. ein Beispiel aus der Alltagswelt und eins, das sei hier festgestellt, von ihren größten Ärgernissen! - Vereine sind, was alle wissen, auf die Gemeinschaft angelegt. Ein Männerchor zum Beispiel pflegt, vor und auch neben andern Dingen, das deutsche Liedgut und das Singen, wobei es leider ziemlich stört, wenn einer, der zum Chor gehört, zu spät kommt in der Sängerrunde und das gut eine Viertelstunde und dann noch über lange Zeit. Oft ist es irgendwann soweit, dass andere sich erst beklagen (doch dem Betreffenden nichts sagen!), vielmehr, was man sich denken kann, sie fangen selbst genauso an und bald schon fehlt beim Start des Chores, ein Teil des Basses und Tenores, was sicher oft, auch das ist klar, der Anfang schon vom Ende war: Der Männerchor verliert an Klasse und stirbt dann langsam mangels Masse. Soweit der praktische Befund. - Jetzt fragt der Leser sicher: „Und? Wie lässt sich der Entwicklung wehren? Ist einer wirklich zu bekehren zur Pünktlichkeit - vom Schlendrian?“ Hier wird die Lösung dargetan: Sobald sich erste Zeichen zeigen, dass Sänger zum Verspäten neigen, schickt bald der Chef vom Männerchor den Pünktlichsten der Truppe vor. Der macht sich zeitig auf die Sohlen, den Späten künftig abzuholen, bis dieser wieder von allein sich selbst bezwingt zum Pünktlich-Sein! So ist, da möchte ich doch wetten, des Chores Existenz zu retten! (Ich kenne einen, der’s probiert! Verlasst euch drauf: Es funktioniert!) Nun will ich dieses Beispiel drehen und nach der andren Seite sehen: Was macht man, wenn der Dirigent der Proben Anfangszeit verpennt, weil Tag und Stunde ihm nicht pässlich? Das heißt: der Chef ist nicht verlässlich und damit der, dem es gebührt, dass er die Männerrunde führt und Treue zeigt im Tun und Lassen. Ist wohl auch dies Problem zu fassen und kehrt, bevor der Chor zerbricht, der Chef zurück zu seiner Pflicht? Auch hier ist ähnlich zu verfahren. Doch darf der ganze Chor nicht sparen: Jetzt nämlich tritt, wer laufen kann, beim Haus des Chefs zum Klingeln an so vor der Probe ... 10 Minuten ...? Was meint ihr, wird der Mann sich sputen, denn peinlich ist ihm das Geleit! Ihr werdet seh’n, nach kurzer Zeit wird sich der Chor ganz neu entfalten: Der Chef wird pünktlich Probe halten, auch jeder Sangesbruder wird von Schlendrian ganz unbeirrt verlässlich, treu beim Singen glänzen! - Ach ja, noch eins ist zu ergänzen und ist doch eigentlich ganz klar: Wenn auch ein Chor mein Beispiel war, gilt doch, das will nicht nur so scheinen, in vielen anderen Vereinen der Wert „Verlässlichkeit“ nicht viel. Doch war es meines Reimens Ziel, euch heute diesen Rat zu sagen: Den Werteschwund nur zu beklagen und jammernd sich dann auszuruh’n, es ändert nichts! - Du musst was tun! Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 80