Das Myom Der Karl - im Urlaub grad gewesen - muss jetzt auf seiner Waage lesen von stark gestiegenem Gewicht! Fast hängt beim Lesen in der Sicht sein Unterbauch, der wie von Gasen (vielleicht auch Luft?) stark aufgeblasen. Die Waage sagt: Sechs Kilo mehr! Karls Antwort heißt: Wo kommt das her? Bei „all inclusive“* - einmal jährlich ist solcher Anstieg nicht erklärlich! Zumal es viel Bewegung gab: Schon früh ans Meer im leichten Trab mit Handtuch, ohne Zeitverlieren den Strandkorb sich zu reservieren, in den sich sonst wer andres legt. Auch war er täglich unentwegt dabei sich ans Büffet zu machen! (Sonst waren schnell die besten Sachen wie „Strammer Max mit Mockenspeck“ und „Sauerkraut mit Haspel“ weg!) So ist, mag’s erst vielleicht so scheinen, Bewegungsmangel zu verneinen. Jedoch, wie löst sich dann der Fall? Was macht bei ihm den Wanst so drall und drückt auch fühlbar auf die Lunge? Der Karl vorm Spiegel prüft die Zunge auf Farbenspiel und Konsistenz. Dann misst er seine Pulsfrequenz, den Blutdruck noch nebst Fieber schließlich. Am Ende gar - er blickt verdrießlich - benetzt er noch am Urinal den Zuckertest im Mittelstrahl. Doch nichts, rein gar nichts ist zu finden. Nur zwackt der Bauch beim Schuhebinden, und wölbt empor sich wie ein Damm. Auch sitzt der Gürtel ziemlich stramm und hält auch nur beim Sitzen, Stehen, doch fällt samt Hose dann beim Gehen zum Knie hinab und bremst sodann. Ein Zustand, der nicht bleiben kann! - Nun geht der Karl, sich zu besinnen und wieder Fassung zu gewinnen, zunächst zu Frieda, seiner Frau: „Sag’ bitte, was war das genau, was deinen Unterbauch vor Jahren, als wir so um die dreißig waren, auf Doppelgröße fast gebracht?“ Die Frieda wundert sich und lacht: „Mein lieber Karl, du bist ja einer!, der dicke Bauch war unser Heiner, mit dem ich damals schwanger war.“ Darauf der Karl: „Das war mir klar, ich mein dies Dings, das ungebeten, knapp unterm Nabel aufgetreten, das einfach kam, wer weiß woher, und täglich wuchs, zuletzt so sehr, das alle, die’s nicht besser wussten, dich wieder schwanger wähnen mussten, ich glaub’, es reimte auf Atom!“ - „Ach, Karl, du meinst wohl mein Myom!“ - „Genau, so hieß das, was ich meine!“ - Schon macht der Karl sich auf die Beine (er kennt ja nun das schwere Wort!) zu Doktor Grün im Nachbarort. Dort in der Praxis auf der Liege spricht Karl zum Doktor gleich: „Ich wiege seit meinem Urlaub an der See, sechs Kilo mehr. Mir tut nichts weh, doch wölbt mein Bauch sich sehr beim Bücken, das lässt den Gürtel mittig drücken, so dass er auf den Nabel presst. Das ganze ist, so viel steht fest, sie werden das ja sicher kennen, was Mediziner My.., My... nennen, wie hieß es noch ... reimt auf Atom, ach ja, jetzt hab’ ich’s: ein My...om,!“ Den Doktor sieht man Stirne runzeln, dann fängt er langsam an zu schmunzeln und endlich spricht er’s deutlich aus: „Sie gehen besser flugs nach Haus, weil, wenn sie hier noch länger bleiben, dann müsste ich sie überschreiben zum Arzt für Gynäkologie. Myome kriegen Männer nie! Ihr Bauch kommt her vom vielen Essen! Sie sind, mein Lieber, überfressen! Drum ist mein Rat: Die Hälfte nur! Kein Salz! Von Fett nur eine Spur, Salat, Gemüse, Obstverpflegung, begleitet noch von viel Bewegung, zum Beispiel Schwimmen, Dauerlauf ..., so löst sich ihr „Myom“ bald auf! Manfred Günther * all inclusive = alles - Essen, Trinken und weitere Leistungen - im Preis inbegriffen Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 76