Werte 3 (Anerkennung und Dankbarkeit) In „Werte 3“ soll jeder sehen, wie dieserzeit die Dinge stehen, was Dankbarkeit und Lob betrifft im Handeln und in Wort und Schrift und ob Verdienst und Anerkennung und deren öffentliche Nennung hinreichend noch im Schwange sind. Denn eines weiß schon jedes Kind: Wer nur sein eignes Tun betrachtet und das der anderen missachtet, der erntet, weil er’s falsch bestellt, nur Stroh und Unkraut auf dem Feld, das leicht ihm reiche Früchte trüge. Ein dummer Mensch nur glaubt der Lüge, der Andre sei nur Konkurrenz. (Dann wär’ in letzter Konsequenz unmöglich ein Zusammenleben. Es gäbe Nehmen nur, nicht Geben und jeder bliebe ganz bei sich. Schon der Gedanke ... fürchterlich!) Nun aber ist’s so eingerichtet - und sicher nicht von mir erdichtet! -, dass eins den andern nötig hat und jedermann in Dorf und Stadt auch zehrt und lebt von jenen Gaben, die nicht er selbst - die andre haben! Wobei ein Mensch, ob Frau, ob Mann, auch immer was Besond’res kann, und manchmal gar kann’s so nur einer, doch andres gibt es, das kann keiner, nur der, der alles schuf, allein! - Jetzt ist’s soweit, wir geh’n hinein in etwas Praxis und betrachten, wie ganz konkret die Menschen achten, was andre - und das Feld ist weit! - so alles tun in dieser Zeit. Wobei wir Dinge hier betonen, die sich für einen selbst nicht lohnen, die vielmehr anderen zugut ein Mensch für seine Nächsten tut: Da gibt es solche, die gut schreiben sogar - beim Thema noch zu bleiben - Gedichte, Verse, Lied und Reim, mit Worten süß wie Honigseim. Dafür ist anderen sympathisch, wenn’s geometrisch, mathematisch, und manche - ich begreif’ es nie - die haben Sinn für die Chemie. Von andern Leuten wird beim Kochen leicht der Geschmacksrekord gebrochen. Doch stehen manche auch auf Logik, Geschichte oder Pädagogik - und oft ganz ohne zu studieren! Dann gibt es die, die kultivieren mit grünem Daumen, leichter Hand ein wüstes Stück zum Ackerland, auf dem dann wachsen Kohl und Rüben. Zuletzt - und das ganz ohne Üben! - gibt’s Mütter, manchmal Väter auch, die nur mit Einsatz und Gebrauch von Liebe, Güte, klaren Normen ihr Kind zum guten Menschen formen, der selbst dann wieder andern nützt und die Gemeinschaft trägt und stützt. - Doch nun zurück zu unsrer Frage: ob auch das Danken dieser Tage dem Tun für andere entspricht? Ich sag’ es klar: Das tut es nicht! Vielmehr wird das, was wir bekommen, meist unbeachtet hingenommen, ganz so, als wenn es gar nichts wär’. Der Dank ist nicht mehr populär, die Anerkennung geht an Krücken. Kaum einer beugt einmal den Rücken, dass er ein leises „Danke“ haucht. Was also die Gemeinschaft braucht sind Menschen, die es nicht verstecken, vielmehr im Umgang neu entdecken und äußern auch in dieser Zeit: Das Wort des Lobs, der Dankbarkeit! So also sag’ ich laut und offen: Mehr Anerkennung ist mein Hoffen! Dass der, den andere beschenkt, dann an das Wörtchen „Danke“ denkt. Und wenn er’s tut, dann wird er merken: Die Anerkennungsworte stärken und machen Lust zu weit’rem Tun! Das schönste dran ist aber nun: Das Danken, wenn ich’s ehrlich meine, wirkt auf den andern nicht alleine, vielmehr es spornt auch eig’ne Tat. So wächst dann auch bei mir die Saat, aus der dann gute Taten treiben. - Was ist? Soll’s wohl beim Alten bleiben, dass der Beschenkte eisern schweigt? Mein Dichten hat den Weg gezeigt: Tut einer dir etwas zugute, verzieh’ nicht mürrisch deine Schnute. Sag’ danke, ehrlich und nicht kühl! Gib so dem andern das Gefühl, dass seine Tat dir Hilfe brachte und Trost vielleicht und Freude machte und gib beim nächsten Mal ein Stück vom Eigenen an ihn zurück. So wächst Gemeinschaft und Vertrauen. So lässt der Acker sich bebauen, der allen reiche Früchte treibt und allezeit uns fruchtbar bleibt. Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 74