Vom Umgang mit Handwerkern 2 (Die Antworten) Die Frage war vor sieben Tagen: Was muss man tun, was muss man sagen, dass Handwerksleute ebenso bei unsereins wie anderswo - wobei wir gerne etwas warten! - mit dem erhalt’nen Auftrag starten. Gibt’s Kniffe hierzu, einen Trick, der leicht, in einem Augenblick und ohne mit Gewalt zu zwingen, die Säumigen ins Haus uns bringen? - Es war erstaunlich, wirklich toll, was LeserInnen körbevoll per Post und auch per Mail geraten, wie man mit Worten und mit Taten den Handwerksleuten Beine macht! Für heute hab’ ich mir gedacht, das Beste davon aufzuschreiben. Euch soll es überlassen bleiben, es selbst damit dann zu probier’n. Jetzt also, ohne Zeitverlier’n zu einem ersten Brief aus Zahmen. Es schreiben mir zwei junge Damen, die dort seit Jahren wohnhaft sind: Es wisse doch wohl jedes Kind, dass Handwerksleute sehr empfänglich für Schönheit sind. Ganz unumgänglich sei’s darum, dass - wer sie bestellt - den Leuten optisch auch gefällt. Drum wär’ es gut, wie sie das sähen, man sende keine Nebelkrähen für einen Handwerksauftrag aus! „Sonst kriegt man die ja nie ins Haus!“ Und weiter heißt’s im Brief der beiden, sie wären reinste Augenweiden, weshalb es auch ganz offenbar bis heute niemals schwierig war, das Handwerk in ihr Haus zu kriegen. - Ein zweiter Brief, Herr Boll aus Siegen, beschreibt, was so ein Handwerks-Mann, mit Fug und Recht erwarten kann, wenn er als Spengler oder Schreiner, vielleicht auch als der Maler einer, als Kammerjäger oder Schmied und aus manch andrem Fachgebiet, so wie bestellt zur Arbeit käme ... Bevor er noch sein Werkzeug nähme, bedenke man, dass er ja fremd und innerlich dadurch gehemmt. Man schaffe also familiäre und warme Arbeitsatmosphäre durch die man ihm die Hemmung nimmt. Wozu - so schreibt Herr Boll - bestimmt sich Bilder der Familie finden. Leicht lässt sich Fremdheit überwinden, wenn erst der Handwerksmann vertraut mit uns ins Fotoalbum schaut, um unsrer Ehe seit Entstehen bis heute dort entlang zu gehen: Die Trauung, unsre Taufen auch, die Gattin - vor der Kur mit Bauch und nachher: Strich nur in der Landschaft! Der letzte Urlaub, die Verwandschaft, der Vetter Fritz beim Walzertanz und noch auf Omas Grab der Kranz ... So kämpft man alles Fremdeln nieder und wer uns kennt, kommt gerne wieder! - So ähnlich schreibt aus Bonn Frau Klipp, genau im Wortlaut hier ihr Tipp: „In jedem Fall ist schon am Morgen ein gutes Frühstück zu besorgen mit Sekt und Hummer, Kaviar ... Beim Mittagessen, das ist klar, sind Speisengänge, sechs bis sieben, nun wirklich gar nicht übertrieben! Und nachher gibt’s, auch das muss sein!, ein Eis, Kaffee und Nascherei’n ... Und sollte, um sich zu erquicken, der Handwerks-Meister etwas „nicken“, dann wählen wir mit viel Geschick dazu die rechte Schlaf-Musik, damit die Muskeln schön erschlaffen, um hinterher sich neu zu straffen, weil dann - so gegen halber drei, der Feierabend kommt herbei, wofür dem Mann wir noch beizeiten ein kleines Nachtmahl vorbereiten, auf dass er nur sich nicht beschwert und nächsten Tags auch wiederkehrt.“ - Am Schluss für heut’, so will es passen, lasst alles mich zusammenfassen: Schon wenn das Handwerk ihr bestellt, schickt jemand Hübsches - das gefällt! Und tritt ins Haus der Maler, Spengler, dann seid verständnisvoll, kein Drängler! Schafft Atmosphäre! Gebt auch Zeit. Nach vier, fünf Stunden ist’s soweit, dann ist die Fremdheit meist gewichen und ganz vertraut und ausgeglichen geht’s um so schneller dann ans Werk. Auch richte man sein Augenmerk darauf, dass für die Arbeitstage die leibliche Versorgungslage dem hohen Anspruch stets genügt, auf dass die Handwerker vergnügt und froh sind und sich nicht beschweren und nächstes Mal auch wiederkehren und rascher dann und ungehemmt, als teurer Gast - und nicht mehr fremd! Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 66