Vom Umgang mit Handwerkern 1 (Die Frage) Zuvor ein Wort und das ganz offen: Ein kleiner Teil nur ist betroffen, wenn’s heut’ um Handwerksleute geht. Im Großen und im Ganzen steht das Handwerk fest zu seinen Kunden: Es dauert Wochen zwar (nicht Stunden!) bis wer bestellt, dann auch beginnt. Doch wenn sie erst am Werke sind, ist unser Schadensfall im Groben nach ein, zwei Monaten behoben. Längst sind wir ja daran gewöhnt, mit Wartezeiten ausgesöhnt, sofern sie noch im Rahmen bleiben. - Ich will heut’ über jene schreiben, die wir mit Drängeln nicht und List - vor Ablauf einer Jahresfrist! - zum „Werk“ in unsre Wohnung kriegen. Und wirklich, wie die Dinge liegen, ist wohl bei diesen angebracht, zu fragen, wie man das bloß macht, wenn etwa unsre Rohre tropfen, den Spenglermeister weichzuklopfen, dass der mit Handwerkszeug und Zeit erscheint - noch vor der Ewigkeit! Gesetzt: der Gurt am Fensterladen zum Ladenheben hat ‘nen Schaden und hebt das Ding nicht mehr hinan - wie macht man’s, dass der rechte Mann den Hebeschaden zu beheben - und möglichst noch in diesem Leben! - zum Werk in unsre Stube tritt? Auch wüssten wir recht gern, womit, wenn winters wir im Kalten hocken, wir einen Heizungsmenschen locken, dass der sich nicht bis Juli ziert, bis er die Heizung repariert. Zu alledem ist noch zu sagen: Nicht alle haben Grund zu klagen! Vielmehr es gibt auch diesen Fall: Der Handwerksmensch ist überall, wir seh’n ihn hier und dort verkehren, nur uns, uns will er nicht beehren und das, obgleich er lang bestellt! Sind wir zu schamhaft für die Welt, dass unsre Bitten nichts erreichen? Warum, um Gottes Willen, streichen die Maler unsres Nachbarn Haus und unsres nicht? Sieht’s nicht so aus als gäb’ es Tricks, sie zu bewegen, dazu zu bringen, sich zu regen? Kriegt wohl, wer stündlich Tag und Nacht sie anruft, eh’r sein Haus gemacht? - Mir ist nun dazu eingefallen, die Frage heut’ den Lesern allen, hier vorzulegen, die schon oft, wie ich gewartet und gehofft, dass Handwerksleute sich erbarmen und endlich kommen, um uns Armen den lang bestellten Dienst zu tun. Oft schienen sie jedoch immun für unser Rufen, Hilfesuchen ... Es half kein Betteln und kein Fluchen, sie waren Herren, wir nur Knecht! So kommt die Frage sicher recht: Wer kennt den Trick, das Blatt zu wenden, das lange Warten zu beenden, auf dass am nächsten Morgen schon, um acht ertönt der Klingelton und Meister, Lehrling und Geselle sind voller Tatendrang zur Stelle und abends ist das Werk getan? Was heilt den Handwerks-Schlendrian, der selbst, wer möchte es bestreiten, in flauen, auftragsarmen Zeiten bestimmte Leute noch beschleicht? - Warum nur fällt es andern leicht, nur uns, uns will es nicht gelingen, das Handwerk auch ans Werk zu bringen. - Für heute Schluss! Die Frage steht. Wenn’s um die Postadresse geht, schreibt „Pfarrer Günther“ in „Groß-Eichen“, (vergesst auch nicht das Postwertzeichen!) „Lohgasse 11“. Die Postleitzahl: drei, fünf, drei, zwei und fünf noch mal. Ihr könnt beim nächsten Mal dann lesen, was andrer Leser Tipps gewesen - auch euer eig’ner ist dabei! Bis nächste Woche - in Teil zwei! Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 65