Klimawandel 2 (oder: Wie man den „bösen Geist“ vertreibt.) Noch einmal geht’s um Klimafragen. Doch woll’n wir heute nicht beklagen, was unsrer alten Erde droht! Ein andres Klima leidet Not und lässt Verschlechterung empfinden: Wo immer Menschen sich verbinden in Kirche oder im Verein, der Politik - von groß bis klein - in Beirat, Gremien aller Arten, von Altenheim bis Kindergarten, wird - nicht Sensiblen nur! - ganz klar ein andrer Wandel offenbar: zwar nicht zu messen, doch zu fühlen! Auch wenn die Öfen heizen, kühlen die Räume und die Herzen aus. Der gute Geist verlässt das Haus, zurück bleibt schlechte Atmosphäre. Vertrauen flieht. Als Sprachbarriere baut riesig sich der Argwohn auf, bis dann im weiteren Verlauf der Mensch den Menschen nicht mehr achtet. Respekt vorm andern scheint entmachtet, es reicht nichtmal zur Höflichkeit. Nach kurzer Zeit, ist’s dann soweit, dass alle allen nur misstrauen. Statt miteinander aufzubauen, wird dann vom bösen Geist betört nur abgebaut und das zerstört, was oft in langer Zeit entstanden. Der klare Blick kommt auch abhanden. Wenn überhaupt noch einer denkt, dann tut er’s ziemlich eingeschränkt von Neid und andern Emotionen, die nicht des Menschen Hirn bewohnen, vielmehr des bösen Geistes Kind und seiner Macht Vollstrecker sind: Da werden in den Parlamenten die Zahmsten schnell zu Opponenten* in Uni, Schule, Stadt und Land. Da gibt es noch im Dachverband der Vogelsberger Schäferinnung die schlimmsten Kämpfe zur Gewinnung der Wahl als Pressereferent. Selbst Leute, die man „friedlich“ nennt, erweisen sich als Kampfnaturen. Was bleibt sind schmerzhaft tiefe Spuren, ein Graben, der für immer teilt, die Wunde, die kein Arzt mehr heilt und das sogar in Kirchgemeinden! - Was aber macht uns denn zu Feinden, wo eben Freundschaft noch regiert? Wie kommt’s, dass Herzlichkeit gefriert vielleicht nach langen guten Jahren? - Ich will es heute offenbaren, was dieses Klimawandels Grund und auch wie später der Befund in Heilung, Besserung zu wandeln. Der böse Geist, der unser Handeln, das Denken, Reden auch bestimmt, der Geist, der uns die Freiheit nimmt, auch Andersdenkende zu lieben, wird hier ausführlich jetzt beschrieben: Das erste ist, der Geist verneint, was für die andern nützlich scheint, denn Ichsucht ist ihm stark zu eigen! Dort wo sich fremde Wünsche zeigen, da zeigt der Geist ganz unverhüllt sein Ego, das ihn ganz erfüllt. Das zweite an des Geistes Wesen ist schon dem Reden abzulesen, so wie’s der Ichsucht dann entspringt: Es geht darum, dass Macht bezwingt, wo Argumente nicht mehr zwingen. Sein Wille will dich dazu bringen (für andre Meinungen immun), jetzt das zu denken und zu tun, was er als gut und recht entschieden. Als dritter Punkt zerstört den Frieden, dass dieser Geist nicht sachlich ist. Das Maß, mit dem er alles misst, ist nur er selbst und nie die Sache! Er fragt, wenn ich jetzt dieses mache und jenes aber lasse, nicht: Was ist der Wert und das Gewicht von dem, was ich da jetzt entscheide? Er fragt: Wie geht’s, dass ich vermeide, was meinem Anseh’n schädlich wär’?! Sein „Bürgersinn“ ist eine Mär, „Gemeinwohl“ zählt zu jenen Worten, die lange litten, dann verdorrten, weil keiner ihnen Pflege gab. Auch „Christlichkeit“ ruht längst im Grab, das jener böse Geist gegraben. - Doch wenn wir nun beisammen haben, was überall den Wandel macht, dann wäre es ja doch gelacht, sollt’s nicht auch hier die Wege geben, die neue Hoffnung, neues Leben aus schlechtem Klima werden lässt. So wie beim letzten Mal steht fest: Die Umkehr auch beim Klima „innen“ muss bei dem Einzelnen beginnen, in Gremien, Vorstand und Verein. So wird es hier jetzt nützlich sein, ich nutze jetzt noch rasch mein Dichten die selbe Botschaft auszurichten, die neulich schon am Ende stand: Es ist das Ziel in unserm Land, den Wandel „innen“ auch zu wenden! Es gilt, das Denken zu beenden, die Umkehr mache dann nur Sinn, wenn ich es nicht alleine bin, der sich verändert im Verhalten. Des bösen Geistes Un-Gestalten sie fangen stets bei mir ja an! Das zeigt, wo man beginnen kann und muss! Und ist es erst begonnen, wird schnell der Nächste auch gewonnen und so geht’s fort und immer fort. - So gilt als Fazit hier wie dort: Soll sich zum Guten etwas wandeln, musst du und ich als erste handeln - vom Blick auf andre unbeirrt! Ein erst ganz kleiner Anfang wird, wenn wir nur ganz beharrlich bleiben, den Geist, der Menschen trennt, vertreiben, so dass der gute Geist gewinnt und Menschen wieder menschlich sind und sachlich und auch dienlich denken und dann ihr Handeln darauf lenken, was guten Geistes Kräfte stützt und der Gemeinschaft aller nützt! Manfred Günther (Der Autor macht drei Wochen Urlaub - auch vom Dichten!) * Opponenten = Gegner Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 61