Klimawandel I (oder: Wie man die Welt verändert.) Es wird bei uns seit vielen Wochen, ja von nichts anderem gesprochen: Die Atmosphäre leidet Not! Das Treibgas drosseln ist Gebot, sonst stirbt die Welt an Überhitzung. Mit Krisengipfel, Sondersitzung bemüht sich jetzt die Politik um eine Wende im Geschick des guten alten Raumschiffs Erde. Dass schnell der Wandel Wahrheit werde herrscht Einigkeit selbst in Berlin: Man plant an einem Strang zu zieh’n, den Treibgas-Ausstoß zu vermindern, damit die Welt auch unsern Kindern und Enkeln noch die Heimat sei, in der sie von Bedrohung frei und gern die Lebenszeit verbringen. Dabei tut Not vor allen Dingen, dass auch der Einzelne begreift, dass dieser Plan nur Früchte reift, wenn alle mittun, wirklich alle! Dann kann - doch nur in diesem Falle! - aus Vorsatz Wirklichkeit entsteh’n! Doch ums jetzt anders zu beseh’n: Meist fehlt’s beim Einzelnen an Taten! Wenn Wissenschaftler etwa raten, man leiste künftig Flugverzicht, dann heißt es: „Aber ich doch nicht, da soll zuerst mein Nachbar sparen und statt zu fliegen, Fahrrad fahren, vielleicht mit Bahn auch oder Bus! Wenn der Sychellen haben muss, dann flieg’ ich wenigstens nach Spanien, nach Schweden oder nach Albanien und niemand redet mir das aus!“ Und kommt Berlin damit heraus, um CO² zu reduzieren, das Autofahr’n zu minimieren, dann wird das „Gold’ne Kalb“ berührt, was bundesweit dann dazu führt dass alle sich mit Tausend Gründen zu Schelte und Protest verbünden: Zuerst die Industrie im Land, dann jeder Club und Dachverband der Menschen, die ihr Auto lieben. Wem jetzt noch Sachlichkeit verblieben, verliert sie, wenn die Prominenz und Politik im dicken Benz sich durch das Land chauffieren lassen. - So ist - ich will zusammenfassen - die eigentliche Schwierigkeit: Der Einzelne ist nicht bereit bei sich die Umkehr zu beginnen! Da allgemeines Sich-Besinnen im Volk, das nach Millionen misst, wohl niemals auch nur möglich ist, wird wohl die Galgenfrist verstreichen, bevor wir Besserung erreichen: Dann stirbt die Welt den Klimatod! Nur eines wendet noch die Not, dass heißt, es könnte sie noch wenden: Es gilt, das Denken zu beenden, die Umkehr mache dann nur Sinn, wenn ich es nicht alleine bin, der sich verändert im Verhalten. Die wirklich wichtigen Gestalten der Weltgeschichte fingen an, wo stets man nur beginnen kann: bei sich! Und war es erst begonnen, war schnell der Nächste auch gewonnen und so ging’s fort und immer fort. - Als Fazit heute gilt das Wort: Soll sich zum Guten etwas wandeln, musst du und ich als erste handeln - vom Blick auf andre unbeirrt! Ein erst ganz kleiner Anfang wird sehr groß und stark im Lauf von Jahren! - So also los! Du wirst erfahren: Zwar kann der Anfang schwierig sein, doch bleibt, wer anfängt, nicht allein! Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 60