Die Fernbedienung Heut’ ist von Gräueln zu berichten, von abendlichen Kampfgeschichten, dabei geht’s (wie so oft!) um Macht: Wer zürnt, wer Recht behält und lacht, wem’s wohl gelingt, sich durchzusetzen, und wem, den andern zu verletzen, wer schließlich dann nach Punkten siegt, beziehungsweise unterliegt. - Ihr fragt, wovon ich hier erzähle und was ich heut’ zum Thema wähle? Dann schaut nochmal zur Überschrift, dort seht ihr, was in Wort und Schrift ich mir für diesmal vorgenommen. Um auf der Sache Kern zu kommen: Ich zeige euch, wie das gehäuft in unsern Fernsehstuben läuft, wobei Familie Hinz und Hempel mir dienen werden als Exempel: Wie’s nämlich geht in deren Haus, so sieht’s auch oft bei andern aus. Frau Herta Hinz, was soll ich sagen, lässt ihren Mann zwar Kästen tragen und Dinge halten von Gewicht - die Fernbedienung aber nicht! Die hält sie stets in eig’nen Händen! Selbst nachts, wenn Sender nicht mehr senden, liegt das Gerät ganz warm und weich auf ihres Bettes Kopfbereich gleich unterm rechten Kissenzipfel. Ein Kettchen, als der Vorsicht Gipfel, verbindet es mit ihrer Hand. So wacht selbst nachts sie unverwandt, dass Helmut Hinz - der zugegeben nur Fußball kennt - ihr nicht mal eben von Buhrow zappt zum Sportkanal, denn ihr ist Fußball eine Qual, ja, „Blödsinn“ nur und „Zeitverschwendung“. - Doch nun zu Hempels: Die Verwendung der Fernbedienung ist hier so, dass an den Tagen Di, Mi, Do der Frau das Sagen zugesprochen. Doch ist der Freitag angebrochen macht das Programm der Hempelmann. (Am Montag dann ist keiner dran, da gehen nämlich beide Singen.) Jetzt meint man wohl, so könnt’s gelingen, doch auch bei Hempels klappt es nicht! Das liegt daran, dass Schummerlicht im abendlichen Fernsehzimmer bei Hempels den Programm-Bestimmer meist schnell in Schlummer fallen lässt! Doch hält er die Bedienung fest in Händen, die sich um sie falten und das Gerät im Schlaf noch halten, auf dass man so den andern zwingt, dass der den Abend dort verbringt, wo selbst man ihn verbringen wollte. Und wenn man sich vergreifen sollte, dem Schläfer das Gerät entreißt, dann wacht er auf und sicher heißt sein erstes Wort dann: „Ich bestimme!“ Und er hat Recht, das ist das Schlimme! Und ist des andern Fernseh-Zeit, geht’s andersrum. - Wir sind soweit, dass langsam wir nach Lösung fragen, so will ich euch jetzt meine sagen: Die Hinz’ und Hempels, das ist klar, sind beide ja ein Ehepaar! So ist es schwer nur einzusehen, warum sie nicht zu Aldi gehen um dort (für 13 Euro 10) ‘ne Zweitbedienung zu ersteh’n? Dann wird, wo’s heut’ noch heißt zu kämpfen, geteilte Macht die Kriege dämpfen: auf Sofas zieht der Frieden ein! Wie wird das nett und lustig sein, wenn Krimispannung sich entfaltet und er mal schnell zur Sportschau schaltet und wenn, hier ist es umgekehrt, sie ihm die Tagesschau verwehrt, um zum Marienhof zu zappen. So demokratisch muss es klappen, denn keiner wird hier unterdrückt. Mag sein, dass erst nach Tagen glückt, was endlich Ruhe schenkt den Seelen. Mag sein, dass erst die Nerven fehlen und einer sich nicht richtig traut und ins Programm dem andern haut ..., doch das sind Anfangsschwierigkeiten! Es währt nicht lange, dann bereiten die Sendersprünge kein Problem. Mal ehrlich, ist’s nicht angenehm zu einer Zeit - zwei Dinge schauen!? Das Zappen selbst kann auch erbauen und hat gesundheitlichen Wert! Das Zipp und Zapp bewirkt vermehrt Immunisierung für Arthrose. Auch hat jetzt einer nicht die „Hose“, der andre nur „Pantoffeln an“! Es zappt ein jeder, was er kann und kommt - ganz ohne Zorn-Erregung - sogar noch sportlich in Bewegung, was sicher auch der Fitness nützt und uns vor Körpersteife schützt. - Um langsam jetzt zum Schluss zu kommen: Was wäre, einmal angenommen, die Hinz’ und Hempels wär’n zu dritt, es wohnte noch die Oma mit in ihres kleinen Häuschens Mauern? Dann müsst’ auch Oma nicht versauern! Sie wär’ vielmehr sehr rasch dabei - mit Fernbedienung Nummer drei! Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 58