Sünden in der Ehe - Teil 1 Gründe für die hohe Scheidungsrate Es sind vom Wurm bis hin zum Affen die Wesen alle so geschaffen, dass keines einzeln leben soll - zu zweit erst wird ein Pärchen voll: Der Puter sucht sich seine Pute, das Trampeltier die Trampelstute, die Häsin steht beim Rammler an, die Menschenfrau braucht einen Mann. Wobei die letztgenannte Paarung (des Menschen also!) laut Erfahrung, sofern man sie statistisch misst, heut’ ziemlich leicht zerbrechlich ist. Das meint: Man muss in diesen Tagen, vermehrte Scheidungen beklagen (- was jede zweite Ehe trifft!). So will ich jetzt in Wort und Schrift die Fragen, die sich daraus stellen, mit Rat und Antwort euch erhellen ganz praktisch und auch Satz um Satz aus eigenem Erfahrungsschatz. - Die Sache auf den Punkt zu bringen: Warum nur will es nicht gelingen, dass heut’ der Mann, der sich beweibt, fürs ganze Leben bei ihr bleibt? Und umgekehrt: Was reitet Frauen, sich bald nach andern umzuschauen? Fehlt’s an der Liebe Leidenschaft? Gebricht’s an Willen oder Kraft? - Ich denke, dass ganz andre Sachen die Eheleute mürbe machen und auch wo man sich herzlich mag! Sehr lang ist so ein Ehetag und Liebe kann nicht alles richten. Man muss auch anderes gewichten, was brodelnd in der Tiefe gärt ... Je länger eine Ehe währt will dieses andre mehr nach oben, bis vor die Liebe sich’s geschoben und diese alt wird und verbraucht. - Ihr fragt, was da nach oben taucht aus unsres Wesens tiefsten Tiefen an Dingen, die wir niemals riefen und die doch wirken wie das Gift, wenn’s auf die Hauptschlagader trifft? Es sind die schlechten Eigenschaften, die (seit Geburt?) an jedem haften und schlimmer werden mit der Zeit! Schnell wird aus einer Kleinigkeit, die erst erotisch gar betörte, den Partner jedenfalls nicht störte, ein Mangel, der in Kürze schon zur Krise führt und Explosion gestauter Worte und Gefühle. Dann senkt sich Dunkelheit und Kühle auf unsrer Ehe schönes Haus. Doch spreche ich es hier auch aus, was denn genau besagte „Mängel“. (Dies noch zuvor, selbst wenn ein Engel dein Partner wär’, den du erwählt, es kommt die Zeit, da er dich quält mit schlimmen Ticks und bösen Macken, die größer werden und dich zwacken, selbst wenn du selbst ein Engel bist!) Konkret jetzt, dass ihr’s endlich wisst, sind hier zunächst die schlimmsten Sünden genannt, die oft in Scheidung münden, wenn nicht ein Wunder noch geschieht: Die erste liegt auf dem Gebiet der Ordnung, meint genau genommen, wenn Männe beim Nach-Hause-Kommen die Schlappen* nicht mehr finden kann. Mit einer Rüge fängt es an und ihrem Besserungs-Versprechen. Doch sollte sie ihr Wort dann brechen, wird’s richtig brenzlig nächstes Mal: Sein Blick wird starr, die Wangen fahl, er schaut, als hätt’ er Blähungsplagen und endlich platzt ihm dann der Kragen! Das Eheglück steht auf dem Spiel! Die zweite Sünde hat man viel bei Männern und betrifft Hygiene ... Ich denke, jeder kennt die Szene: Der Mann kehrt heim vom Arbeitsplatz und grüßt auch höflich: „Hallo Schatz!“ Er schält sich aus den Dienstklamotten ... schon riecht’s, als würde was verrotten am Mann so zwischen Stirn und Steiß. Man ahnt’s: es ist der Achselschweiß, der deomäßig unbehandelt die Stube stark geruchsverschandelt. Wenn Männe jetzt ins Bad nicht huscht und gut dreiviertel Stunden duscht, vielmehr als Puma sich gebärdet, dann ist die Ehe höchst gefährdet! Die dritte Sünde hier noch schnell: Man findet sie ganz generell sowohl bei Männern als auch Frauen ganz oft schon früh im Morgengrauen, doch hat sie, so ist’s meistens Fakt, am Abend einen zweiten Akt ... sie spielt in unserm Badezimmer. Wem jetzt noch fehlt der Ahnung Schimmer, der kriegt es deutlich jetzt genannt: Im Zahnputzglas an unsrer Wand, dort seht ihr sie - die meist geschändet! - vom Partner ohne Hirn verwendet im täglich-tätlichen Gebrauch ... Wer’s noch nicht weiß, schau’ auf den Bauch der arg verbog’nen Zahncremetube! Die Mitte drückt ihr nur ein Bube, vielleicht auch eine Rabenfrau! Ein guter Mensch drückt dort genau, wo’s vom Erfinder vorgesehen und wird sich niemals unterstehen, dass er die Tuben vorne drückt, nur immer hinten! Denn sonst glückt die Partnerschaft nicht und die Ehe. - Für heute ist’s genug, ich gehe jetzt an des Werkes zweiten Teil. Bis dann - und seid gegrüßt derweil! Manfred Günther * Pantoffeln, oberhessisch: „Lappeschou“ Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 54