Wie man politische Karriere macht Das Thema heute ist kein leichtes, nichts Heiteres, schon gar nichts Seichtes; vielmehr wir wenden unsern Blick einmal zur „großen Politik“: So mancher hat es schon empfunden und sagt’s (mit Recht!) auch unumwunden: „Was dieser Volksvertreter tut, das könnte ich genau so gut!“ - „Wie kann das sein, dass eine Pfeife ganz ohne jede Warteschleife schon bald im Vorstand residiert? Sind dort die Stühle reserviert für die, die fachlich ohne Schimmer?“ - „Was bringt den Bock ins Gärtnerzimmer?“ - Und was uns sonst Gedanken macht, wird auf den ersten Punkt gebracht: Der Mensch in höh’ren Ämtergruppen ist austauschbar so wie die Puppen. Professor wird, wer nie studiert, und wer in Jura promoviert hat schnell die besten Möglichkeiten das Bundesumweltamt zu leiten! Doch stand dir nach Physik der Sinn, dann endest du als Kanzlerin. Wird’s Zeit, dich langsam zu verrenten, dann taugst du gut zum Präsidenten. Und kannst du nur das ABC und trägst ansonsten Negligé in Pädagogik und so weiter, dann wirst du halt nur Schulamtsleiter! Und reicht’s nicht mal für Wort und Schrift, so ist die Klippe leicht umschifft und für ein hohes Amt kein Makel: Als Unterschrift genügt ein Krakel, selbst wenn es nur ein Kreuzchen wär! Den Rest macht eh dein Sekretär. - Wir sind zum zweiten Punkt gediehen; es gilt die Lehre jetzt zu ziehen, die den Befund nicht nur beklagt, vielmehr auch nach den Gründen fragt: Sie sind von Landrat bis Minister zuallererst: Partei-Geschwister mit gelbem, schwarzen, roten Buch ... Der Unterschied ist nur das Tuch, auf das sie ihre Lettern kleben. Auf „F“ und „C“ ist nichts zu geben und gar das „S“ - bedeutungslos (- vielleicht ein Fleischerhaken bloß, um dran das „Mäntelchen“ zu hängen?). Und nur nach oben geht das Drängen und oben bleiben ist das Ziel im großen Macht- und Ränkespiel zu Steuerzahlers Last und Kosten, um Einfluss, Anseh’n und um Posten. - Und immer heißt es: Wer ist dran? Und niemals fragt man, wer es kann, denn dieser Punkt, es ist der dritte, führt stracks in unsres Themas Mitte: Was ist mit Eignung, Kompetenz? Braucht niemand mehr die Reverenz die darin liegt, ein Amt zu füllen? Genügt’s für Kater nur zu brüllen, damit man sie als Löwen sieht? Kann wirklich einer (wie’s geschieht!) die Ämter wechseln wie die Hemden? Wird uns als Wähler nicht befremden, wenn jemand, dem das Rüstzeug fehlt (von Machtgelüsten nur beseelt!), es schafft, die Spitze zu erklimmen? Muss nur die Wartezeit noch stimmen und ist ansonsten ganz egal, ob einer fachlich sich empfahl und auch das Zeug hat zu regieren? - Wir sehen es: sie dillettieren, die hohen Damen und die Herrn. So zeigt als Fazit sich und Kern: Es geht, willst du Karriere machen, um Können nicht und solche Sachen. Das Einzige, was heut’ noch zählt: Zählst du zu denen, die man wählt, solang’ wir überhaupt noch wählen. Denn jedes Mal beim Stimmen zählen bei Bundes- oder Landtagswahl schrumpft stärker auch die Wählerzahl, bis endlich in nicht fernen Tagen Parteien nur sich selbst noch fragen, wer welchen Posten machen soll. Ich glaube, dass wird wundervoll und bringt den Staat zu höchster Blüte! Bis dahin noch mein Rat zur Güte: Wahrt wenigstens das bisschen Schein! Stellt Böcke nicht als Gärtner ein, bevor die Hörner abgeschnitten! Und dann, noch eines möcht’ ich bitten: Wenn doch geschieht - gewiss nicht oft! - was insgeheim man sehnlich hofft, dass einer wirklich können sollte, womit man ihn betrauen wollte, dann gebt ihm halt auch dieses Amt! (Es stört das Bild nicht insgesamt!) Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 51