Rente mit 67 Ein Plan, der Unvernunft entsprossen, ist als Gesetz jetzt doch beschlossen, und nur von denen, so wie meist, die selbst nie spüren, was das heißt, wenn Menschen dann davon betroffen. Auch sind es Leute - ich sag’s offen - die das Gesetz nicht int’ressiert, weil sie’s ja selber nicht tangiert! Lackiert jedoch sind Lohnempfänger! Die warten bald zwei Jahre länger, bis sie beginnt: die Rentenzeit. (Ich hoffe, dass die Ewigkeit für manchen dann nicht schon begonnen!) Der Staat allein hat hier gewonnen und niemand falle drauf herein, wenn Münte sagt: das müsse sein, weil Menschen heute länger leben und dran gemessen kürzer „kleben“. Auch sei - er meint sich selbst damit! - der ält’re Mensch heut’ länger fit, bis Geist und Kräfte ihm erschlaffen und könne drum auch länger schaffen. (Das glaub’ ich, wenn das Parlament der Arbeitsplatz ist, den man kennt! Doch müssten unsre „Volksvertreter“ mal wirklich schuften, gäb’s Gezeter und sicher wär’ mit einem Wisch die „Spät’re Rente“ dann vom Tisch!) Soviel zu dieser einen Seite, doch gibt’s - wie meist - noch eine zweite, und diese andre Seite ist, zumal wenn du schon älter bist: Es fehlen in den meisten Fällen, für Ält’re ja die Arbeitsstellen. So gilt’s als kleines Wunder schon, beziehst mit sechzig du noch Lohn! Und wenn, so wirst du gar nicht selten, den Jungen als Besetzer gelten des Platzes, der dir nicht gebührt. - Wer Fünfundsechzig ist, der spürt den Stress im Hirn und in den Knochen! Und lässt man länger ihn malochen, dann schafft er sich den Rücken krumm und fällt mit Sechsundsechzig um. (Und dies bei vielen zu erreichen, scheint mir das Ziel von solchen Streichen, weil stets dem Staat am meisten bringt, wer zeitig in die Kiste springt!) Doch woll’n wir jetzt nach denen sehen, die heute schon viel früher gehen, das heißt, sie geh’n von selbst ja nicht: Die Firma krankt, ein Werk macht dicht und oft - bei „Lohnniveau-Problemen“ - geht auch das ganze Unternehmen gen Polen oder Slowakei, um dort - das geht ja eins, zwei, drei! - die neue Firma aufzubauen. Zu Hause geh’n dann Männer, Frauen zum Stempeln in die Agentur. Doch für ein Jahr ist heute nur das Geld den Kosten angemessen. Danach: Lebwohl!, was du besessen, du stürzt und dieser Sturz ist schwer; der Arbeitsmarkt braucht dich nicht mehr, die Rente liegt in weiter Ferne! Du möchtest schaffen, würdest gerne, jedoch es fehlt für dich der Platz. Du kriegst den Unterstützungssatz, den nach Hartz IV sie dir gewähren. Gewiss, du kannst dich noch ernähren, nur echtes Leben ist das nicht! Doch jetzt wird noch das Rentenlicht zwei Jahre später angezündet!!! Man merkt es wohl: Die Sache mündet schlussendlich - gegen allen Schein - in eine Rentenkürzung ein. - Das war’s für heut’ und war nicht heiter. Doch „immer lustig“, führt nicht weiter, weil Wahrheit oft sehr ernst und hart, wie unsre ganze Gegenwart! Es bleibt mein Wunsch noch ganz am Ende, der Wähler schaffe bald die Wende und jage alle die hinaus aus Landtag und dem Bundeshaus, die stets nur gegen ihn entschieden! Dann endlich gibt’s sozialen Frieden und rings im Land kriegt jedermann, dass er in Würde leben kann (- kein Banker stapelt mehr Millionen!). Für alle soll das Leben lohnen und auch die Arbeit wird geteilt. Wen Arbeitsplatzverlust ereilt, der wird von andern aufgefangen. Und wem die Puste ausgegangen und sei’s mit sechzig, der darf geh’n. Ein neues Nacheinander-Seh’n beginnt im Land der Ellenbogen. - Wer Hoffnung hat, ist nicht betrogen, und wirke mit ganz unbeirrt, dass, was er hofft, bald wirklich wird. Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 47