Wohin der Trend geht ... Auf dem Weg zum „Einheitschristfest“ Wie war das denn in früh’ren Zeiten? Wir ließen uns noch gerne leiten bei unserm Gang durchs Kirchenjahr: Wenn Buß- und Totensonntag war, dann wussten wir noch abzuwarten und nicht „adventlich“ durchzustarten, bevor die stille Woche um. Wer schert sich da denn heute drum und lässt für Jahreslauf und Leben sich von der Kirche Weisung geben? Längst herrscht der Wirtschaft Regiment und sagt uns, wann das ist: „Advent“ - und stellt für’s „Christfest“ auch die Weichen, bestimmt das Datum, setzt die Zeichen, an denen man erkennen kann: Jetzt fängt die „liebe Weihnacht“ an! - Einst war das niemals vor November. Heut’ fällt der Startschuss im September! Denn weil der Handel, was erklärlich, verkaufen will, wird’s früher jährlich im Kaufhaus mit den Weihnachtsklängen und mit den „Jingle Bells“-Gesängen; schon scheint im Juli angebracht der Kinderchor mit „Stille Nacht“ und irgendwann, so sagen Kenner, beginnt die Weihnacht schon im Jänner! So wird es also höchste Zeit für’s „Einheitsfest der Christenheit“ und dieses wird sich schnell bewähren! Doch lasst es mich hier kurz erklären: Wir fangen an in diesem Jahr! Wenn also bald das Christfest war, dann bleiben Krippen, Tannenbäume ganz einfach steh’n! Die Weihnachtsräume erstrahlen, was ein jeder mag, im Kerzenlicht dann Tag für Tag. Der Lichterpyramiden Schimmer verwandelt uns das Fernsehzimmer zum immerwährenden Advent. Und auch vor unsern Häusern brennt der Lichterbaum an allen Tagen. Die Weihnachtsgans erfreut den Magen an jedem Sonntag wieder neu. Das Christkind selbst verliert die Scheu und bringt, obwohl wir alles haben, pro Woche einmal Weihnachtsgaben und rührt die Seele und das Herz. Wird’s Ostern schließlich dann im März, dann gilt’s, die morschen Weihnachtsfichten zum Anlass passend herzurichten: Zwei gelbe Küken oder drei, statt Weihnachtsengel kommt ein Ei ganz oben an des Baumes Spitze. (Die Fichte selbst kriegt eine Spritze „Substral“ mit Kalk und Thomasmehl! Bei Nadelfall hilft etwas Gel aus unsres Sohnes Styling-Tube.) „Weihösterlich“ wirkt jetzt die Stube. Doch nicht genug, auch vor dem Haus sieht es inzwischen anders aus: Beim Lichterbaum mit krausem Näschen hockt jetzt bebrillt ein Osterhäschen und neben ihm ein buntes Nest. (Es ist ja schließlich Eierfest!) Die Kirche selbst, es scheint ja nötig, ist bibelmäßig gern erbötig, die Dinge nicht so eng zu seh’n, die Weihnachtsbotschaft sanft zu dreh’n und „österlich“ zu korrigieren. Leicht kann man Hasen integrieren, wo vormals Schafe nur genannt: Warum soll einst im Judenland ein Hirte nicht auch Hasen hüten? (Die Könige mit Eiertüten statt Weihrauch, so wie ehedem, sind mir persönlich zu extrem!) Ein Wort zum Weihnachtsmarkt noch eben: Den wird’s in Zukunft ständig geben und sollt’s zu warm für Glühwein sein, dann kommt halt Würfeleis hinein! - Auf gleiche Weise, wie beschrieben, sind weit’re Feste, die wir lieben und die uns einzeln noch vertraut ins „Einheitsfest“ rasch eingebaut. (Wobei ich glaube, dass bei „Pfingsten“, die Mühen hierzu am geringsten, weil Pfingsten „geistlich“ was geschieht, und damit, was man eh nicht sieht!) - So also läuft die Sache künftig. Hier schon zu üben ist vernünftig, drum hier mein Tipp zuguterletzt und leicht und rasch befolgt: Ihr setzt zu dieses Jahres Weihnachtsfeiern ein Häschen und ein Nest mit Eiern an euren Baum im Lichterkleid. Ist’s zur Bescherung dann soweit und für die schönen alten Lieder, dann singt ihr „Alle Jahre wieder ...“, und dann von Jesu Leid und Schmerz und schließlich geht es osterwärts mit „Christus lag in Todesbanden“ und dann: „Der Herr ist auferstanden!“. Dazwischen isst man Gans und Ei, trinkt Punsch und Bier und Sekt dabei und so geht’s niemals unterbrochen durch Tage, Monate und Wochen den lieben langen Jahreslauf! - Ist das nicht herrlich? - Freut euch drauf! Manfred Günther