Wenn der Ladenschluss fällt Na herrlich! Endlich kommt der Wandel für Kaufhaus, Groß- und Einzelhandel: Du kannst, falls du bei Laune bist, sogar wenn grade Sonntag ist zu jeder Zeit zum Einkauf gehen, musst nachts um eins nicht Schlange stehen, bekommst selbst morgens früh um vier in deiner Kneipe noch ein Bier und findest auf der grünen Wiese diverse Einkaufsparadiese, in denen künftig jederzeit das Personal bedienbereit und wenn es am Karfreitag wäre! So können also Pensionäre und Rentner (- die mit Bienenfleiß noch viel beschäftigt, wie man weiß!) zum Shoppen geh’n - bis in die Puppen! Doch auch ganz andre Käufergruppen erfreut die neue Freiheit sehr: Der Hartz-Empfänger großes Heer, die früh’r in kurzen Tagesstunden ja kaum Gelegenheit gefunden bei Karstadt, Horten, C&A, bei Aldi, Lidl, Edeka ihr vieles Bares auszugeben! Was wird das bald ein schönes Leben, wenn - wie in Vegas’ Glitzerwelt - die Ladenschlussverordnung fällt! Doch Koch sei Dank und seinen Mannen, was sie vor Jahren schon begannen mit Ladenöffnung bis um acht, wird bald nun endlich rund gemacht: dann heißt es nämlich: „Ganztags offen“! Dann ist’s vorbei mit Kinderhoffen, die Mutti hätte abends Schluss. Sie möchte sicher nicht - sie muss, denn sollte sie sich künftig weigern den Einsatz zeitlich noch zu steigern und wenn sie vor den Chef auch tritt und sagt: Ich mache nachts nicht mit, setz’ einen andern an die Kasse! Dann spricht der Chef zu ihr: „Die Masse, die auf der Straße steht, ist groß! Es braucht ein Fingerschnippsen bloß, dann bist du raus, ein andrer drinnen! Du solltest dich nochmal besinnen, willst du nicht fliegen, dann sei still!“ - Hier kommt nun, was ich sagen will: Es geht - wie immer- auf die Kleinen! Die Leute irren, wenn sie meinen, es fiele unten etwas ab! Die Kaufkraft bleibt wie vorher knapp und lässt den langen Ladenzeiten entsprechend leider sich nicht weiten, mit andern Worten: Geld ist stur! Ein Euro bleibt ein Euro nur und drum, Herr Koch, genügt es eben, so wie es ist, ihn auszugeben! Wir brauchen läng’re Zeiten nicht! Gewiss, des „Landesvaters“ Sicht sieht anders aus. Er wird sich sagen: „Was soll’s, wenn jetzt die Kleinen klagen, sie sähen bald ihr Kind nicht mehr. Was zählt ist der Finanzverkehr, die Aktien, die Gewerbesteuer! Die Armen sind ja eh nur teuer und hängen bei Hartz IV am Tropf.“ - Mir will dazu nicht in den Kopf: Wie kann man einerseits vertreten, das Kinderkriegen wär’ erbeten, doch andrerseits, wenn du eins hast, dann macht der Staat es dir zur Last, denn Zeit für’s Kind ist kaum zu finden und Eltern sein, nicht zu verbinden, mit einem Job rund um die Uhr. Der Gipfel dieser Heuchel-Tour ist allerdings, uns weiß zu machen, man sei sozial und für die Schwachen, auch sei von allerhöchstem Wert, was der Familien Glück vermehrt und was sie sonst noch alles reden. Geh zu den Kleinen, frage jeden: Die Zeit zum Einkauf reicht uns aus! Familienleben spielt zu Haus und die Familienbande binden nur dann, wenn sich auch Stunden finden, in denen wir beisammen sind ... und alle: Vater, Mutter, Kind. - Was möchte uns mein Reimen lehren? Die Zeit ist reif, um umzukehren! Dreht länger nicht am Ladenschluss! Was andre machen, ist kein Muss! Für Deutschland nicht, auch nicht für Hessen! Ihr dürft „Familie“ nicht vergessen, sie ist der gute Keim im Staat und ihn zu schützen, schützt die Saat, aus der intakte Menschen kommen. Der „Fortschritt“ hat genug genommen (Zum Beispiel kam beim letzten Schritt die „Tante Emma“ nicht mehr mit!). Zum Schluss ein Wort für uns als Kunden: Beschränken wir uns auf die Stunden, die’s heute für den Einkauf gibt! Wer Kinder und Familie liebt kann ganz gewiss auf „Mehr“ verzichten. Wenn sich nur viele danach richten, dann schrumpft ab acht das Käuferheer und Ladenöffnung lohnt nicht mehr! Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 45