Die Geschichte vom toten Esel (Teil 1) Ein junger Mann von 20 Jahren war einst aufs flache Land gefahren, um dort - es war in Grebenhain! - des „eig’nen Glückes Schmied“ zu sein. Hier auf dem Dorf gab’s zwei Verwandte, ein alter Onkel nebst der Tante, bei denen er - „fürs erste bloß!“ - sich einqartierte - kostenlos! Als Ausgleich war es vorgesehen, den Alten auch zur Hand zu gehen mit seiner jugendlichen Kraft im Haus und in der Landwirtschaft. Doch war der Junge, er hieß Heiner, zwar schlau, doch auch der Faulen einer. Wenn Onkel Karl beim ersten Schrei des Gockels saß beim Frühstücksei, lag Heiner friedlich - sehr zum Kummer der Anverwandten! - noch im Schlummer und dachte nicht, schon aufzusteh’n. Das tat er früh’stens gegen zehn, um dann - bei ungemachtem Bette, nach stundenlanger Frühtoilette - die Tante alle fünf Minuten noch zu bedrängen, sich zu sputen: Er habe lang nichts mehr gegessen und warte schon aufs Mittagessen! Danach bis in die Nacht verlag im Fernsehsessel er den Tag und so vergingen viele Wochen. Vom Onkel darauf angesprochen, wie er sich seine Zukunft denkt, hat Heiner schließlich eingelenkt: Er habe ein Geschäft „am Laufen“! Er wolle einen Esel kaufen, um damit dann in kurzer Zeit zu Onkel Karls Zufriedenheit, ein Viehgeschäft sich aufzubauen. Der Onkel solle ihm vertrauen: Das gäbe schnell und reichlich Geld! Auch wär’ das Tier schon lang bestellt für Hundert Euro, zwar nur mündlich, doch könne sozusagen stündlich des grauen Tieres lautes Schrei’n vor seiner Tür vernehmlich sein. Und wirklich: Schon nach einer Stunde, erhält der Heiner frohe Kunde, es käme grad ein Bauersmann im Hof mit einem Karren an. Darauf mit freudiger Erregung kommt unser Heiner in Bewegung, verlässt den Sessel, geht hinaus und schaut nach seinem Esel aus - doch der liegt reglos auf dem Karren. Vom Tod gebroch’ne Augen starren und Heiner spürt: Der wird nicht mehr! Der Bauer spricht jetzt tränenschwer: „Das Tier wär’ auf dem Weg verschieden.“ Mit dem Kadaver nicht zufrieden, will Heiner jetzt zurück sein Geld, worauf der Bauer stur sich stellt: Das graue Tier war noch am Leben, da hat er alles ausgegeben: Die Hundert Euro wären weg! Den Jungen, nach dem ersten Schreck, hört man darauf die Worte sagen, die dann - in spät’ren Lebenstagen - Legendenbildung eingeleitet und Heiners Aufstieg vorbereitet: „Wenn’s halt so ist, dann kann’s nichts schaden, den toten Esel abzuladen.“ Der Bauer fackelt gar nicht lang, kippt ab, verlässt im Rückwärtsgang so schnell er kann die Totenstätte. - Nun, liebe Leser, gilt die Wette, dass keiner von euch auch nur ahnt, was Heiner mit dem Esel plant und was dann wirklich auch geschehen! Wie’s weitergeht? Ihr werdet’s sehen! Ich brauche eine Woche Zeit! Am nächsten Freitag ist’s soweit! Manfred Günther (Fortsetzung folgt!) Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 29