Wo bleibt das Christliche? (Die Antwort auf einen Leserbrief.) Ein lieber Leser hat geschrieben: Ob denn „Nur wenig übertrieben“ in seiner Richtung „christlich ist“? Der Autor schließlich sei doch Christ, ja, wäre Pfarrer gar gewesen! So möcht’ er hier doch einmal lesen und frage darum heut’ ganz schlicht, worin denn nach des Autors Sicht in seinen hier veröffentlichten bis heute zweimal zehn Gedichten das „Christliche“ verborgen war. War’s nicht „Humor nur“ offenbar, ganz ohne jede „echte Tiefe“? Wenn die Kolumne weiter liefe, dann wünsche er sich, bitte sehr, von wirklich „ernsten Dingen“ mehr, ja, möglichst jedes Mal zu lesen! - Das ist der Leserbrief gewesen, des Schreibers Namen sag’ ich nicht. Doch bring’ ich gerne etwas Licht in meine Absicht, wenn ich schreibe und hoffe, dass ich sachlich bleibe: Der Brief des Lesers wirft mir vor, ich böte meistens „nur Humor“ und nichts von wirklich „tiefen“ Sachen. Ich brächte Menschen zwar zum Lachen, doch nicht im „christlich-guten“ Sinn. - Zuerst einmal: Ist’s kein Gewinn auch für uns brave Christenleute, wenn in den trüben Zeiten heute uns einer was zum Lachen schenkt? Und schon ein kleines Lächeln lenkt den Blick auch einmal zu den Dingen, die uns erbauen und was bringen. „Humor“ ist wie ein Seelenkuss, des Leids, der Trauer Zuckerguss und aller Herzenswunden Puder, gilt als des Glaubens kleiner Bruder, der immer dort sich gut entfaltet, wo auch der Glaube nicht erkaltet. Und andersrum: Fehlt der Humor, bringst du auch Glauben nicht hervor. Doch auch das zweite ist ganz klar: In den Gedichten bisher war verkleidet „Tiefe“ meist enthalten! Es sind nicht Phantasiegestalten, von denen mein Gedicht erzählt. Die Menschen sind vielmehr gewählt, dass Leser sich darin erkennen, und wenn wir selbst uns „christlich“ nennen, dann spür’n wir schon, wo wir gemeint ... Auch was zunächst nicht „christlich“ scheint hat meistens doch auch „echte Tiefe“! (Es sei denn, dass der Leser schliefe, und sowieso kein Deutsch versteht.) Die Absicht meiner Verse geht vielmehr den kurzen Weg zum Herzen! Wer das nicht sieht, wer Spaß und Scherzen nicht leiden kann vor Frömmigkeit, der mag im Buch der Christenheit bei Lukas sechs, die Verse lesen: „Wer in der Welt bedrückt gewesen, der soll in Gottes Himmel lachen!“ - So will ich weiter Verse machen, die manchmal ernst, zum Stirnerunzeln, mal für den Kopf und mal zum Schmunzeln, von schreiend komisch bis skurril, (moralisch lieber nicht so viel!), doch häufig auch für unsre Seele! Und wenn ich „Tiefe“ mal verfehle, so lässt sie bald sich wieder seh’n! So wird es also weitergeh’n wie’s bisher zwanzig Mal gewesen: Hier gibt es Spaß und Ernst zu lesen, an jedem Freitagmorgen neu. Seid schön gegrüßt - und bleibt mir treu! Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 01