Handy auf dem Land (Teil 2) Zuletzt ist ungeklärt geblieben, warum das „Super-Com 07“ zwar föhnen, doch nicht funken kann. So fragt Herr M. den Handymann schon bald, woran das wohl gelegen? Die Auskunft ist: In Schlechtenwegen wär’n scheinbar nicht nur „Wege schlecht“, das Funknetz funke auch nicht recht, es gäbe vielmehr manche Stellen, die würden von den „Handywellen beim Überflug“ nur schwer erreicht. Doch nehme man das besser leicht, denn immerhin die Handykosten wär’n so ein viel gering’rer Posten, vielmehr - jetzt lacht der Handymann - es fielen so ja keine an. Deshalb, das möcht’ er unterstreichen, setzt „Super-Com“ ein klares Zeichen grad auf dem Lande weit und breit in Sachen Abhörsicherheit: Man kann Gespräche nicht belauschen! Funkt’s überhaupt, entsteht ein Rauschen, das Worte unverständlich macht. Auch gibt es weder Tag noch Nacht nie Störungen durch Klingeltöne! Im übrigen, das Handy föhne und toaste schließlich wundervoll! Auch der Rasierer sei ganz toll und schließlich könne man’s noch nutzen zum Radiohör’n und Zähneputzen. Nur eines noch, dann sei er still: Wer wirklich auch noch funken will, versuche, ob im Haus vielleicht ganz unterm Dach die Spannung reicht, das Telefon zu aktivieren. - Zu Hause ohne Zeitverlieren, seh’n wir Herrn M. sein Dach ersteigen. Zwei „Balken“ auf dem Handy zeigen, dass wirklich hier die Spannung stimmt. Minuten später schon erklimmt der Bauer M. den Bullenstall: Drei „Balken“ sind’s in diesem Fall. Zwar reicht das schon, doch muss er weiter: Er steigt hinauf die Siloleiter (rund sieben Meter geht’s nach oben!), dann wird das Handy noch gehoben ... Vier „Balken“ sind des Aufstiegs Lohn! Hier hat Herr M. nun guten Ton. Zwar ist die Lunge noch am Beben, der Atem pfeift, die Hände kleben, doch zitternd wählt der Bauersmann, die ersten sieben Freunde an. Danach gut 20 Anverwandte, dann Nachbarn, Kunden und Bekannte, und allen teilt er lässig mit, er halte mit dem Fortschritt Schritt und sei, wo andre längst senil, mit einem Handy jetzt mobil und kommunikativ im Trend. Wonach er noch die Nummer nennt, mit der er künftig zu erreichen. Dann steigt er wieder auf dem gleichen beschwerlich steilen Weg hinab. Im Hause dann fühlt er sich schlapp und fragt, wie lang des Fortschritts Qualen, er wohl bereit ist zu bezahlen. Für heute reicht der Sprechverkehr! (Des Handys Accu ist auch leer!) - Vier Wochen sind ins Land gegangen. Herr M. hält, was er angefangen, noch täglich durch: Genau um Zehn sieht man ihn hin zum Silo geh’n, um rasch die Leiter zu erklimmen. Wenn oben dann die „Balken“ stimmen, beginnt des Bauern schönste Zeit. So gegen Mittag ist’s soweit: Zum Essen macht Herr M. sich munter ins balkenarme Leben runter. Danach kommt noch der Mittagsschlaf. Von vier bis sechs geht’s wieder brav nach oben mit der Siloleiter ... So geht es Tag um Tag wohl weiter, denn M. hat längst sich dran gewöhnt und mit der Lage sich versöhnt: Dort oben nämlich stört ihn keiner. Die „gute Landluft“ ist viel reiner und die Besteigung tut ihm gut, er ist inzwischen turnbeschuht und klimmt die Leiter in Sekunden. Auch die Migräne ist verschwunden, der Bauer M. ist schlank und fit und stützt die Theorie damit: Ein Handy bringt enormen Segen auch auf dem Land, in Schlechtenwegen, im Vogelsberg ja sowieso, im Westerwald und anderswo. Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 20