Vogelgrippe (Teil 3 und Schluss) Ein Blick zur Zeit hinauf nach Rügen kann allen hier im Land genügen, dass köpfeschüttelnd man ermisst, was Schludrigkeit und Chaos ist. Wir sperren Hühner ein in Ställe, derweil am Ort der Grippewelle kein Mensch und kein Minister sieht: die Seuche ist längst im Gebiet und Vogeltod bedeckt die Strände! - Genug des Trauerspiels. Ich wende mich jetzt zu Spaß und Heiterkeit, die braucht man, grad in dieser Zeit! Auch will ich heute ganz verzichten auf eig’nes Urteil, eig’nes Dichten. Hier kommen vielmehr Ort für Ort die lieben Leser mal zu Wort, so wie sie in den letzten Tagen geschrieben, um mir was zu sagen im Brief, per Mail, am Telefon ... Hier ist der erste Schreiber schon: Ein Roland Eierklau aus Herne fragt sehr erregt, er wüsste gerne, ob jetzt sein „Wotan“ in Gefahr? Der holt (ein Jagdhund offenbar) vom Stadtteich häufig wilde Schwäne, dabei berührten seine Zähne nach Hundeart den Vogelhals. Doch fräße er sie keinesfalls, weil „Wotan“ mehr auf Goldfisch stünde! Dann nennt Herr Eierklau es „Sünde“, dass „nicht schon lange seine Stadt die Schwäne eingeschläfert hat“. Frau Mitzi Habicht aus Fronhausen, berichtet uns - es ist zum Grausen! - dass niemand, wenn er sie erkennt, noch hörbar ihren Namen nennt! Ganz ähnlich mailt Frau Specht aus Trohe; Sie wäre immer schon als frohe, stets gut gelaunte Frau bekannt. Jetzt fühle sie sich wie verbannt, aus Nachbarschaft und Ortsgemeinde. Sie habe viele jetzt zum Feinde und drum an Scheidung schon gedacht, weil alles nur ihr Name macht - doch bringt’s ja nichts, früh’r hieß sie „Geier“. Aus Bobenhausen faxt Herr Meier: Er singe lang schon als Tenor in seines Ortes Männerchor, doch wäre schon seit vier, fünf Wochen der Chorbesuch ganz eingebrochen und das Vereinslokal verwaist, weil man die Gilgbach-“lerchen“ heißt. So geht es weiter - stapelweise! Doch hier - als letzte! - Paula Meise, aus Ortenberg, sie trifft’s genau: Sie wäre eine brave Frau, doch langsam käm’ sie doch in Wallung. Sie könne „Auf- und Unterstallung“, „H5N1“ und solche Sachen, die alle nur meschugge machen, nicht mehr ertragen, nicht mehr hören. Besonders eines, tät’ sie stören: Dass wer in Medien spricht und schreibt zumeist nur Panikmache treibt, um unbegründet Angst zu schüren, sich selbst als Retter aufzuführen, der jetzt allein noch helfen kann. - Hier aufzuhören, fang’ ich an, die Dinge, die auf Ängste zielen, nicht meinerseits noch hochzuspielen. Und weil ja alles enden muss, ist dies des Grippe-Themas Schluss. Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 12