Der Dehnbund

Hätt’ einer noch vor Jahresfrist
gefragt, was denn ein „Dehnbund“ ist,
ich hätte vage nur geraten:
Ein „Bund“ von Menschen, die vom Braten,

von Bier und großen Steaks vom Rind
schon körperlich gezeichnet sind?
Bei denen noch manch andre Sachen,
den Bauch, die Hüfte runder machen

und enger Bluse, Gürtel, Hemd,
halt ausge-„dehnt“ und aufgeschwemmt? - 
Wie lag ich da doch weit daneben!
Heut kann ich besser Auskunft geben:

Der Dehnbund macht, dass eine Hose,
die frisch gekauft vielleicht noch lose
und schlappernd um die Mitte hängt,
beim Pfundeanstieg nicht so zwängt.

Mit andern Worten, ich sag’s drastisch:
Der Bund ist ebenso elastisch,
wie so ein Doppelkinn am Bauch:
wenn jenes wächst, dann dieser auch

und sollte jenes einmal schwinden,
dann kann auch dieser enger binden,
was früher noch gedehnter war.
(Doch ist das selten, offenbar.)

Drum nehme man beim Hosenkaufen,
den Dehnbund, der beim Sitzen, Laufen,
die Hose grade noch so hält, 
bevor sie uns herunterfällt.

Das Weitere (ich hab’s erfahren!)
kommt ganz von selbst in kurzen Jahren.
Hält erst die Hose grade so,
wird’s straffer bald an Bauch und Po

und auch der Bund sitzt langsam fester!
Drum hier mein Tipp, es ist mein bester!:
Geh schnell - bevor die alte reißt
und hinten ihre Naht verschleißt -

vielleicht noch heute oder Morgen,
ne Dehnbundhose dir besorgen!
Es gibt sie längst für Frau und Mann
und man hat lange Freude dran!

Doch halt! Noch eins ist hier zu sagen:
Hört man nicht stets die Wirtschaft klagen:
„Zu wenig Wachstum und Gewinn!?“
Der Dehnbund hilft im Doppelsinn:

Des Handels Absatzzahlen steigen,
wo jetzt die Kurven sich noch neigen.
Und auch bei uns am Hosenbund 
geht’s künftig wachstumsmäßig rund:

War früher die Dehnung rasch am Ende,
der neue Bund bringt hier die Wende:
Er macht den stärksten Anstieg mit
und ist darum der rechte Schritt

soll’s auch privat bald aufwärts gehen! -
Zum Schluss ein Lob  - man wird’s verstehen,
weil ich auch selbst betroffen bin! -
Der Dehnbund ist ein Hauptgewinn!!!

Manfred Günther










 
 
 
 
Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 01