Tut euch doch zusammen! Ein Plädoyer für die Gemeinschaft Man hört so oft in diesen Tagen, dass junge Paare sich beklagen: Man wär’ in Dorf und Stadt allein. Es gäbe außer Sportverein, der Hasen- oder Hühnerhaltung kaum anderes zur Ausgestaltung der von der Arbeit freien Zeit. Und in der Tat: Gelegenheit, sich in Gemeinschaft zu entfalten, gibt’s allermeist nur für die Alten. Und sucht man gar etwas als Paar sind Angebote doppelt rar (- nun jedenfalls die seriösen!). Wie lässt die Schwierigkeit sich lösen? Wie macht man sowas heutzutag? Wie findet man, sofern man’s mag, den Kreis, die Gruppen, die Vereine, in die zu zweit und nicht alleine ein junges Pärchen gehen kann? Die Antwort heißt: Selbst ist der Mann, die Frau - ihr müsst sie selber gründen! Wenn andre sich mit euch verbünden, und wenn man sich sympathisch ist, dann kann - schon in ganz kurzer Frist - ein nettes Grüppchen daraus werden. - Zuerst ist’s wichtig, sich zu „erden“, dass jeder jeden estimiert und keiner sich nur profiliert mit seinen eigenen Int’ressen, um die der andren zu vergessen. Dass vielmehr jeder mitbestimmt damit ein jeder gibt und nimmt, indem die einen zu den Themen der anderen sich auch bequemen, sodass vielleicht im Vierteljahr mal jeder Chef und Chefin war, doch ohne andre zu verletzen, missachten und zurückzusetzen. - Ihr glaubt, das wär’ für euch zu groß, nicht durchführbar und aussichtslos? Hier muss ich deutlich Kontra geben mit einem Beispiel aus dem Leben, dem wirklichen, denn ganz konkret ist das was hier geschrieben steht: Ein Kreis von ält’ren Ehepaaren* hält Stammtisch schon seit dreißig Jahren, seit Anfang vierzehntäglich nur, am Montagabend, zwanzig Uhr. Acht Paare sind da stets beisammen, die aus zwei Nachbardörfern stammen. Warum man einst zusammenfand? Das gleiche Alter war das Band, die Ehethemen und die Kinder und rasch auch Sympathie nicht minder! Da wurden bald schon engagiert Erziehungsfragen diskutiert, Probleme zwischen Alten, Jungen, ganz offen, frei und ungezwungen. Auch wurde häufig Quiz gemacht (dabei besonders viel gelacht, meist über sich und nicht die andern!), auch ging man hin und wieder Wandern und jährlich einmal auch auf Fahrt. Stets war der Ernst mit Spaß gepaart: Hat man ein-, zweimal nur gesprochen, dann wurde in den Folgewochen gekocht, gebastelt und gespielt. Und wie gesagt: Die Gruppe hielt inzwischen über dreißig Jahre! Dabei - das ist das Wunderbare! - geh’n niemals ihr die Themen aus. Längst sind die Kinder aus dem Haus, bewährt sind Partnerschaft und Ehen ... auf einmal ist „In Rente Gehen“ die Frage, die der Kreis bespricht. Doch eines lässt die Gruppe nicht, was schon am Anfang sie begleitet: Nicht einer nur, nein, jeder leitet, denn hier im Kreis sind alle gleich! - Noch einmal: Schön und segensreich ist so ein Grüppchen Gleichgesinnter! Vom Frühling bis zum Lebenswinter ist keiner, keine je allein. So lade ich hier nochmal ein, zum ersten Schritt ein Herz zu fassen: Auch wo man meint, das wird nicht passen, es kommt auf eine Probe an! Nur wer es auch versucht, der kann (wenn’s klappt), was er gewollt, gewinnen! Vor jedem Ziel steht das Beginnen! Ich wünsche recht viel Glück und Mut und dass ihr euch zusammentut! Manfred Günther * Der Autor ist selbst Mitglied in diesem Kreis, weiß also,wovon er spricht und wofür er wirbt! Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 91