Doppel-Namen Also ich finde sie schön! Es gibt - besonders bei den Damen! - heut’ einen Trend zu Doppelnamen. Zum Beispiel bürgerlich: „Kratz-Schmitz“ und adlig: „von Plotz-Zitzewitz“. Wobei - so ist’s im allgemeinen - als erstes kommen meist die kleinen, die kurzen Namen; sie steh’n vorn. So sagt man selten: „Meier-Born“, vielmehr: es lautet eh’r „Born-Meier“, und „Reiher-Hahn“ heißt meist „Hahn-Reiher“, weil diese Folge besser klingt. Doch falls der Anstand es erzwingt, wird von der Ordnung abgewichen: Wenn etwa zwei sich ehelichen, bei denen „Schröder-Köpf“ entsteht, dann lässt sich, wird er umgedreht, der Name zwar viel besser sprechen, doch leistet Vorschub zum Verbrechen, bedroht mit lebenslänglich Haft. - So mancher Doppelname schafft beim Hörer Freude auch und Lachen: Wenn „Hinz“ und „Kunze“ Hochzeit machen und sie danach „Hinz-Kunze“ heißt. - Manch schöner Doppelname weist auch hin, dass zwei zusammenpassen: Wenn „Frank“ und „Frei“ sich trauen lassen beziehungsweise „Kurz“ und „Knapp“. Verschmelzen freilich „Immer-Schlapp“, dann wirkt das sicher wenig heiter! - Hier geht’s mit dem Gedanken weiter, dass oft der Name Schicksal spielt: Heißt eine „Eimer“, glaub’ ich, zielt das klar darauf Herrn „Müll“ zu wählen. Auch Tiere, Bäume, Blumen zählen zu Namen, deren Sinn bestimmt, wen einer sich zum Partner nimmt: Wie Hammerschlag sehr gut zur Vase, so passt Herr „Wolf“ zu Fräulein „Hase“. Und heißt sie „Fichte“, dann ist klar, dass „Tanne“ die Bestimmung war. Und Wilhelm „Rose“, sich zu binden, wird irgendwann die „Nelke“ finden, das beißt sich zwar im Blumenstrauß, doch sieht’s im Leben besser aus, besonders auf Visitenkarten! Man lerne also abzuwarten, bis endlich Führung und Geschick die Schritte und danach den Blick auf den mit rechtem Namen lenken. So schalte aus das Hirn, das Denken ... vertraue nur ... es kommt die Zeit, dann ist es auch für dich soweit: Mag sein, du heißt noch heute „Heide“ und triffst Frau „Christ“, ihr liebt euch beide, dann wir aus „Heide“ - „Heide-Christ“. Wenn das nicht höh’re Fügung ist!? Ein andrer Fall: Noch heißt sie „Meise“, doch fädelt das Geschick schon leise ihr Glück mit Walter „Geier“ ein! Und „Meise-Geier“ klingt doch fein, nur „Geier-Meise“ ist zu meiden! - Was aber wird, liegt schon bei beiden, ein schöner Doppelname vor? Vielleicht heißt sie schon „Schwarzer-Mohr“ und liebt Herrn „Weiß“ mit Zusatz „Schimmel“. Das gäbe dann ein Wort-Gewimmel und „Schwarzer-Mohr-Weiß-Schimmel“ klingt, wie wenn man Kinderlieder singt und lässt auch rechten Sinn vermissen. Zum Schluss: Es gibt auch Lecker-Bissen bei Namen, die man kombiniert: Trifft etwa „Preis“ auf „Schild“ dann ziert das Menschen aus dem Einzelhandel. Hingegen zieht uns „Bitter-Mandel“ schon wenn man’s hört den Gaumen zu. Wie meist kommt hier zuletzt der Clou, ich spreche da in eig’ner Sache, persönlich also und ich mache mich hier von jeder Hemmung frei: Sofern ich für mich selbst jetzt zwei aus allen Namen wählen sollte, dann wäre alles klar, ich wollte so heißen - leider ist’s zu spät! - wie’s heut’ die Unterschrift verrät. Manfred (Günther) Reime-Schmied Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine 67