Vor der Wahl Hingehen ist wichtig! Der Satz, mit dem wir hier beginnen, führt alle Leser, Leserinnen gleich mittenmang ins Thema ein: Es gibt bei uns ganz allgemein ein Abwärts bei den Wählerzahlen der Bundestags- und Landtagswahlen, ein Trend der jahrelang schon währt. Der Grund dafür ist auch geklärt: Die Wählerschaft ist unzufrieden! Es fehlt an echten Unterschieden. Ob Rot, ob Schwarz mit Gelb dabei, es ist der eine Einheitsbrei, an dem die Volksparteien rühren. Von frischem Wind ist nichts zu spüren. (Die Schwachen bleiben außen vor, wer ohne Schuld den Job verlor, der lasse alle Hoffnung fahren. Hartz IV-Empfänger müssen sparen, verlieren Sicherheit und Haus ... Der Banker lebt in Saus und Braus und füllt sich Konto und die Taschen.) Berlin strickt stets die alten Maschen, es geht ums Weiterwursteln bloß, konzeptfrei und ideenlos ... Da fragt man sich: Warum noch wählen? - Weil, die nicht wählen, trotzdem zählen! Sie bleiben fern und bleiben still, doch stärken die, die keiner will und bremsen mit der Wahlenthaltung die demokratische Entfaltung, denn die steht letztlich auf dem Spiel. - Mein Dichten heute hat zum Ziel, dass der, der sonst die Wahl verweigert, demnächst die Wählerzahlen steigert und endlich wieder wählen geht. Dabei, jetzt sag’ ich’s ganz konkret, geht’s drum, zu sehen und verstehen: Wenn Bürger nicht zur Urne gehen, vergeben sie - und das ist schlecht! - ihr letztes Mitbestimmungsrecht, um dann oft lautstark noch zu klagen, sie hätten gar nichts mehr zu sagen, denn ob sie wählen oder nicht, was hätt’ es denn für ein Gewicht? - Um diese Frage aufzunehmen: Die sich ins Wahllokal bequemen, die machen eines doch ganz klar: Hier ist ein Wille offenbar, hier macht ein Bürger sich Gedanken! Kommt unser Wille dann ins Wanken verlässt beim Wählen uns der Mut, dann tut’s der Sache dennoch gut, selbst wenn wir gar kein Kreuzchen machen! Warum denn nicht (es scheint zum Lachen!) schreibt einer auf den Zettel drauf: „Ich gab schon längst zu wählen auf, doch kam hierher, ums euch zu sagen!“ Ein andrer will vielleicht was fragen: „Wann endlich haltet ihr einmal, was ihr versprochen - vor der Wahl?“ Doch sehen wir’s nicht zu verbissen, selbst wo wir nichts zu schreiben wissen, fällt uns doch was zu malen ein: Mit Bildchen und mit Kritzelei’n im Wahlvorschlag an rechter Stelle, sagt einer klar und auf die Schnelle, was er von Kandidaten hält. - Auch wenn es manchem nicht gefällt, will ich noch einmal resümieren und an die Leser appellieren: Ich weiß, die Wahl fällt vielen schwer, Millionen wählen längst nicht mehr. Doch kann man’s wenden oder drehen, das ist kein Grund nicht hinzugehen! Auch wer nur hingeht, hat gewählt, weil letztlich das Int’resse zählt und dass wir unser Wahlrecht wahren. Es klingt vielleicht recht abgefahren: Auch wer nur Kritzeleien macht, hat doch die Wahl voran gebracht: Er hat gezeigt, ich würde gerne ..., doch stört mich eure Menschenferne und eure abgehob’ne Sicht! Ich geh’ zur Wahl, doch wähl’ euch nicht! - Man denke nur, so „wählten“ viele, vornehmlich jene, deren Ziele von keinem Wahlprogramm gedeckt! Wie das wohl den Parteien schmeckt? Ob sie’s bewegte, umzudenken und ihr Bemühen umzulenken auf das, was Arme, Schwache schützt und endlich kleinen Leuten nützt? Manfred Günther Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine 58