Die Sache mit Herrn Kunz Lautsprecherdurchsagen im Thermalbad Nach ernsten Themen geht’s jetzt heiter mit „Längs und quer“-Gedichten weiter. Die Pause hat mir gut getan! Ab heut’ verfolge ich den Plan, euch einige der Spaßgeschichten aus meinem Urlaub zu verdichten, wobei - ich sag’s schon hier ganz klar - die Wirklichkeit nicht immer war, wie ich in Versen sie beschreibe. (Doch wenn ich bei den Fakten bleibe, dann kann es sein, dass niemand lacht!) Kurzum, ich habe mir gedacht, euch mit ein wenig Übertreiben vom jüngst Erlebten heut’ zu schreiben. Hier kommt auch schon der erste Fall: In Bädern, Thermen überall zählt’s zu des Fortschritts guten Gaben, dass sie zentral ein Mikro haben, mit dem der Bademeister leicht das ganze große Bad erreicht mit Warnung, Infos oder Fragen. Gibt’s irgendetwas durchzusagen, dann spricht er’s in sein Mikrofon ... Meist tönt zuerst ein Glockenton, danach (ein Klang als fielen Tropfen) hört man’s aufs Mikro dreimal klopfen, ein „pf, pf, pf“ noch mit dem Mund macht dann die Vorbereitung rund. Und schon erschallt an allen Ecken der Innen- und der Außenbecken, womit man ein-, zweitausend Mann auf einmal informieren kann: Wer eben auf dem Parkplatz draußen wem eine Beule fuhr rechts außen. Dass anderwärts, was gar nicht lieb, ein kleiner Hund im Benz verblieb - den grad die Feuerwehr befreite, indem sie auf der linken Seite ein Loch ins Blech der Türe schnitt. Doch lange nicht genug damit: Der kleine Hund sei nicht gestohlen vielmehr im Tierheim abzuholen, wobei man sich nicht eilen muss - ab achtzehn Uhr nach Badeschluss! Man mache sich nur keine Sorgen! - So etwa läuft’s vom frühen Morgen bis abends, wenn die Menge geht. - Nun ein Erlebnis, ganz konkret aus meinem Thermenurlaub* neulich: Das Bad ist voll, was sehr erfreulich für den Betrieb. Die Sonne scheint. Zweitausend gut sind hier vereint zum Baden, Kuren und Vergnügen. Der Gast genießt in vollen Zügen den Frühling in der Thermenwelt ... Da wird das Mikro angestellt. Man hört das Hinweisglöckchen klingen, drei Tropfen, die ganz dumpf zerspringen und schließlich, darauf ist Verlass, das „pf, pf, pf“, sonst fehlt ja was. Dann ist die Stimme auch zu hören: Man wolle eigentlich nicht stören ... man leihe bitte kurz das Ohr, es läge eine Meldung vor: Gesucht wird Werner Kunz aus Minden. Er sei gewiss nicht schwer zu finden, er trüge einen grauen Hut, sei braun behost und schwarz beschuht, sein Hemd sei grün und beige die Weste. Falls man ihn trifft, dann sei’s das beste, wenn man Herrn Kunz zum Ausgang schickt. Soweit erstmal. - Das Mikro klickt. Viertausend Augen sind geweitet. Ob Kunz wohl gleich vorüberschreitet? Wobei kein einziger sich fragt, warum man’s ihm nicht selber sagt: Er soll zum Ausgang sich begeben? Da schallt erneut wie schon soeben die Glocke und es folgt die Tour der Klopf- und Pf-Pf-Prozedur. Es meldet sich zum zweiten Male in Sachen „Kunz“ die Bad-Zentrale: „Herr Kunz, wie grade ich erfuhr, trägt eine Badehose nur, er kam ins Bad ja, um zu baden! Er hat schon lange einen Schaden an beiden Ohren, hört nur schwer, drum ist mit ihm der Sprachverkehr nur mittels Hörgerät zu machen. Doch dieses, es ist nicht zum Lachen, vergaß Herr Kunz und zwar zu Haus. Wer ihn nun sieht, der richte aus: Frau Kunz, die ihn jetzt rufen lasse, steht lang schon vorne an der Kasse und wartet mit dem Hörgerät. Noch eines: Wer Herrn Kunz erspäht, der muss recht laut und deutlich sprechen!“ Schon schickt, die Meldung abzubrechen, sich jetzt der Bademeister an. Das Mikro klickt und schweigt, doch dann „Klopf, klopf, pf, pf“ und „Kunz zum dritten“: „Ich muss Sie um Verzeihung bitten“, beginnt der Mann und fügt den Clou in Sachen „Werner Kunz“ hinzu: „Ich hab’ vergessen, noch zu nennen, wie Sie Herrn Werner Kunz erkennen: Er trägt, nach Meinung seiner Frau, die Badehose heut’ in grau, vielleicht jedoch auch eine gelbe, das wär’ wie gestern dann die selbe, sie ist mit Weiß im Schritt genäht! Und dann: Er trägt kein Hörgerät!“ Manfred Günther * „Therme zwei“ - Bad Füssing Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 46