Ab-Frack-Prämie Dient sie wirklich der Umwelt? Es kam schon lang in deutschen Landen das rechte Augenmaß abhanden, auch in Berlin, wo man regiert und die Entscheidungen gebiert, die in der Zeit der leeren Kassen uns Bürgern in die Taschen fassen, um dort das Geld herauszuzieh’n, das wir von denen nur gelieh’n, die heute nicht einmal geboren. - Wie meistens: Wenig ausgegoren beschloss man jüngst im Parlament, das, was sich „Ab-Frack-Prämie“ nennt. Viel Geld, das alle die erhalten, die ihren Wagen, ihren alten (im Mindestalter höh’r als „acht“) verschrotten, was der Schredder macht. Dann muss man (keiner darf dann laufen!) sich flugs ein neues Auto kaufen, der Preis, die Marke ist egal. - Bis jetzt war’s klar ein Initial: Der Auto-Absatz ist gestiegen! Die Schredder und die Pressen kriegen nach langer Flaute gut zu tun. So manche Halde leert sich nun und Arbeit hat der Autobauer. Doch frag’ ich mich: Ist’s wohl von Dauer und für die Umwelt wirklich gut? Wer, wie’s der Autohändler tut, jetzt rechnet, ist gewiss zufrieden: Dem Handel ist ein Plus beschieden und ähnlich sieht’s beim Käufer aus: Ein neues Auto steht vorm Haus, um das die Nachbarn uns beneiden! Doch dürfen wir es nicht vermeiden, der Sache auf den Grund zu geh’n und sie aus andrer Sicht zu seh’n. Denn eins steht fest, das muss man sagen: Die „Umwelt“-prämie stellt auch Fragen, die nicht zu ignorieren sind. Denn wenn der Händler auch gewinnt, und viele Käufer profitieren, es gibt die andern, die verlieren auch die Natur bleibt außen vor! So bitte ich um euer Ohr, für Zweifel auch, Protest und Klage. - Hier ist dazu die erste Frage: - Warum bekommt nur der Rabatt, der heute schon ein Auto hat? Warum belohnt man nicht die Leute, die jahrelang, vielleicht bis heute, sich fortbewegen mit dem Rad? Ist das gerecht von „Vater Staat“, jetzt die mit Prämien zu belohnen, die grade nicht die Umwelt schonen? Die zweite Frage, die sich stellt: - Warum um alles in der Welt ist’s möglich, dass ein Autokäufer mit Prämie (!) sich auch große Säufer von Porsche oder Benz erwirbt? Ihr Kohlendioxid verdirbt die Umwelt, die man schützen wollte! Was die Aktion erreichen sollte, ein bess’res Klima, saub’re Luft, ist schnell ins Gegenteil verpufft: Man fördert, die der Umwelt schaden, die andern heißt man’s auszubaden mit Steuergeld und Atemnot. Nie war die Umwelt mehr bedroht und nie wär’s leichter auch gefallen, dass man den Prämien-Nutzern allen jetzt auferlegt - ganz allgemein: Der Neue muss ein Kleiner sein! Der Umwelt hilft’s, man spart an Steuer und der Verbrauch ist nicht so teuer. - Die dritte Frage noch zum Schluss, weil ich zum Ende kommen muss. Die Prämie hat, das zeigen Zahlen, auch einen Hang zum „Unsozialen“: - Wer kann die Förderung denn nutzen und sich mit einem „Neuen“ putzen? Es sind meist jene, die an Gaben wie Geld und Gut genügend haben! Für sie ist’s sicher kein Problem, vielmehr - mit Zuschuss! - angenehm, ein neues Auto sich zu kaufen. (Hier „scheißt der Teufel auf den Haufen“, der buchstäblich „der größte“ ist!) Doch wie, sofern du ärmer bist, ergatterst du den Prämiensegen? Dir fehlt das Geld, hinzuzulegen, was für den „Neuen“ nötig wär’! Die Prämie gibt sich populär, jedoch begünstigt eh’r die Reichen, setzt neuerlich ein klares Zeichen, wer in Berlin die Freunde hat. Es findet klare Trennung statt: Die Armen, die den Blaumann tragen - und die mit Frack und weißem Kragen, was endlich auch die Lösung weist, warum es „Ab-Frack-Prämie“ heißt. Manfred Günther Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 41