Eine Entsorgung Aus dem erlebten Leben nacherzählt! Der Fritz hat Ahnung vom Sanieren, vom Boden legen, Tapezieren und Klempnern. Selbst in Sachen Strom und Wasser ist er autonom. So hat im Urlaub er erst neulich (die Frau Hermine fand’s erfreulich!) das Bad, die Küche renoviert und alles neu und schön möbliert. Doch gibt es beim Sanieren Reste, für die, das weiß man, ist’s das Beste - nicht dass man sie in der Natur vergräbt, in Wald und Feld und Flur, denn so verhalten sich nur Schweine! - man füllt stattdessen eine kleine, schon vorgedruckte Karte aus, bestellt den Sperrmüll sich nach Haus und wartet, bis sie uns entsorgen! Das allerdings geschieht nicht morgen, nicht nächste Woche, sondern dann, wenn man sich kaum erinnern kann und schon vergaß, dass noch im Garten die Sachen zur Entsorgung warten. Denn wenn’s auch grade nicht verschönt, man hat sich längst an sie gewöhnt! - Zurück zu Fritz. Nach sieben Wochen hat man die Abfuhr ihm versprochen: Ein Fräulein meint am Telefon: „Wir kommen übermorgen schon ..., ging das nicht richtig schnell bei Ihnen?“ Fritz könnte wohl mit Antwort dienen, doch besser schweigt er hier fein still, weil er ja nicht gefährden will, dass sie ihn endlich jetzt entsorgen! - Man sieht ihn dann am Abfuhrmorgen, rund dreißig Mal zur Straße geh’n, bis alle Sachen richtig steh’n nach Größe und - es kann nichts schaden - gut angeordnet, sie zu laden: Der alte Küchentisch mit Bank, Regale, Badezimmerschrank, gesamt grad siebzehn Möbelstücke. Ganz obenauf in eine Lücke platziert nun kunstvoll noch der Fritz das alte Klo mit Brillensitz! Und dann, ein Trinkgeld wird erfreuen, (warum soll Fritz sich also scheuen?), kommt in das Klo ein kleiner Schein, dazu zehn „Mon Chéri“ hinein. Danach, es ist schon sechs einstweilen, muss unser Fritz sich ziemlich eilen, denn mit dem siebten Stundenschlag beginnt im Werk sein Arbeitstag und dorthin ist es weit zu fahren! (Die „Abfuhr“ wollen wir uns sparen, sie findet sechs Uhr dreißig statt, verläuft auch zügig, rasch und glatt.) Am Abend folgt die fotogene und albumreife nächste Szene: Wir sehen Fritz vor seinem Haus, er sieht recht bleich und kränklich aus, als hätte er den Schlag bekommen: Fast alles wurde mitgenommen, das Mobiliar aus Holz ist weg - das Klo jedoch steht noch am Fleck ... fort ist das Geld und die Pralinen. Zwei Nachbarn steh’n mit finst’ren Mienen und schütteln ihre Köpfe so, als hätten sie noch nie ein Klo auf einem Bürgersteig gesehen! Schon bleiben auch Passanten stehen, wohl in Erwartung, dass sich jetzt gleich jemand auf die Schüssel setzt. Fritz hat genug. Er geht nach innen und ruft nach kurzem Sich-Besinnen bei seinem Umweltservice an. Und wieder ist das Fräulein dran: „Ach, ja, Sie sind’s! Gibt’s eine Klage?“ Darauf der Fritz: „Nur eine Frage: Mein Sperrmüll waren achtzehn Stück, nicht siebzehn!, eines blieb zurück und darum muss ich reklamieren! Kann’s sein, dass sich die Männer zieren, geht’s um ein Teil aus dem WC?“ Jetzt spricht das Fräulein: „Ach, herrje, das mit dem Klo sind Sie gewesen? Nun, guter Mann, Sie müssen lesen, was deutlich doch im Merkblatt steht: Ein Klo ist Bauschutt und diskret in Ihrem Hausmüll zu entsorgen, bei Ihnen also übermorgen!“ - So sieht man Fritz am Mülltermin die Tonne auf die Straße zieh’n, daneben stellt er wie empfohlen, das Klo, dass sie es endlich holen! Dann kriegt Hermine einen Schmatz und Fritz fährt an den Arbeitsplatz. - Am Abend beim Nachhause kommen, sieht Fritz, der Müll ist mitgenommen, die Tonne leer, der Inhalt weg - das Klo jedoch steht noch am Fleck ... Und wieder geht der Fritz nach innen, doch muss sich heute nicht besinnen, ruft seinen Umweltservice an und schon ist auch das Fräulein dran: „Schon wieder Sie?! Wie kann ich dienen? War heute Hausmüll nicht bei Ihnen, dann sind sie doch Ihr Klo jetzt los!“ „Im Gegenteil! Man holte bloß den Müll, die Schüssel steht noch immer! Doch fehlt mir leider jeder Schimmer, warum man scheinbar mit Bedacht mir laufend diesen Ärger macht?“ Das Fräulein drauf: „Ich hörte Schüssel und glaube, hier liegt auch der Schlüssel, für das, was Ihnen widerfuhr: Ein Klo zählt dann zum Hausmüll nur, hat man es vorher klein geschlagen!“ - Soweit der Fall. Nun wird man fragen, was unser Fritz denn weiter tat? Hier wusste Frau Hermine Rat: Statt jeder weiteren Beschwerde, füllt sie das Klo mit Gartenerde, dann pflanzt sie drei Begonien ein. Zwar sind die Blumen erst noch klein, doch bald, wenn ihre Triebe drängen und nach Begonienart dann hängen, wird auch das Klo vom Grün bedeckt und niemand weiß, was es versteckt. - Am Schluss ist dies noch darzulegen: Ein Klo bringt nicht als Klo nur Segen, auch wenn’s mit Blumen schön drapiert! (Doch wartet, bis es ausrangiert!) Manfred Günther Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 38