Wer sagt das? oder: Und meistens kommt die Gegenfrage! Nicht immer ist, was Menschen machen, zum Schmunzeln, Lächeln oder Lachen! Heut’ jedenfalls ist etwas dran, was eher traurig stimmen kann. Es geht dabei um ein Verhalten sowohl bei Jungen als auch Alten, das ohne Scham die Wahrheit beugt, doch so gerade dafür zeugt: Was wahr ist, ganz zu unterdrücken, kann letztlich keinem Menschen glücken! - Doch jetzt wird mein Gedicht konkret, indem es gleich zur Sache geht. So hört nun, wenn ich euch berichte und wie gewohnt gereimt verdichte - was leider wahr und nicht gestellt - ein Beispiel aus der Arbeitswelt. Es soll uns heute dazu nützen, ganz allgemein die Sicht zu stützen, dass eine Bosheit oft gewinnt, nur weil wir nicht beharrlich sind. Wir lassen uns auf unsre Fragen zu leicht nur Gegenfragen sagen, doch die sind eine Finte bloß! - Hier geht’s nun aber wirklich los: Ein Mann wär’ gern Abteilungsleiter, doch leider ist da noch ein Zweiter, der auf den Posten spekuliert. Und dieser Zweite ist versiert und klar der bessere von beiden. Drum kann der Erste ihn nicht leiden und hat sich heute nicht gescheut und über ihn was ausgestreut, was übel ist und frei erfunden! Nun dauert’s nur so drei, vier Stunden, bis das Gerücht die Runde macht und auch - wir haben’s uns gedacht! - das Ohr des „bess’ren“ Mannes findet. Und dieser wiederum verbindet die Bosheit der Gerüchtelist mit dem, der Mitbewerber ist - und hat’s ja auch genau getroffen! Er geht zum Ersten, spricht ganz offen, indem er ihn zur Rede stellt: „Warum um alles in der Welt muss ich von dir so Böses hören? Willst du mir meinen Ruf zerstören, damit du als Bewerber siegst und du, nicht ich, den Posten kriegst?“ Wird nun der Erste aus Gerüchten auch noch in eine Lüge flüchten? Spielt er die Unschuld, stellt sich dumm? Dreht er sich auf dem Absatz um, die Stätte eilig zu verlassen? I wo! Auch wenn es schwer zu fassen, es kommt - was heut’ ganz oben stand, ich hab’s ja anfangs schon genannt - als Antwort eine „Gegenfrage“, mit leichtem Unterton der Klage: „Wer sagt das?“, heißt sie kurz und knapp und bricht, kaum ausgesprochen, ab und lässt die eig’ne Antwort offen. Jetzt ist der andre sehr betroffen und grübelt ängstlich, sorgenvoll, was er dazu denn sagen soll? Darf er, von wem er was erfahren, dem anderen nun offenbaren? Dreht er sich um und gibt klein bei und spricht damit den andern frei, als hätte der ja nichts verbrochen? Bleibt dessen Bosheit unbesprochen, grad so, als wär’ sie nie gescheh’n? - In jedem Falle kann man seh’n, wie seltsam Menschen reagieren: Wie schnell lässt man sich irritieren, wenn einer nach den „Boten“ fragt, statt dass er einfach ehrlich sagt, dass ihre Botschaft wahr gewesen. - „Wer sagt das?“, war heut’ hier zu lesen und oft heißt’s auch: „Wo kommt das her?“ Als Antwort zählt es nimmermehr, die nämlich wär’ von solcher Sorte und fände (ehrlich!) solche Worte: „Er hat ja Recht, der dir’s verriet, ich bin ein übler Ränkeschmied!“ Noch besser wäre, er bereute: „Ich bin, wo ich Gerüchte streute, jetzt auch zum Widerruf bereit! Es war gemein und tut mir Leid!“ - In Zukunft lasst euch nicht betören, lässt einer sein „Wer sagt das?“ hören. Es geht nur darum, dass ihr’s wisst, ob er der Bosheit Täter ist! Manfred Günther Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 24