König Kunde heute Irgendwann war das mal anders! Mein Dichten heut’ ist nicht gelogen, nicht ausgeschmückt, nicht überzogen, vielmehr, auch wenn’s euch irritiert, es ist so, wie ihr’s lest, passiert und wird, das kann ich garantieren, auch immer wieder so passieren, denn einmal Angewöhntes bleibt (selbst wenn ein Heer von Dichtern schreibt, es wär’ doch seltsames Gebaren!). - Hört also, was ich selbst erfahren. Unwichtig ist das Wo und Wann, auch auf das Wer kommt’s wenig an. Es geht hier mehr um eine Haltung, die in den Ämtern, der Verwaltung, bei Ärzten auch, die man besucht, an Schaltern, wo man Karten bucht, im Baumarkt an den Info-Ständen, an die wir uns mit Fragen wenden, kurz: immer wo du Kunde bist, sehr häufig anzutreffen ist. - Jetzt aber ganz konkret zur Sache: Hier ist das Beispiel eins, ich mache da jüngst zum Baumarkt eine Fahrt, um eine Lampe in der Art von Kandelabern zu erstehen. Bei Freunden hab’ ich sie gesehen, im Sortiment des Markts jedoch klafft diesbezüglich nur ein Loch ... Das ist ein Fall, so wird man denken, nun flugs die Schritte hinzulenken zum nächstgeleg’nen Info-Stand ... Das tu’ ich auch, denn „Not erkannt, ist Not gebannt“ so wird man sagen. So also schau’ ich, um zu fragen, nun aus nach Info-Stand und -Mann und finde auch und stell’ mich dann in eine lange Menschenschlange. Nach zehn Minuten wird mir bange: Die Schlange hat sich nicht bewegt, weil jener Info-Mann erregt mit einer seiner Flammen plaudert. Er tut das brüllend laut, es schaudert die Menschenmenge, was er spricht! Denn sie wie ich, wir steh’n hier nicht des Info-Mannes Bett-Geschichten uns anzuhören! Also lichten sich jetzt die Reihen ziemlich schnell. Es war zwar ziemlich „informell“, doch leider konnt’ es nicht erhellen die Fragen, wie sie Kunden stellen: Zu „Kandelabern“ nicht ein Wort! Das Beispiel zwei führt an den Ort, an dem sich lange aufzuhalten, meist weder Jungen noch den Alten so richtig Spaß und Freude macht: Es geht - man hat sich’s schon gedacht - um Aufenthalt im Wartezimmer beim Hausarzt etwa, doch viel schlimmer in Krankenhaus und Klinikum! Doch rede ich nicht lang herum, vielmehr wird jetzt - und nicht erdichtet! - von einem Arztbesuch berichtet, der wirklich ganz genau so war: Ich musste - mehrfach jedes Jahr - (den Titel bitt’ ich zu verzeihen!) zum „Spezialist für Innereien“. Er sitzt in einer fernen Stadt, die eine große Klinik hat. Hin und zurück: Zwei-Stunden-Fahrten! Und bist du da, dann musst du warten, was uns Patienten gut bekannt. Doch wird hier einzeln jetzt genannt, wie sich für mich der Tag gestaltet: Der Wecker ist auf fünf geschaltet, denn schon um sechs geht’s aus dem Haus. Du musst zur Autobahn hinaus und fährst mit großem Unbehagen, weil „nüchtern“ und mit nichts im Magen! Um kurz vor acht bist du am Ziel und machst das Parkplatz-Suchen-Spiel. Dann beim Empfang pfeift dir die Lunge. Du gibst dein Blut und zeigst die Zunge, doch alles ist das Vorspiel nur, denn jetzt beginnt die Ochsentour: Du wartest nämlich viele Stunden! Um zwölf lässt sich’s Herr Doktor munden, du siehst, er strebt kantinenwärts, wirkt lustig, macht auch einen Scherz mit einer hübschen Krankenschwester. Du fühlst, dein Atem geht gepresster, dein Denken und dein Blut gefriert. Dein leerer Magen rebelliert und langsam hast du Zornattacken! Dein Hals schwillt an, du blähst die Backen und suchst das Glas, das du zerschmeißt ... Doch nützt es nichts, wie du ja weißt, so also wartest du ergeben. Um zwei dann endlich neues Leben im Ärztezimmer: Du bist dran! Und nach nur fünf Minuten dann verlässt du dankbar jene Stätte. Kriegst noch am Ausgang ‘ne Tablette, denn deine Werte waren schlecht! Wen wundert’s, doch dir ist es recht: Nur rasch zum Auto und dann weiter! Der Hunger wühlt als dein Begleiter so wie ein Maulwurf dir im Darm. Am Rastplatz endlich gibt es warm sechs Würste mit zwei Kilo Fritten! - Wir sind am Schluss, ich möchte bitten: Verzeiht die ziemlich enge Sicht und dann: verallgemeinert nicht, es gibt auch andere Exempel! Doch trägt der „Kunde“ oft den Stempel: ein „Störenfried“, ein „armes Schwein“! Will einer wirklich „König“ sein, dann muss er auf die and’re Seite: Werd’ Info-Mann im Markt, begleite in einer Klinik den Verlauf von schwerer Krankheit. Freu’ dich drauf! Du wirst hier frei von Widerständen dereinst dein Arbeitsleben enden, weil so ein Kunde, das steht fest!, sich (leider!) alles bieten lässt! Manfred Günther (Ich verabschiede mich für ein paar Wochen Urlaub!) Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 15