Liebe lebenslang - aber sie braucht Zeit und Pflege! Heut’ wird’s - und das ist ungewöhnlich - auch für die Leser sehr persönlich! Es geht um einen „Sachverhalt“, der lebensnah für Jung und Alt, den Arme, Reiche gleich begehren, dem weder Herz noch Willen wehren, den niemand je sich kaufen kann, der bindet, fesselt wie ein Bann, ein Ding, von Lust und Freude trächtig, zwar zart, zerbrechlich und doch mächtig, sehr schwach und doch auch voller Kraft, begleitet meist von Leidenschaft und im Gefolge sind gar Triebe ... Nun ist es klar: Das ist die „Liebe“. Doch wird heut’ kein Gewicht gelegt, auf das, was anfangs sie erregt, vielmehr es geht hier um die Sachen, die Liebe fest und haltbar machen, mit einem Wort: Wie bleibt sie neu und Menschen sich einander treu? Denn schön wär’s doch, wenn die sich lieben, auch wirklich lang beisammen blieben, denn so wird Liebe richtig rund: Ein starker lebenslanger Bund! - So will gereimt ich hier entfalten drei Punkte, die zusammenhalten, wo sonst die Liebe (heut’ gehäuft!) im Sog und Geist der Zeit verläuft ... und will mit diesem Punkt beginnen: Die Liebe lebt vom Sich-Besinnen, und täglich auch vom Blick zurück in jene Zeit, da uns das Glück der Liebe war wie Klang von Geigen. Sich zu erinnern, wird uns zeigen, wie einzig schön und wunderbar, der Anfang unsrer Liebe war, wie unzerstörbar, nicht zu mindern, von nichts und niemand zu verhindern und darum wertvoll, nicht nur bloß ein Ding auf Zeit, nein, riesengroß und für die Ewigkeit entstanden! Gewiss, so manches kommt abhanden im Lauf und unsrer Jahre Flug. Doch immer (immer!) bleibt genug, was Liebe schön macht und lebendig und darum dauerhaft ... beständig! - Der zweite Punkt: Er offenbart die Liebe in der Gegenwart! Das heißt, wir wollen neu entdecken, wo Frauen, Männer das verstecken, was einst sie sichtbar aller Welt ins Licht und in den Blick gestellt, dass nicht nur ER und SIE es sähe ... Es braucht dazu viel Zeit und Nähe, und plötzlich tritt es neu hervor, was scheinbar nur, sich lang verlor. Wenn Paare neu sich Stunden schenken, in denen sie an sich nur denken, zusammen mit dem andern sind, frei von Terminen, Zwang und Kind, vielleicht beim Reden, Tanzen, Wandern ... ganz konzentriert nur auf den andern, dann zeigt sich bald - da wett’ ich doch! - der Partner ist derselbe noch und seine Liebe nicht verglommen. - Zum Schluss hab’ ich mir vorgenommen, was heikel und doch wichtig ist: Des Menschen Lebensspanne misst von seiner Wiege bis zur Bahre im Schnitt so um die Achtzig Jahre, wobei das für die Liebe meist auch füreinander Sorgen heißt. Punkt drei blickt also jetzt ganz offen in diese Zukunft und wir hoffen, dass auch noch dann, wenn unser Arm an Kraft verliert, die Liebe warm und kräftig bleibt und dass ihr Strahlen es schafft, die Herzen auszumalen und in die letzten Winkel dringt, was, wenn sie starb, wohl nicht gelingt. So also ist, was ich gedichtet, im Grund auf diesen Zweck gerichtet: Die Liebe (auch die eure!) reicht fürs Leben, aber nehmt’s nicht leicht und meidet, was sie nur gefährdet! Was manchmal lockend sich gebärdet und nur auf Lust und Kurzweil zielt, es ist nicht wert, dass man verspielt, was wirklich Liebe heißt und dauert! Schnell sind die Herzen eingemauert und für den Neubeginn nicht frei. Die Liebe zählt stets nur bis zwei und nicht bis drei und gar noch weiter. Sie schenkt uns einen als Begleiter und ihm zur Seite führt ihr Gang. Wenn wir nur wollen: lebenslang! Manfred Günther Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 10