Tanzen für Ehepaare Eine gereimter Werbeblock für eine schöne, aber nicht ganz leichte Sache Es hat sich längst herumgesprochen: Das Tanzen stärkt auch alte Knochen (wobei hier „Knochen“ nicht wie’s scheint, den Mann bei Ehepaaren meint, nein, Fuß und Arm und Bein bei beiden!). Auch lässt es sich nur schwer vermeiden, dass unser Kopf, indem er denkt, die Richtung unsrer Schritte lenkt, um Tanzfiguren abzugehen, die bei den Tänzen vorgesehen. Wobei es Unterschiede gibt: Beim so genannten „Slowfox“ schiebt der Mann die Frau wie einen Wagen. Hingegen „Walzer“-klänge tragen die Paare schwingend durch den Raum. Der „Mambo“ wieder fordert kaum mehr Platz als Gästeklos ihn haben. So zählt es zu des Tanzens Gaben: Es tut dem Körper gut und meist beseelt’s und fördert’s auch den Geist, sofern wir uns ein wenig mühen. Wenn irgend noch Gefühle glühen, dann wird, wenn man es richtig macht, die Lebensfreude neu entfacht, der Partnerschaft zum reichen Segen! Auch ist, sich tanzend zu bewegen, in Gruppen möglich und allein, in Räumen, ob sie groß, ob klein, zu Tänzen, Rhythmen aller Sorten, zu Hause und an andern Orten. - So viel zuvor, dass man versteht, worum’s heut geht. - Jetzt wird’s konkret: Die Eheleute Schmidt aus Staden* befanden jüngst, „es kann nichts schaden, wenn sich der ält’re Mensch bewegt“! Schnell ward ein Schnupperkurs belegt, um probeweise zu erkunden, ob Tanzen Spaß macht. Sieben Stunden zum Preis von fünf war ihre Wahl, „Tanzschule Franz“ in Lautertal*. Beim ersten Mal schon war zu sehen, dass Ältere auf Tanzen stehen: Denn neben Hans und Christel Schmidt*, da machten sechzig Rentner mit und Schmidts gehörten zu den jungen. Bei manchen pfiffen schon die Lungen, ein Paar von Neunzig war dabei, der älteste war Hundertdrei. Wie dem auch sei, der Kurs war billig und alle schienen fit und willig für sieben Stunden Probetanz bei Oskar und Helene Franz*, geprüfte Lehrer aller Klassen (doch nicht bei Kassen zugelassen!). - Der Walzer war’s, mit dem’s begann, dann kamen Jive** und Foxtrott dran, danach noch Quickstep, Rumba, Tango (er gilt oft als Ersatz für Fango!), dann Cha-Cha noch mit Bumm-bumm-bumm, dann war die erste Stunde um. Die Schmidts, als sie nach Hause fuhren, bemerkten schon: Die Tanzfiguren, sie prägen schwer ins Hirn sich ein! Denn ER schwor mehrfach Stein und Bein, dass ER beim Slowfox „Links“ begänne. Doch SIE, wenn sie sich „recht besänne“, war klar für „Rechts“, (was richtig ist!). - Beim zweiten Mal nach Wochenfrist, war’n fünfzehn Paare ausgeschieden. Schmidts fühlten sich wie Invaliden, obwohl fast täglich sie geübt! Doch wurde arg ihr Spaß getrübt, weil kaum ein Schritt der ersten Stunde noch saß und richtig war. Im Grunde war alles heute wieder neu. Dabei doch hatten sie so treu die Tänze all mit heißen Sohlen, gut eingeschleift durch Wiederholen, nur leider falsch, wie sich erwies: Wo ER mit „Links“ begann war dies mit Sicherheit die falsche Richtung. Die leicht erotische Gewichtung beim Tango sah nach Wandern aus. Und immer wieder gab es Staus, weil irgendwas dem Paar entfallen. Nun gut, wie Schmidts so ging’s fast allen, man sah es dann beim dritten Mal: Zehn Paare standen noch im Saal, dabei auch Schmidts und die Uralten! - So ist zum Schluss jetzt festzuhalten: Man nehme Tanzen nicht zu leicht! Ist erst der Rentenstand erreicht, dann braucht es mehr als Lust am Tanzen! Denn Tanzen ist im großen Ganzen, besonders wenn man schon betagt, ein Ding, bei dem auch Hirn gefragt, Koordinierung und Gedächtnis. - So nehmt für heute als Vermächtnis (von einem der es wissen muss!): Zu tanzen hält dich ganz in Schuss, den Leib, Verstand und deine Seele. Drum ist, was ich euch heut’ empfehle (ich kriege keine Provision!): Versucht’s doch mal! Wir tanzen schon und wurden fit - und nicht alleine, was Hände, Arme, Füße, Beine und Hirn und Kopf betrifft und Sinn ... Auch partnerschaftlich ist’s Gewinn: Zu tanzen, lässt dich neu entflammen entfacht die Freude, hält zusammen, was sonst doch heute oft entweicht ... - Nur eins: Am Anfang ist’s nicht leicht! Manfred Günther * Namen und Orte sind geändert ** Jive - sprich: Tschaif Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 09