Euter in Aspik (Teil 1) Zunächst wird mitten aus dem Leben ein erstes Beispiel hier gegeben, bei dem’s den Lesern schon so scheint, als wäre es nicht ernst gemeint. Doch geht’s so weiter: Ich verfasse aus grad derselben Güteklasse, nur andrer Art, das Beispiel zwei. Danach folgt schließlich Nummer drei, an dem mein Dichten heute mündet, und für Teil zwei die Basis gründet. - Bis hierher war es Vorwort bloß. Jetzt aber geht es richtig los mit Beispiel eins: Die Schauspielgruppe sucht zur Ergänzung ihrer Truppe für ihre große Herbst-Tournee die eine, die von Kopf bis Zeh zu ihnen passt und für die Rollen, die sie mit ihr besetzen wollen. Das ist, so denkt man, wohl nicht schwer, denn solche Stellen locken sehr, da wird man doch ..., so will man meinen. Nur leider, das Talent der einen, die man aus vielen wählt, ist schlecht! Die Gestik, Mimik wirkt nicht echt, wenn’s ernst wird, bringt sie dich zum Lachen, und will sie dann auf lustig machen, gerät es ihr zum Trauerspiel. Im Bett des Chefs nur hat sie Stil, worin man wohl den Grund auch findet, warum man sie vertraglich bindet: Man nimmt sie, doch sie kann es nicht! - Schon geht es weiter im Gedicht: Das nächste Beispiel kommt, das zweite, mit dem ich dorthin überleite, wo auch manch seltsam Ding geschieht, wir geh’n aufs kirchliche Gebiet: Die Kirchgemeinde sucht schon länger ‘nen Pfarrer, gern Berufsanfänger, vielleicht schon älter, ganz egal, nicht gar zu dumm, auch nicht genial, nur eines will man gerne haben: Es zähle zu des Pfarrers Gaben, dass er die Menschen auch versteht und wenn er auf die Kanzel geht, dann woll’n die Menschen ihn verstehen. Auch soll er auf Besuche gehen und überhaupt, so wünscht man sich: er sei halt nett - auch äußerlich. - Das wär’ doch möglich, wie wir meinen, so gibt es sicher nicht nur einen! Doch nimmt nach dem Bewerbungsschluss das Gremium, das entscheiden muss, den ungeeignetsten von allen: Den Jungen will er nicht gefallen, den Alten geht es ebenso. Die Kirchgemeinde fragt sich, wo nur sind des Pfarrers Fähigkeiten? Er kann nicht predigen, nicht leiten und auf Besuch geht er nicht gern. Auch spielt er oft den hohen Herrn, dem niemand kann das Wasser reichen. - Wir seh’n, wie sich die Dinge gleichen: Auch hier kam’s schließlich (wie so oft!) ganz anders, als man sich’s erhofft und mancher fragt beim Resignieren: Wie nur, wie konnte das passieren! Doch bleibt’s dabei, es trifft der Satz: Der falsche Mann am falschen Platz! - Hier noch das dritte der Exempel: Ein angesagter Sushi*-Tempel, der seinen Koch durch Tod verliert, sucht einen neuen, talentiert für fischig-feine Kreationen. Die Wohnung gratis, drin zu wohnen, auch das Gehalt ist grad nicht klein, nur eins: Er soll von Japan sein. Auch hier, so wird sich jeder denken, wird’s wohl das Schicksal schnellstens lenken: So etwas wird doch rasch besetzt! Doch nein, ganz anders kommt’s zuletzt: Der neue Koch ist schließlich weiblich, ein Schwergewicht - zumindest leiblich, doch nicht, was Reis und Fisch betrifft, die meidet sie, so wie das Gift und ist auch wenig aufgeschlossen für Sojakeim und Bambussprossen. Am liebsten kocht sie Kalbsragout mit Klößen, Sauce auch dazu legiert mit Sahne und mit Eiern. Wir seh’n daran: Sie kommt aus Bayern! Und wiederum wird eines klar: Dass die Besetzung Blödsinn war! - Der erste Teil ist hier zu Ende! Beim nächsten Mal kommt dann die Wende: Wir ziehen, so viel sag’ ich schon, in eine andere Region, dann nämlich wird, was hier begonnen, „politisch“ treffend fortgesponnen, wobei die Leserschaft erfährt, was endlich auch den Titel klärt, der heut’ mein Dichten überschrieben und den, weil unerklärt geblieben, auch niemand sich erklären kann ...? - Ihr lest’s im zweiten Teil! Bis dann! Manfred Günther * Sushi = Japanisches Gericht, meist Röllchen aus gesäuertem Reis, rohem Fisch und geröste- tem Seetang Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 07