Pferdefleisch Nachbar Fritz hat eine Idee! Ich weiß nicht mehr, wie viele Male gab’s in der letzten Zeit Skandale: Gefahr für Menschen ging dabei vom Rindvieh aus, vom Hühnerei, von Schweinen und noch andern Tieren. Hormone warn’s, Mikroben, Viren, die - oft von Menschen selbst gemacht - in unsre Nahrung eingebracht, uns Lust und Spaß beim Essen trübten. Derweil die Medien sich drin übten, befeuert durch die Wissenschaft, die Seuchenangst mit voller Kraft in unsern Köpfen zu entfachen. - Bis heute, um Bilanz zu machen, kam’s nie so schlimm, wie’s erst erschien. Wie Regenwolken weiterzieh’n, so zogen auch Skandale weiter. Doch kurz nur war das Wetter heiter, schon folgte neues Ungemach dem eben erst bestand’nen nach: In Fleischlasagne haben Kunden statt Pferd auch was vom Rind gefunden. Nein, halt, es war wohl umgekehrt: Im Rindfleischbrei war was vom Pferd, was da nicht hätte drin sein sollen! Doch eh’ wir fort hier fahren wollen, sag’ ich, was leicht man übersieht: Es ist ein großer Unterschied von Viren und von andern Dingen, die potentiell den Tod uns bringen, zu etwas Pferd im Hackfleischbrei: Was, bitte, ist denn schon dabei? Wir essen’s wohl seit vielen Jahren. Es birgt, das weiß man, kaum Gefahren, nicht mehr als Rindfleisch sicherlich. Es ist - und das betone ich! - Betrug und der ist niemals richtig. Jedoch - und das erscheint mir wichtig! - besteht kein Grund zur Hysterie! Drum ist’s die falsche Therapie nun die Lasagne zu entsorgen. - Ich traf den Nachbarn Fritz heut’ Morgen. Wir sprachen über dies und das und fragten auch nach wie und was geschehen soll mit der Lasagne. Hier ist nun Fritz’ Verkaufskampagne, ich find’ sie gar nicht mal so schlecht: Zunächst - nach Lebensmittelrecht! - ist Pferd im Fleisch zu registrieren, die Packung klar zu deklarieren. Damit im Laden jedermann sich informiert entscheiden kann. Ist das gescheh’n, kommt die Reklame: Karl meint, „Land-Pony“ wär’ ein Name, der Pferdefleisch-Produkten steht. Damit der Absatz flüssig geht, gilt’s diesen fördernd zu begleiten. Im Supermarkt zu Einkaufszeiten gibt’s künftig Werbung dergestalt: Der Laden wird mit Tusch beschallt, danach ist zehn Sekunden Ruhe. Dann wiehert es aus der Tiefkühltruhe und eine Männerstimme spricht: „Land-Pony - andres will ich nicht!“ Um die Aktion gut abzurunden, gibt’s noch Geschenke für die Kunden (- nur wenn sie gute Käufer sind!), für Frauen, Männer und für’s Kind. Ab zwölf Lasagnes kriegen Damen mit Goldbuchstaben ihren Namen in Pony-Broschen eingraviert. Sind’s achtundvierzig Stück, dann ziert die Brosche noch ein Kranz aus Hafer. Ab hundert lädt TV-Koch Lafer als Preis zum Köchel-Seminar. Für alle Kinder, das ist klar, gibt’s Sammelalben an der Kasse: „Das Pony - Herkunft, Pflege, Rasse“. Drei Pferdebilder, ein Tattoo* gibt’s zur Lasagne stets dazu. Auch Männer darf man nicht vergessen: Es gibt, wenn sie nur fleißig essen, ein Aftershave mit Stallgeruch, am Etikett der Werbespruch: „Wenn meine Schläfen auch ergrauen, mein Pferdeduft gefällt den Frauen!“ - Das war sie, die Idee von Fritz. Ihr Leser meint, sie war ein Witz? Das mag ja sein, doch bin ich sicher, es wär’ der Sache förderlicher, wir hielten nicht für Pferdemist, was schmackhaft, gut und essbar ist! Manfred Günther * Tattoo - sprich: Tattuh Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 97