Profifußball Noch zu retten? Herr Walter K. hat mir geschrieben: Mein Kommentar wär’ ausgeblieben, beim Wettskandal vor Jahren schon. Man hört von mir auch keinen Ton in Sachen Stadion-Krawalle. Wie er es sieht, sind doch fast alle vom Spieler bis zum Präsident korrupt. Ihr einziges Talent ist voller Gier viel Geld verdienen. Deshalb auch, sagt er, wünscht er ihnen, (nebst Blatter*) Blattern an den Hals. Das Ausmaß jetzt des neuen Falls von Wettbetrug sei ohnegleichen!** Es brauche endlich jetzt ein Zeichen, das solchen Kriminellen wehrt! Es sei, so meint er, ganz verkehrt, zu diesen Dingen stillzuschweigen. Es ist die Zeit zum Flagge zeigen und dass man klar dazu was sagt und hier wär’ wohl auch ich gefragt! - Ich frag’ zurück: Was soll ich sagen? Ich habe ganz die selben Klagen: Der Wettbetrug ist ein Skandal, die Fan-Krawalle ein Fanal! Der Profifußball ist entartet. Wenn Politik noch länger wartet, beherrscht der Mob den Fußballplatz. Zu Gier und Geld hier noch ein Satz: Es hat etwas vom Irrealen, was Clubs heut’ ihren Spielern zahlen. Nicht anders geht’s bei Trainern zu. Und siegt ein Club, das ist der Clou, gibt’s noch was extra aus der Kasse. Es ist halt so: Die breite Masse (wie einst in Rom) will Brot und Spiel und kein Skandal ist ihr zu viel. Es ist wie Sucht, ja, wie ein Fieber. Ging’s anders zu, wär’s vielen lieber. Doch letztlich zählt für den Verein: Es müssen viele Tore sein. Die einen wird nur int’ressieren, dass ihre Spieler nicht verlieren, die Gegner seh’n das ebenso! Ein schönes Spiel macht nicht mehr froh, man muss um jeden Preis gewinnen. - Es ist wohl Zeit, sich zu besinnen! Nicht nur für mich steht eines fest: Wer Mob und Gier gewähren lässt, in Stadien haust wie die Vandalen und profitiert von Wettskandalen, der hat, wenn er das „Halt“ nicht hört, am Schluss den Fußballsport zerstört und schwer wird’s, neu ihn aufzubauen. - Ob’s klappt? Noch fehlt mir das Vertrauen. Zu oft gab’s schon den „Neubeginn“. Der Satz: „Da geh’ ich nicht mehr hin!“, der Schwur, dem Fußball abzuschwören, war viel zu laut, zu oft zu hören, gehalten hat er meist nicht lang. - Was stoppt wohl noch den Niedergang? Was kann ich Walter K. hier raten? Wie meistens helfen nur die Taten, die aber hat in Stadt und Land ein jeder selber in der Hand: Wenn viele Spiele boykottieren, dann muss und wird man reagieren! Trennt sich der Weizen von der Spreu, wird die Moral im Fußball neu und darum geht es, wie ich meine. Zum Nachdruck aber gibt’s noch eine wirksame zweite Tat: Zu Haus bleibt sonntags auch die Sportschau aus! Manfred Günther * Blatter, Joseph - umstrittener Präsident des Weltfußballverbands FIFA ** Europol deckte gerade größten Wettskandal der Fußballgeschichte auf Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 94 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 94