Das Wort... ...das man langsam nicht mehr hören kann! Mein Thema, liebe Leser, heute, traf bis vor Kurzem junge Leute. Doch wie’s auch früher schon gescheh’n, konnt’ bald kein Ält’rer widersteh’n: So kam, was Jungen vorbehalten, auch in den Wortschatz vieler Alten. Als Beispiel nenne ich hier „cool“*, daneben „echt“ und „geil“ und „schwul“. Dann „toll“ und „klasse“, „krass“ und „heftig“, doch manches Wort ist viel zu deftig, als dass ich’s auch nur schreiben mag! - Vor Jahren schon kam dann der Tag, an dem ein Wort zunächst ganz sachte, dann ungestüm Karriere machte. Es stammte aus Amerika, doch hörte man’s bald hier, bald da bei Jungen auch in Deutschen Landen. Dann kam’s für lange fast abhanden, ich dachte schon, dass es verblich. Jedoch das Wort erholte sich, ward von der Jugend erst erkoren, doch drang auch schnell in alte Ohren und sprang von dort auch in den Mund. Inzwischen ist es mein Befund: Es hat sich räumlich ausgeweitet! Kein andres Wort ist so verbreitet. Doch wird kein andres Wort wohl auch so falsch benutzt im Sprachgebrauch: Dasselbe Wort dient mal als Frage, dann auch als Antwort, die ich sage. Als Ausruf oft wie ah! und oh!, doch auch als Bitte ebenso. Ja, eigentlich, so will mir scheinen, genügt die Nennung dieses einen recht kurzen Worts für jeden Fall, zu jeder Zeit und überall, von Großen, Kleinen, Alten, Jungen, von deutschen oder fremden Zungen und schon ist alles auch gesagt. - Es könnte sein, dass ihr jetzt fragt, was für ein Wort ich hier denn meine? Als Antwort kommt hier eine kleine Zusammenstellung, wie man’s nutzt und wie es unsre Sprache stutzt, als wären wir ein Volk von Dummen, von Sprechverweigerern und Stummen: Zunächst das Wort, man spricht’s mit „...eh“, es heißt, man ahnt es schon,...“okay“ und viele gibt’s, die’s hinten dehnen, „okeeeh“ wie lehnen oder sehnen. - Jetzt aber kommt, drum passt gut auf, durch den Okay-Gebrauch ein Lauf: Frag’ Schüler nach dem ABC, du hörst nicht „A“, du hörst „okay“. Erfrag’ die Zinsen beim Bankier, er sagt dir schnell: „Die sind okay.“ Der Ober fragt: „Schmeckt das Filet?“ Jetzt sagst du selbst: „Es ist okay!“ Fragt einer „Kaffee oder Tee?“, dann reicht’s nicht, wenn du sagst „okay“. Lädt dich wer ein ins Separée, dann sagst du besser nicht „okay“. Wünscht deine Freundin dir „Ade!“, vergiss „okay“ und sag’ „o weh“! So liefe, es ist wenig heiter, die Sache noch für Stunden weiter, doch ist, was ja die Absicht war, jetzt eines sicher allen klar: Auch Menschen, die an nichts sich stören, die können eins bald nicht mehr hören... ein Wort...gibt’s jemand der’s noch kennt und uns das Wort noch einmal nennt? Ihr schweigt? Wer wird sich denn so zieren? Ihr meint, ihr könntet euch blamieren? Gibt’s wirklich niemand, der’s noch weiß? Ich schreib’ ihm ein Gedicht als Preis! - Was ist, noch immer traut sich keiner? Na also, endlich weiß es einer... sprich lauter, dass ich’s auch versteh’! - „Das Wort heißt „cool“, ist das okay?“ Manfred Günther * cool - sprich: kuhl! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 93