Telefon für alle Sinne oder: Lara muss die Oma sprechen! Die Sache, die ich heut’ bedichte, ist eine seltsame Geschichte. Sie spielt in Frankfurt*, doch zugleich in Pohlheims Ortsteil Garbenteich*. Die Spieler sind die kleine Lara*, drei Jahre alt, die Mutter Sarah*, sie wohnen in der Stadt am Main und Oma Manuela Hein* im schönen Ort in Mittelhessen. - Als viertes, fast hätt’ ich’s vergessen, spielt hier und dort das Telefon die Mittlerrolle für den Ton. - Klein-Lara ist beim Nüsseknacken, denn sie und ihre Mama backen die Plätzchen für die Weihnachtszeit. Grad ist das erste Blech soweit: Die süßesten Adventsgerüche, erfüllen schon die kleine Küche und Lara freut sich wie ein Kind sich eben freut und muss geschwind der „Omama“ davon erzählen. Sie kann am Telefon nicht wählen, doch kennt die Taste, die man drückt, für „Oma Garbenteich“... Es glückt, die Oma hat schon abgenommen. „Ach, Omama du musst gleich kommen, die Walnussplätzchen sind doch gar und duften wirklich wunderbar... riech’ mal!“ Dann herrscht in Frankfurt Stille. Die Oma rückt an ihrer Brille, sie räuspert sich, dann fragt sie an: „Sag’, Lara, bist du denn noch dran? Wenn ja, dann will ich dich mal fragen, passt denn das Hemdchen, kannst du’s tragen, das Höschen auch vom Nikolaus?“ „Schau doch!“, ruft jetzt Klein-Lara aus, dann schweigt sie wieder ziemlich lange. Jetzt wird’s der Oma langsam bange, warum nur schweigt ihr Enkelkind? Wo wohl des Kindes Eltern sind, ist sie zu Hause denn alleine? „Probier’ mal!“, meldet sich die Kleine, es knackt, dann ist es wieder still. Die Oma, weil sie’s wissen will, ruft laut: „Sag’, willst du mich verkohlen? Kannst du die Mama gleich mal holen?“ Schon hat es nochmal „Knack“ gemacht, dann meldet Sarah sich, sie lacht: „Tag, Mutti! Ach, wie ist das schade, dass du nicht hier bist, denn gerade hat Lara, so wie sie’s versteht, im festen Glauben, dass es geht, versucht, das Telefon in Händen, dir Bilder und Geschmack zu senden und nicht nur das, sogar die Luft der Küche mit dem Weihnachtsduft. Sie hat den Hörer hochgehalten, dahin, wo Düfte sich entfalten. Danach - es ging wohl, wie ich denk’, um Laras Nikolausgeschenk - hat sie ihr Röckchen hochgehoben, dazu den Pulli hochgeschoben, dann hat sie dankbar sich verneigt und Hemd und Höschen dir gezeigt, indem der Hörer, den sie führte, die beiden Teile sacht berührte. Als allerletztes bot sie dann noch an, was man auch schmecken kann: ein Walnussplätzchen, frisch gebacken. Du hörtest’s wohl im Hörer knacken? Sie hat ein Plätzchen hingelegt und dann den Hörer drauf bewegt. Das war so niedlich anzusehen! Ganz sicher wirst du jetzt verstehen, Warum das Kind nicht viel gesagt!“ - Soweit für heut’! Wenn ihr jetzt fragt, ob was ich schrieb denn wahr gewesen! Jawohl, ihr konntet heute lesen, was so passiert ist, ganz genau! (Nur war die Oma meine Frau!) Manfred Günther * Orts- und Eigennamen so verändert, dass sie sich reimen! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 89 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 89