Wie man’s macht... (Teil 10) ...dass sich die Familienfeiern übers Jahr verteilen Es gibt kaum Schlimmeres auf Erden, als wenn die Feiern lästig werden, dass etwa binnen Monatsfrist gleich sieben Mal Geburtstag ist und Leute, die man grad gesehen, schon wieder auf der Matte stehen, um kurz nach unserm Wiegenfest, bei Sohn und Ehefrau den Rest des alten Kuchens zu verzehren. (Um dann sich wohl noch zu beschweren, wobei man hörbar weiterkaut, der Kuchen wäre aufgetaut.) Auch kommt es, schon der Stimmung wegen, wohl keinem Menschen sehr gelegen, wenn, gibt’s zur Weihnacht Weihnachtsgeld, die Tochter ihre Hochzeit hält, sodass zwei Feste zu bestreiten, den Kostenrahmen überschreiten, den uns das Girokonto setzt. - Wir hör’n auf Marco Schlegel* jetzt, ein Mann von dreißig, erst seit Tagen vermählt mit Babs, gebor’ne Hagen*. Lest selbst, was er mir brieflich schreibt: „Sofern ein Mann nicht ledig bleibt, ist eines dringend zu beachten: Von Anfang an danach zu trachten, dass jedes Fest, das schwerer wiegt, in seinem eignen Monat liegt und strikt den Fehler zu vermeiden, dass sich Termine überschneiden, denn jedes Fest macht schon für sich Erholungszeit erforderlich, um für Gefühle und Gedanken, gebührend neue Kraft zu tanken. Hier ist’s mit Zufall nicht getan, benötigt wird ein Lebensplan: Wir müssen, wenn wir uns vermählen, schon gleich den rechten Partner wählen. Ist unser Wiegenfest im März, dann geht’s darum, dass unser Herz vielleicht ein liebes Herbstkind findet und sich mit diesem nur verbindet, dann nämlich ist die Zwischenzeit von Fest zu Fest genügend weit. Das erste Kind, man kann sich’s denken (auch gibt’s ja Mittel, dies zu lenken!), kommt auf die Welt im Februar. Auch ab April, soviel ist klar, ist Platz bis in die Sommerwochen. Sind Nachwuchswünsche ungebrochen, wird jeder Wunsch jetzt so gefasst, dass die Geburt in Lücken passt, die noch im Jahreslauf geblieben. - Hier wird das Weit’re kurz beschrieben: Bald kommt die Zeit, sie kommt geschwind, da Kinder selbst erwachsen sind, dann ist, wenn sie nach Partnern schauen, die Planung weiter auszubauen: Man fragt, weil man das wissen muss, noch möglichst vor dem ersten Kuss: ‘Wann, bitte, bist du denn geboren?’ Ein falscher Monat hat verloren, es wird nichts mit dem Ehebund! Doch irgendwann stimmt der Befund, die Heirat kommt und neues Leben... Und jetzt, soviel sei zugegeben, wird unsre Planung langsam schwer! So viele Zeiten gibt’s nicht mehr, die Kindsgeburten einzupassen. Doch soll man’s unversucht nicht lassen, zum Beispiel so, dass man entdeckt, was doch in ‘Altem Brauchtum’ steckt. Denn früh’r, da ging es auch mal ohne, das Bett - verkehrsberuhigte Zone und auch nicht einer starb daran! - Noch einmal: Was ich raten kann, ist dies: dem Lustprinzip entgegen, die Feste immer so zu legen, dass keins sich mit dem andern stößt. Wir feiern fröhlich und gelöst, wenn wir die Menschen der Bekanntschaft, die Onkel, Tanten der Verwandtschaft, in angemess’nem Abstand seh’n! Auch wird es sehr viel leichter geh’n im Blick auf Kuchen und Geschenke.“ Soweit Herrn Schlegels Brief. Ich denke, das, was er schreibt, ist nicht verkehrt, im Gegenteil: bedenkenswert! Manfred Günther * Namen sind verändert! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 84