Beim Orthopäden Friedrich will’s genau wissen! Bei Doktor Knoll* im Wartezimmer, sitzt seit drei Stunden Friedrich Wimmer*. Die Füße - was nicht angenehm - sind derzeit Friedrichs Hauptproblem. Drum will er Knoll, Arzt aller Kassen, nach seinen Füßen schauen lassen, er folgt damit dem guten Rat, von seinem Hausarzt Doktor Tat*. Herr Knoll zählt zu den Orthopäden, beschäftigt sich mit Knochenschäden und insgesamt mit dem Skelett. - Drei Stunden warten, ist nicht nett, drum schmerzen Friedrichs Hinterbacken, und im Genick, da hört man’s knacken, doch ist der Warteraum noch voll wie stets beim Orthopäden Knoll. Dann endlich hört man: „Friedrich Wimmer, zum Doktor ins Behandlungszimmer!“ Der Doktor grüßt, der Doktor fragt, worauf ihm Friedrich dieses sagt: „Herr Tat, mein Hausarzt, lässt Sie grüßen! Es ist etwas mit meinen Füßen, Tat bittet, doch mal nachzuseh’n. Ich kann mit meinen Füßen geh’n, auch passen sie in meine Schuhe, doch sind sie draußen und in Ruhe, scheint irgendwas nicht gut zu sein.“ Hier schaltet Doktor Knoll sich ein: „Herr Wimmer, gehen Sie doch bitte nur auf den Strümpfen ein paar Schritte, zum Fenster hin ... und nun zurück ... jetzt auf der Ferse ... nur ein Stück ... und jetzt probier’n Sie auf den Zehen so drei, vier Meter noch zu gehen ... Das klappt doch gut! Bei Ihrem Lauf fällt mir, Herr Wimmer, gar nichts auf. Doch will ich noch genauer schauen, ob Lymphe oder Blut sich stauen, drum nehmen Sie doch bitte Platz!“ Der Doktor hat beim letzten Satz Herrn Wimmer hin zum Stuhl gezogen. Nun wird der linke Fuß gebogen, gedreht und hin und her gerückt, von oben auf den Spann gedrückt. Danach die Länge und die Breite beschaut Herr Knoll die andre Seite, doch kommt am Ende zu dem Schluss, dass man hier nichts behandeln muss. Dass sagt er nun auch dem Patienten: „Herr Wimmer, bis auf den dezenten Geruch der aus den Strümpfen steigt, gibt’s nichts bei Ihnen, das mir zeigt, die Füße hätten einen Schaden. Im Gegenteil! Bis zu den Waden sind ihre Füße ganz intakt. Doch sähe ich sie gerne nackt, um auch die Haut noch zu besehen, ob dort Probleme wohl bestehen.“ Herr Wimmer, auf des Arztes Wort, macht seine Füße frei sofort. Doch jetzt, befreit von seinen Strümpfen, lässt Wimmer Knoll die Nase rümpfen. Zwar zeigt dem Arzt ein kurzer Blick, die Haut ist weder rot noch dick, auch sieht man weder Pilz noch Blase, doch kommen wie Verwesungsgase jetzt „Düfte“ von den Füßen her. Der Orthopäde atmet schwer und meint: „Jetzt haben wir’s gefunden! Ich sag’s, Herr Wimmer, unumwunden: Die Füße brauchen Seife nur und täglich eine Wasserkur, am Morgen möglichst und beizeiten, dann lösen sich die Schwierigkeiten.“ Da meint Herr Wimmer: „Ich bin froh, mein Doktor sah es ebenso. Doch wird ja allgemein empfohlen, ‘ne zweite Meinung einzuholen, zumal ja Tat nur Hausarzt ist! Sie sind ja doch der Spezialist!“ Manfred Günther * Namen geändert Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 78